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Die kontroverse Wahl der Uniswap-DAO über die richtige Brücke

source-logo  bitcoinblog.de 08 Februar 2023 05:00, UTC

Die DEX-DAO Uniswap stimmt darüber ab, wie sie welche Blockchains integriert. Zu einer großen Kontroverse und einer Kampfabstimmung führte dabei die Frage, welche Bridge die dezentrale Börse dafür verwendet.

Derzeit finden in der Uniswap-DAO einige Abstimmungen statt, von denen angenommen wird, dass sie entscheidend dafür sind, wie die Zukunft von blockchainübergreifenden dApps aussehen wird.

Kurz als Hintergrund: Uniswap ist eine dezentrale Börse (DEX), die als Smart Contract auf der Ethereum-Blockchain begonnen hat. Mit einem Handelsvolumen von 0,5 bis 4 Milliarden Dollar am Tag ist Uniswap nicht nur die größte dezentrale Börse – sondern auch weit vorne dabei im Ranking aller Krypto-Börsen. Während Uniswap am Anfang noch ausschließlich auf Ethereum lief, ging die DEX zuerst auf Rollups wie Optimism und Arbitrum, um sich dann auch auf andere Blockchains wie Polygon oder Cello auszubreiten. Im Vergleich mit Mitbewerbern wie Sushiswap oder Curve, die auf wesentlich mehr Blockchains laufen, ist Uniswap konservativ – doch wegen des hohen Volumens wegweisend. Uniswap muss nicht mit den anderen kompatibel sein – die anderen aber mit Uniswap.

Philipp Zentner, der als CEO von Li.fi ein SDK für Cross-Chain-Brücken vertreibt, kommentiert die laufenden Abstimmungen der Uniswap-DAO als „entscheidend für das Multi-Chain-Ökosystem 2023.“ Und zwar stimmen die Mitglieder der DAO derzeit darüber ab, welche Blockchains Uniswap als nächstes in Angriff nimmt. Als Stimme dienen dabei die UNI-Token, die per Airdrop im September 2020 verteilt wurden. Man kann sich die DAO wie eine ständige Aktionärsversammlung vorstellen. Einer der größten Holder ist dabei Andresen Horowitzs Risikokapitalgeber a16z mit 15 Millionen von insgesamt einer Milliarde Token, was nach wenig klingt, aber bei einer Wahlbeteiligung, die selten 100 Millionen Stimmen erreicht, ausschlaggebend sein kann.

Ende Januar und Anfang Februar begann die Wahl über zwei Blockchains bzw. Layers, auf die sich Uniswap ausbreiten soll: BNB bzw. die Binance Smart Chain (BSC) sowie das Boba Network. Boba ist eine Layer-2-Methode, die nach eigener Beschreibung fähig ist, mit dem Web2 zu interagieren, um „komplexe Algorithmen wie Maschine Learning auszuführen, Daten der echten Welt oder von Unternehmen in eine atomare Transaktion zu stecken oder mit dem letzten Status einer Gamining Engine zu synchronisieren.“ An sich folgt Boba dem Design der Optimistic Rollups, erlaubt es aber auch, an verschiedene Blockchains anzudocken und Nachrichten zu versenden. Trotz dieser attraktiven Eigenschaften ist Boba bisher eine eher unbedeutende L2, die derzeit weniger als 0,1 Transaktionen je Sekunde abwickelt und es in 30 Tagen gerade mal auf 26.000 Transaktionen brachte. Aber das kann sich bald ändern – denn die Wahl der Uniswap DAO fiel mit beinah 95 Prozent für Boba aus.

Schwieriger gestaltet sich die Wahl über die Integration der BNB-Blockchain, die sehr eng mit der Börse Binance zusammenhängt. Der Wagniskapitalgeber a16z, der sich bei anderen Abstimmungen gewöhnlich zurückhält, hat das Gewicht seiner 15 Millionen Stimmen eingeworfen, um gegen die BNB-Integration zu stimmen. Der Grund dafür ist spannend, denn kontrovers ist weniger, ob Uniswap auf BNB aufspringen soll – sondern über welche Brücke es dabei geht. Dies wird, schreibt Philipp von Li.fi, entscheidend werden. Irgendwie müssen die User ihre Token und Coins von Ethereum auf die BNB-Chain bringen. Die Entscheidung von Uniswap für eine bestimmte Brücke wird ein enormes Gewicht haben – vielleicht ein zu großes. Denn die Entwicklung von Brücken steht noch in den Kinderschuhen, ohne dass bisher abzusehen ist, welche Architektur optimal sein wird. „Wir glauben daher, dass ein agnostischer Multi-Brücken-Ansatz am besten sein wird.“ Damit unterbräche Uniswap nicht den Wettbewerb der verschiedenen Brücken zugunsten einer Variante.

Auch der Krypto-Analyst Arjun Chand, der für Li.fi den Newsletter schreibt, meint, dass man die Bedeutung der Abstimmung kaum überschätzen könne. „Ihr Ergebnis wird vermutlich bestimmen, wie blockchain-übergreifende Governance in Zukunft abläuft.“ Derzeit streiten zwei Schwergewichte – Wormhole und LayerZero – um die Krone; beide genießen die Unterstützung von Wagniskapitalgebern – Jump und a16z -, die beide ihre Stimmen in die Wagschale werfen. Nachdem der Vorschlag der BNB-Integration auf der Wormhole-Brücke beruhte anstatt auf LayerZero, lehnte a16z ihn rundheraus mit 15 Millionen Stimmen ab.

Doch wie es aussieht, wird a16z von den anderen DAO-Mitgliedern mit 40,84 Millionen Token überstimmt. Mit derzeit 72,89 Prozent dürfe der Vorschlag durchgehen. Damit gelingt es dem vermutlich größten UNI-Holder nicht, die bisher spannendste und kontroverseste Wahl der Uniswap-DAO für sich zu entscheiden.

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