Im November 2022 musste die Kryptobörse FTX Insolvenz anmelden. Nun präsentiert der Insolvenzverwalter einen Plan, wie ein Comeback auf internationaler Ebene auch Probleme mit Kundengeldern lösen könnte.
Der Bankrott der Kryptobörse FTX Ende 2022 hat die Kryptoindustrie schwer erschüttert, bis zu 9 Milliarden US-Dollar Kundengelder sollen veruntreut worden sein. Jetzt hat Insolvenzverwalter John Ray einen umfangreichen Plan vorgelegt, wie FTX restrukturiert werden und damit auch endlich Entschädigungszahlungen beginnen könnten. Kern des Vorschlags ist, die Gläubiger in drei Gruppen einzuteilen.
Demnach würde FTX im weiteren Insolvenzverfahren zwischen internationalen Ex-Kunden („Dotcom Pool“), den früheren Kunden mit Wohnsitz in den USA („U.S. Customer Pool“) sowie anderen Gläubigern („General Pool“) unterscheiden. Parallel soll FTX auf dem internationalen Markt – ohne USA – mit externen Investoren einen Neustart wagen, so der Plan. Dieses „FTX 2.0“ könnte dann aus dem Entschädigungspool für internationale Kunden Zahlungen leisten und diesen auch erlauben, sich an der neuen Plattform direkt zu beteiligen.
In einer Pressemitteilung skizziert der FTX-Interimschef Ray zudem einen Zeitplan. Im 3. Quartal 2023 sollen demnach Gespräche mit Gläubigern abgeschlossen werden und im 4. Quartal dann der abgestimmte Vorschlag zur Restrukturierung von FTX endgültig stehen. Ziel sei es, ein Gesamtpaket zu schnüren, welches einen Kompromiss auf Basis von „Gutwilligkeit“ beinhaltet, um die komplexe Situation zu lösen.
Einen Neustart von FTX hatte Ray schon im Januar ins Gespräch gebracht. Im Juni erklärte Ray, man habe rund 80 Prozent der fehlenden Kundengelder wieder zurückgewinnen können. Auf Plattformen wie Xclaim werden Forderungen an FTX derzeit mit knapp 30 Prozent ihres theoretischen Werts gehandelt.
Ein Detail am neuen Plan der Insolvenzverwalter aber bleibt für Ex-Kunden schmerzhaft. Ray schlägt vor, Forderungen, die den FTX-eigenen Token FTT betreffen, gänzlich von Entschädigungen auszunehmen. Ob sich dafür Zustimmung finden lässt, ist offen. Die Preiskurve von FTT reagierte auf den Restrukturierungsplan von FTX zunächst mit einem deutlichen Plus von 7 Prozent, musste die Zugewinne aber wenig später wieder abgeben.
Fazit: FTX Insolvenz könnte für Nicht-US-Kunden zum Abschluss kommen
Ob Ray für seine Vorstellungen vom einem „FTX 2.0“ tatsächlich neue Investoren finden und die Zustimmung von internationalen Gläubigern einholen kann, ist vorerst offen. Ex-Kunden werden sich jetzt fragen müssen, ob sie in den sauren Apfel beißen und verhältnismäßig schnelle Abwicklung einem zermürbendem, jahrelangen Verfahren vorziehen wollen. Die Fortsetzung des Prozesses gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried ist unterdessen für den Oktober angesetzt.Er plädiert auf „unschuldig“, auch wenn ihm jahrzehntelange Gefängnisstrafe droht.