- 2017 gründete Changpeng Zhao die Kryptobörse Binance und machte sie mit einem täglichen Handel von 20 Milliarden Dollar zur größten der Welt.
- Doch seine eigenwillige Auslegung des Geldwäschegesetzes brachte ihm eine Geldstrafe von 4,3 Mrd $ ein, und 2023 musste er als CEO von Binance zurücktreten.
Zhaos enormer Reichtum, der größtenteils aus seinen beträchtlichen Anteilen an der Binance Holdings Ltd. stammt, brachte ihn an die Spitze der Liste der reichsten Menschen der Welt; auf dem Höhepunkt des Kryptowährungsbooms erreichte sein Nettovermögen über 15 Milliarden Dollar.
Kindheit und Schulzeit
Am 5. Februar 1977 wurde Changpeng Zhao in der Provinz Jiangsu, China, geboren. Um zu promovieren, zog sein Vater, Shengkai, 1984 nach Vancouver, Kanada. Der Einwanderungsantrag wurde schnell bewilligt, weil der Umzug der Familie Zhao 1989, kurz nach dem Massaker auf dem Tian’anmen-Platz in Peking stattfand.
In Kanada lernte Zhao neue Möglichkeiten und Perspektiven kennen. Dazu gehörte auch ein 7.000 Dollar teurer 286er MS-DOS-Computer, den sein Vater kaufte und der sein Interesse an der Programmierung weckte.
Zhaos frühes IT-Interesse legte den Grundstein für seine späteren Aktivitäten. Nachdem er Programmierkurse belegt hatte, erwarb er schließlich einen Abschluss in Informatik an der McGill University. Mit diesem akademischen Hintergrund verfügt Zhao über das technologische Know-how, das ihm half, sich in der sich entwickelnden Kryptowährungsbranche zurechtzufinden und etwas eigenes zu schaffen.
Entwicklung und Gründung von Binance
Nach Abschluss seines Studiums begann Zhao eine berufliche Karriere und arbeitete für eine Reihe angesehener Unternehmen. Zunächst arbeitete er als Auftragnehmer für die Tokioter Börse, wo er die Grundlagen des Tradings erlernte.
Danach wurde er Mitglied von Bloomberg Professional Services und leitete von 2001 bis 2005 die Entwicklung des Tradebook Futures. Durch diese Tätigkeiten erwarb Zhao ein umfassendes Wissen über Finanzmärkte und Handelssysteme.
Zhaos unternehmerischer Drang brachte ihn schnell dazu, ein IT-Beratungsunternehmen mitzugründen. Er zog nach Singapur, gründete Fusion Systems und danach Bijie Tech, ein Unternehmen für cloudbasierte Börsendienste. Aber die Situation mit Kryptowährungen in China wurde immer schwieriger. Im März 2017 begannen die Behörden, hart durchzugreifen. Diese Situation brachte Zhao auf die Idee, seine eigene Bitcoin-Börse zu gründen.
Binance ging im Juli 2017 an den Start. Trotz der unmittelbaren Hindernisse – China verbot im September 2017 alle Kryptobörsen – passte sich Binance schnell an. Anstatt sich in einem Land niederzulassen, beschloss er, mit Binance, vollständig dezentral und ohne eine offizielle Niederlassung zu arbeiten. Dieser kalkulierte Schritt half Binance, rechtliche Hindernisse zu überwinden und schnell zu expandieren.
Das große Angebot an Dienstleistungen und der kreative Ansatz von Binance zogen sehr schnell Kunden aus der ganzen Welt an.
Mit einem täglichen Spot-Handelsvolumen von mehr als 10 Milliarden Dollar und einem Derivatehandel von fast 50 Milliarden funktioniert die Plattform inzwischen weltweit. Nicht zuletzt dank Zhaos Vision und Ausrichtung hat Binance einen rasanten Aufstieg hingelegt und ist heute ein wichtiger Akteur in der Kryptowährungsbranche.
Konflikt mit dem Gesetz und erzwungener Rücktritt
Der schnelle Aufstieg von Binance verlief jedoch nicht ohne Kontroversen. Die US-Börsenaufsicht SEC klagte Binance und Zhao im Juni 2023 in dreizehn Punkten an.
Zu den Anklagepunkten gehörten der Betrieb von Broker-Dealern, Clearing-Agenturen und unregulierten Börsen sowie die Veruntreuung von Kundengeldern. Die SEC warf Binance vor, die Handelsvolumen durch angeschlossene Market Maker manipuliert zu haben und finanzstarken US-Kunden den Handel auf seiner Plattform zu ermöglichen, obwohl sie öffentlich das Gegenteil behaupteten.
Die rechtlichen Probleme spitzten sich im November 2023 zu, als sich Zhao schuldig bekannte, gegen den Bank Secrecy Act (BSA) verstoßen zu haben, weil er Binance nicht wie vorgeschrieben ein strenges Programm zur Bekämpfung der Geldwäsche eingeführt hatte.
Darüber hinaus gab die US-Justiz bekannt, dass Binance sich zur Zahlung von Geldbußen in Höhe von insgesamt 4,3 Milliarden Dollar verpflichtet hatte. Diese Einigung war eine der größten Geldstrafen, die je verhängt wurde. Binance musste Compliance-Verfahren einführen und deren Einhaltung zwangsweise von externer Seite überwachen lassen.
Nach diesen Ereignissen verließ Zhao Binance als CEO, um sich auf die Lösung des rechtlichen Problems seiner möglichen Verurteilung zu einer langjährigen Haftstrafe zu konzentrieren – was ihm gelang: Er kam mit vier Monaten davon, die er allerdings absitzen muss. Zurzeit wartet er auf seine Ladung zum Haftantritt.
Richard Teng, bis dahin globaler Leiter der Regional-Märkte, ersetzte Zhao als CEO. Binance räumte seine früheren „Fehlentscheidungen“ ein und versprach, sein Compliance-System zu reorganisieren und zu verbessern.
Zhao privat
Zhao führt ein eher ruhiges Privatleben und gibt nur wenige Informationen preis. Als seine Familie nach Kanada ging, war er zwölf Jahre alt und erlebte eine große kulturelle Umstellung. Bevor sein Vater einen Computer kaufte, machte er eine Reihe von Gelegenheitsjobs, unter anderem bei McDonald’s. Seine anschließende Ausbildung und sein früher Umgang mit der Technologie bereiteten ihn auf seinen späteren Erfolg im Krypto-Sektor vor.
Zhaos Perspektive
Zhaos Einfluss auf die Kryptobranche ist auch nach seinem Rücktritt und seiner Verurteilung noch immer beträchtlich. Binance änderte das Service-Angebot und passte sich an die rechtlichen Rahmenbedingungen an. Das Engagement des Unternehmens für Compliance und Umstrukturierung wird entscheidend sein, um auf dem stark regulierten Kryptowährungsmarkt weiter zu bestehen.