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Coinbase verlegt seinen Firmensitz nach Texas – Abkehr von Delaware soll mehr Rechtssicherheit bringen

source-logo  coin-update.de 13 November 2025 07:16, UTC
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Die größte US-Kryptobörse Coinbase hat am Mittwoch bekannt gegeben, ihre gesellschaftsrechtliche Registrierung von Delaware nach Texas zu verlegen. Damit schließt sich das Unternehmen einer wachsenden Zahl großer US-Konzerne an, die sich bewusst gegen Delaware und für Standorte mit unternehmensfreundlicherer Gesetzgebung und klareren Regulierungen entscheiden.

Der Schritt wurde in einer regulatorischen Mitteilung bestätigt, nachdem die Mehrheit der Aktionäre dem Vorschlag zugestimmt hatte. Laut Coinbase soll Texas künftig als rechtlicher Hauptsitz dienen – ein Signal, das weit über die Kryptobranche hinaus Beachtung findet.

Texas zieht Unternehmen mit klaren Regeln und niedrigen Kosten an

Texas etabliert sich zunehmend als Hotspot für Unternehmensgründungen, insbesondere für Technologie- und Krypto-Unternehmen. Gründe dafür sind die günstige Steuerpolitik, die geringere Regulierungslast und eine neue spezialisierte Wirtschaftsgerichtsbarkeit, die Streitigkeiten schneller und transparenter bearbeiten soll.

„Für Jahrzehnte galt Delaware als das Herz der US-Unternehmenslandschaft – mit vorhersehbaren Gerichtsurteilen und Respekt gegenüber unternehmerischen Entscheidungen“, erklärte Paul Grewal, Chief Legal Officer von Coinbase, in einem Gastbeitrag im Wall Street Journal. „Doch in den letzten Jahren wurde das System unberechenbarer. Texas bietet heute die Effizienz und Vorhersehbarkeit, die wir brauchen.“

Mit dieser Entscheidung folgt Coinbase einem Trend, der in den USA bereits einen eigenen Namen trägt: „Dexit“ – ein Wortspiel aus „Delaware Exit“. Immer mehr Firmen verlassen den Bundesstaat, der jahrzehntelang als Synonym für juristische Stabilität galt.

Delaware verliert seinen Glanz – Texas und Florida profitieren

Der Exodus aus Delaware beschleunigte sich zuletzt, nachdem das dortige Court of Chancery Anfang 2024 Elon Musks milliardenschweren Vergütungsplan bei Tesla für ungültig erklärt hatte. Kurz darauf zog auch Tesla seine Registrierung nach Texas um. Musk kommentierte den Schritt auf X (ehemals Twitter) mit den Worten:

„Gründen Sie niemals Ihr Unternehmen im Staat Delaware.“

Andere Unternehmen wie Trump Media & Technology Group haben ihre rechtliche Basis nach Florida, und einige nach Nevada verlegt. Allen gemeinsam ist die Suche nach größerer Flexibilität, niedrigeren Verwaltungskosten und klareren rechtlichen Rahmenbedingungen.

Coinbase reiht sich nun in diese Liste ein – und dürfte damit andere Akteure der Kryptoindustrie ermutigen, ähnliche Schritte zu erwägen.

Texas als aufstrebendes Zentrum für Krypto und Blockchain

Für Coinbase war die Wahl von Texas kein Zufall. Der Bundesstaat hat sich in den letzten Jahren zu einem der zentralen Standorte für Blockchain- und Mining-Unternehmen in den USA entwickelt. Niedrige Energiekosten, eine kryptooffene Regierung und klare gesetzliche Regelungen machen Texas für die Branche besonders attraktiv.

Bereits im Jahr 2023 hatte die texanische Regierung betont, dass sie den Bundesstaat als „Zentrum der digitalen Finanzinfrastruktur“ etablieren wolle. Gesetze zur Förderung von Mining-Unternehmen, Blockchain-Start-ups und DeFi-Projekten wurden verabschiedet, um Investitionen anzuziehen und gleichzeitig rechtliche Sicherheit zu schaffen.

Für Coinbase bedeutet der Schritt auch eine strategische Neuausrichtung: Das Unternehmen, das unter dem Kürzel COINan der Nasdaq gehandelt wird, sucht nach einem Standort, der die rechtliche Planbarkeit stärkt und operative Risiken reduziert.

„Texas hat in den letzten Jahren gezeigt, dass es ernsthaft daran interessiert ist, ein verlässlicher Partner für die Digitalwirtschaft zu sein“, erklärte Grewal weiter. „Die Einrichtung eines spezialisierten Wirtschaftsgerichts gibt Unternehmen das Vertrauen, dass Streitigkeiten fair, effizient und nachvollziehbar gelöst werden.“

Signalwirkung für die US-Kryptoindustrie

Coinbase’ Entscheidung wird als symbolträchtiger Schritt gewertet – nicht nur juristisch, sondern auch politisch. Während Washington weiterhin über eine einheitliche Regulierung für digitale Vermögenswerte debattiert, setzen einzelne Bundesstaaten auf Eigeninitiative.

Texas hat bereits mehrfach betont, dass Kryptowährungen und Blockchain-Technologien dauerhafte Bestandteile der Finanzwelt sind. Mit dem Umzug von Coinbase könnte sich der Bundesstaat endgültig als amerikanisches Krypto-Zentrum etablieren – insbesondere, da mehrere andere Krypto-Start-ups bereits ihren Betrieb dorthin verlegt haben.

Branchenanalysten erwarten, dass der Wechsel nicht nur steuerliche Vorteile bringt, sondern auch neue Arbeitsplätze und Investitionen im texanischen Fintech-Sektor fördert. Gleichzeitig könnte der Schritt politischen Druck auf Delaware und Washington erhöhen, mehr Klarheit in der nationalen Regulierung zu schaffen.

Fazit: Coinbase setzt auf Stabilität und Rechtssicherheit

Mit der Verlagerung seiner juristischen Heimat nach Texas markiert Coinbase eine neue Ära für die US-Kryptoindustrie. Der einstige Delaware-Standard verliert an Anziehungskraft, während Texas sich als Standort mit klaren Regeln, niedrigen Hürden und wachstumsfreundlicher Infrastruktur profiliert.

Für Coinbase ist der Schritt mehr als nur ein symbolischer Ortswechsel: Er steht für den Wunsch nach Transparenz, planbaren Entscheidungen und einem innovationsfreundlichen Umfeld. In einer Zeit, in der viele US-Bundesstaaten noch um den richtigen Umgang mit Kryptowährungen ringen, setzt Texas auf Offenheit – und könnte damit zum Vorbild einer neuen Krypto-Realpolitik werden.

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