Seit fast einem Jahrzehnt bedienen sich Schöpfer der Sidechain oder Layer-2-Lösungen von Bitcoin, um digitale Kunst in Form von NFTs mit Bitcoin zu verbinden. Nun hat es ein neues Projekt mit dem Namen Ordinals allerdings geschafft, NFTs mittels direkter BTC-Transaktionen auf die Blockchain zu bringen.
NFTs auf Bitcoin?
Wie wir in diesem Artikel lernen werden, ist das ein Thema, dass nicht jeden begeistert.
Warum NFTs auf Bitcoin eine komplizierte Sache sind
NFT sind nicht austauschbare, also non fungible Token, die als Eigentumsnachweis für Vermögenswerte dienen können. Allen voran für digitaler Güter wie Kunstwerke, Videos und Musikdateien. Auf Ethereum, Solana, Polygon und vielen weiteren hat der NFT-Hype schon längst um sich gegriffen, während einige Entwickler nach Wegen gesucht haben, NFTs irgendwie auf die Blockchain von Bitcoin zu bringen. Denn das ist alles andere als ein leichtes Unterfangen gewesen.
Allen voran ist wohl das größte Problem, dass NFTs einen Smart Contract benötigen. Beim Prägeprozess eines NFTs fungiert ein solcher Smart Contract als dezentraler Mittelsmann, um das Eigentum an den digitalen Vermögenswerten in jedem einzelnen NFT zuzuweisen. Wird ein NFT gekauft oder verkauft, aktualisiert der Smart Contract zudem die Eigentumsverhältnisse.
Und genau hier lag das Problem.
Zwar soll das Taproot-Upgrade eines schönen Tages die Tür für weitere Innovationen mittels Smart Contracts weit öffnen, doch bislang hat Bitcoin nur einen sehr begrenzten Smart Contract Support.
Wie bislang versucht wurde, NFTs auf Bitcoin zu holen
Tatsächlich besitzen die Bitcoin-Community und digitale Sammlerstücke eine weitreichende gemeinsame Vergangenheit. Bereits im Jahr 2014 brachte Counterparty die erste Layer-2-Lösung für digitale Vermögenswerte für Bitcoin auf den Markt. Es nutzt den eigenen Token XCP für die Vertragsabwicklung und wickelt die Transaktionen letztlich wieder über die Blockchain von Bitcoin ab.
Die Aufmerksamkeit für dieses Projekt gipfelte in 2018 und kühlte seitdem stark ab. Dennoch kann Counterparty immer noch eine aktive Gemeinschaft sein Eigen nennen und seine Vermögenswerte sogar auf Ethereum überbrücken. Noch wichtiger ist, dass Counterparty vor allem als Heimat für historische Vermögenswerte wie Rare Pepes bekannt ist, die auf Sekundärmärkten nach wie vor beträchtliche Sümmchen erzielen.
Und Counterparty ist nicht das einzige erwähnenswerte Projekt in dieser Hinsicht.
Mittlerweile als Stacks bekannt, startete damals noch “Blockstacks” 2017 ein Blockchain-Netzwerk, das Smart Contracts ausführen kann und alle Transaktionen zusammenfasst, bevor es sie auf der Blockchain von Bitcoin abrechnet. Laut dem Projekt wird dafür keine Sidechain- oder Layer-2 verwendet. Laut dem Gründer Muneeb Ali bezeihnet sich Stack selbst als “Layer 1.5”, der auf Bitcoin aufbaut.
Ähnlich wie bei Counterparty verwendet Stacks ebenfalls einen eigenen Token mit dem Ticker STX. Preislich gesehen, erlebte dieser seinen bisherigen Höhepunkt im Dezember 2021, als seine NFTs begannen, die Bitcoin-Gläubigen anzuziehen. Im Februar 2022 startete zudem eine NFT-Sammlung mit dem Namen Satoshibles eine Cross-Bridge, um NFTs auf Ethereum zu überbrücken. Ein wirklich großer Erfolg war Stacks bislang allerdings nicht.
Sowohl Counterparty als auch Stacks haben ihre NFTs also niemals direkt auf der Blockchain von Bitcoin abgewickelt. Doch genau an dieser Stelle kommt ein Projekt mit dem Namen Ordinals ins Spiel und spaltet die Bitcoin-Maxis durch seinen innovativen Ansatz in zwei Lager.
Was Ordinals ist und warum es kontrovers diskutiert wird
Ordinals ist der Newcomer in Sachen NFT und Bitcoin. Einer, der über sich Reden macht. Denn das Projekt verfolgt einen anderen Ansatz als seine Vorgänger und das gefällt manchen Bitcoin-Maxis so ganz und gar nicht.
Ordinals startete erst kürzlich im Januar diesen Jahres und es zielt darauf ab, NFT-ähnliche Vermögenswerte direkt in die Blockchain von Bitcoin einzubinden. Entwickelt wurde das Ganze von Casey Rodarmor, einem ehemaligen Mitarbeiter von Bitcoin Core. Er ermöglicht es den Nutzern seiner Kreation, einzelne Satoshis zu erkunden, zu übertragen und zu empfangen, die Daten wie Videos, Bilder oder Musik enthalten können.
Das Hinzufügen von Vermögenswerten zu einzelnen Satoshis wird als Inscription also übersetzt Inschrift bezeichnet, die in der Signatur einer BTC-Transaktion gespeichert wird.
Diese clevere Idee, Bitcoin-Blöcke mit JPEGs und Videos oder sogar spielbaren Videospielen wie Doom zu füllen, kommt bei einigen in der Bitcoin-Gemeinschaft allerdings gar nicht gut an. Sie fürchten nämlich, dass die direkte Übertragung von NFTs auf das Bitcoin-Netzwerk die Transaktionskosten in die Höhe treiben wird.
Tatsächlich ist das auch der Fall. Diese neuartigen Bitcoin NFTs nehmen derzeit einen Großteil des Block-Spaces von Bitcoin ein. Daher gingen einige sogenannten Bitcoin-Maxis sogar so weit, vorzuschlagen, dass Bitcoin-Miner dazu motiviert werden sollten, solche Bitcoin NFTs zu zensieren.
Nicht sehr “Bitcoin-haft” von ihnen, oder?
So sieht das zumindest auch Casey Rodarmor, der Ausrufe wie solche nicht nachvollziehen kann. Er schrieb auf Twitter:
Ich verstehe das Argument, dass NFTs lahm und dumm sind, aber ich verstehe nicht das Argument, dass NFTs irgendwie *illegitim* sind. Bitcoin hat sich über seinen ursprünglichen Schöpfer und Zweck hinaus entwickelt. Bitcoin ist nicht *für* einige Dinge und *nicht für* andere Dinge. Er ist einfach da.
Welchen Standpunkt jeder einzelne auch dabei vertreten mag, Ordinals hat NFTs näher zu Bitcoin gebracht als je ein anderes Projekt zuvor. Das mag einigen Schmecken oder auch nicht.