Monica Long, die bei Ripple die Tagesgeschäfte leitet, hat in einem Interview Pläne für 2024 konkretisiert. Der angekündigte Stablecoin werde XRP „ergänzen“, sagt sie und gibt Beispiele. Der US-Markt bleibe aber schwierig.
Ripple hat über das letzte Jahr intensiv daran gearbeitet, sein Geschäftsmodell neu aufzustellen. Vorstand Monica Long skizziert jetzt in einem Interview, wie sich das in der Praxis auszahlen soll. Dabei richten sich die Augen auf den Stablecoin, den Ripple später in 2024 auf den Markt bringen will und der an den US-Dollar angekoppelt sein soll. Long beschreibt ihn als „ergänzend“ zu Ripples bereits bestehender Kryptowährung XRP. Sie verweist auf Gespräche mit Unternehmen, die einen Stablecoin bei grenzübergreifenden Transaktionen nutzen möchten, da sie das als am kosteneffizientesten ansehen.
Auch XRP war als digitale Brückenwährung konzipiert, konnte sich aber bei Banken und Finanzdienstleistern nie im großen Stil durchsetzen. Long verweist nun auf große Währungskorridore wie US-Dollar zu Euro, wo genügend Liquidität vorhanden ist und man XRP nicht brauche. Hier werde Ripple Stablecoin punkten. Aber bei vielen Landeswährungen etwa in Afrika oder im Nahen Osten sei die Situation anders. Dort würden bei internationalen Überweisungen immer noch oft 10 Prozent Gebühren anfallen und es gäbe Liquiditätslücken. Laut Long wird in solchen Fällen XRP weiterhin seine Rolle finden.
Generell meint Long, der Markt für Stablecoins lasse noch viel Raum für neue Vertreter. Platzhirschen wie Tether und USDC können derzeit rund 160 Milliarden US-Dollar als Stablecoins abbilden, aber schon in wenigen Jahren würden 3 Billionen nachgefragt, prognostiziert sie. Ripple werde einen qualitativ hochwertigen Stablecoin launchen. Helfen dabei soll das FinTech Standard Custody & Trust, welches Ripple jüngst übernommen hat. Dieses verfügt über eine Zulassung in New York und könnte quasi als Startrampe dienen. Ausrollen wolle man den Stablecoin zunächst an bestehende Ripple Kunden und Partner, so Long.
Bei Fragen nach dem US-Geschäft und dem Gerichtsstreit mit der US-Börsenaufsicht SEC geht Long nicht in Details. Der erste Gerichtserfolg vom letzten Jahr sei für Ripple und XRP zwar ermutigend und hilfreich gewesen. Doch die SEC lasse von ihrem „Krieg gegen Krypto“ nicht ab, was das US-Geschäft behindere. Sie verweist auf Ermittlungen der SEC gegen andere Krypto-Unternehmen und daraus resultierend Banken, die ihre Bereitschaft reduzieren, digitale Anlageklassen in ihre Angebote aufzunehmen. Zu einem für diesen Sommer erwarteten zweiten Urteil bei SEC vs. Ripple und XRP äußerte sich Long nicht.
Fazit: Ripple will mit Stablecoin neues Kapitel aufschlagen
Monica Long muss sich in dem ausführlichen Interview keine kritischen Fragen zu Ripple und XRP gefallen lassen und kann so ein Loblied auf Visionen singen. Aus Sicht von Anlegern ist aber Skepsis zu empfehlen, ob unter dem Dach von Ripple wirklich genügend Platz für XRP und einen Stablecoin ist – unsere Analyse dazu findest du hier. Klar bleibt: Mit Übernahmen von Standard Custody & Trust in den USA und Metaco in der Schweiz hat Ripple entscheidende Vorarbeit für den Launch eines eigenen Stablecoins erledigt und wird sich vorerst auf dieses Vorhaben konzentrieren.