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Bitcoin-Miner leiten Taproot-Aktivierung ein

source-logo  bitcoinblog.de 14 Juni 2021 07:40, UTC

Eine Supermehrheit der Miner hat Taproot, das erste große Bitcoin-Upgrade seit SegWit, akzeptiert. Damit steht der Aktivierung nichts mehr im Wege.

Das Taproot-Upgrade kann man auch als Lektion dafür verstehen, welches Tempo Bitcoin-Upgrades haben müssen. Anfang 2018 hat Gregory Maxwell Taproot vorgeschlagen. Seitdem wurde das Update entwickelt, poliert und getestet, und, vor allem: es wurde nach einem Weg gesucht, es möglichst undisruptiv zu aktivieren.

Nach langen Diskussionen und Abstimmungen durch die Miner entschieden sich die Entwickler für die „Speedy Trial“ Variante von BIP8, des klassischen Mechanismus, durch den Softforks bisher aktiviert wurden. Mit Speedy Trial können die Miner drei Monate lang signalisieren, ob sie bereit für eine Softfork sind oder nicht. Sobald über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen 90 Prozent der Blöcke ein „Ja“ enthalten, wird das Upgrade eingelockt.

Dies geschah am vergangenen Wochenende. Damit ist der Weg für Taproot frei. Bis zur Aktivierung wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Erst etwa sechs Monate nach dem „Lock in“, rund 24.000 Blöcke, wird Taproot im Bitcoin-Netzwerk live gehen. Dies wird vorausichtlich Ende November bis Mitte Dezember geschehen.

Mit der neuen Methode, Softforks zu aktivieren, wollen die Entwickler Erfahrungen umsetzen, die sie mit vorhergegangenen Softforks gemacht hat. Die sechsmonatige Verzögerung der Aktivierung soll dem Ökosystem Gelegenheit geben, die Software zu aktualisieren, um bereit zu sein, wenn es soweit ist. So sollen potenzielle Risiken von Verlusten, etwa durch Verwechslungen oder falsche Adressen, vermieden werden.

Taproot selbst ist so umfangreich wie komplex. Das Upgrade führt drei neue Features ein:

MAST (Merkelized Abstract Syntax Tree) wird Hashbäume (Merkle-Trees) nutzen, um die Bedingungen, nach denen ein Smart Contract erfüllt ist, in einem Baum von Hashes zu verbergen. Bisher haben Transaktionen, die Coins in einem Smart Contract ausgeben, sämtliche Bedingungen enthüllt, durch die dies möglich ist. Mit MAST verrät die Transaktion nur noch die Bedingungen, die auch erfüllt wurde. Alternative Bedingungen bleiben im Dunklen. Dies könnte es etwa schwieriger machen, Lightning-Transaktionen zu erkennen.

Darüber hinaus führt Taproot Schnorr-Signaturen ein. Diese sind ein seit langem gepflegter Wunsch der Core-Entwickler, den sich die Bitcoin-Cash-Community erfolgreich schon seit einiger Zeit erfüllt hat. Schnorr-Signaturen sind nativ multisig-fähig, wodurch sich die Unterschiede zwischen normalen und multisig-Adressen auflösen. Es wird etwa nicht mehr ohne weiteres zu unterscheiden sein, ob eine Adresse Teil eines Lightning-Channels ist oder nicht. Dies soll auch die Fungibilität von Bitcoins und damit die Privatsphäre stärken.

Daneben reduziert Schnorr die Größe von Transaktionen geringfügig, je nach Art um etwa 20 Prozent. Dies wird die Skalierbarkeit von Bitcoin verbessern, den Durchsatz erhöhen und potenziell die Gebühren senken.

Schließlich führt Taproot Tapscript ein, eine Modifizierung der bisherige Programmiersprache, um Skripte für Smart Contracts zu schreiben. Diese soll einerseits die Skriptsprache an MAST und Schnorr anpassen, und andererseits die Entwicklung von Smart Contracts verbessern.

Überhaupt hofft die Community sehr darauf, dass Taproot Smart Contracts auf Bitcoin beflügelt. Welche Macht Smart Contracts entfalten können, zeigt Ethereum, wo sie eine mittlerweile längst nicht mehr überschaubare Vielzahl dezentraler Anwendungen (dapps) ermöglichen. Ob Bitcoin hier durch Taproot wirklich Boden gewinnen kann, ist sehr fraglich, da die grundsätzlichen Unterschiede der Skripte in Bitcoin und Ethereum weiterhin bestehen bleiben.

Im Kern wird Taproot vielmehr die Privatsphäre von bestimmten eher nischenhaften Anwendungen eher geringfügig verbessern: So wird man nicht länger erkennen können, ob ein Smart Contract, den jemand durch mehrere Signaturen einlöst, auch erfüllt gewesen wäre, wenn eine bestimmte Anzahl Blöcke verstrichen wäre. Dies klingt nach einem Detail, kann aber potenziell Lightning-Transaktionen verschleiern.

Zunächst aber wird die Fungibilität von Bitcoin-Transaktionen durch Taproot abnehmen, da es ein weiteres Format gibt, durch welches sich Adressen und Coins unterscheiden lassen. Wenn die Bitcoin-User breitflächig auf Taproot umsteigen, wird dies jedoch zu einer Verbesserung der Fungibilität umschwenken, da sich dann die Unterscheidung zwischen den einfachen P2PKH-Adressen („1…“) und P2SH-Adressen („3…“) auflösen wird.

Auch die Erhöhung der Skalierbarkeit wird aufs Ganze gesehen erst bei weitreichender Nutzung von Schnorr einen spürbaren Effekt haben. Allerdings werden Schnorr-Signaturen schon zuvor Usern und Börsen die Chance geben, die Gebühren bei Bedarf zumindest ein Stückchen zu senken.

Insgesamt sollte man sich nicht zu viel von Taproot versprechen. Doch das Upgrade verbessert mehrere Bereiche der technischen Kerninfrastruktur – vor allem die Einführung eines neuen Signaturalgorithmus ist ein großer Sprung – und zeigt, dass Bitcoin auch im Jahr 2021 noch verändert werden kann. Die Aktivierung und die ihr vorhergegangene Diskussion zeigt schließlich, wie sorgfältig und in welch langsamem Tempo dies jedoch geschieht.

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