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Sam Bankman-Fried: 10 verrückte Fakten über den angeklagten FTX-Founder

source-logo  trendingtopics.at 03 Oktober 2023 11:06, UTC

Heute hat in den USA wohl einer der größten Gerichtsfälle rund um die Krypto-Szene begonnen. Sam Bankman-Fried, kurz SBF, steht in New York nun vor Gericht. Die Klage ist dabei enorm: Die US-Börsenaufsicht SEC hat den 31-jährigen US-Amerikaner wegen milliardenschweren Betrugs angezeigt. Dem Gründer der gefallenen Kryptobörse FTX wird vorgeworfen, auf betrügerische Weise Milliarden von Dollar von Investoren gesammelt und Gelder von FTX-Handelskund:innen missbraucht zu haben. Die Fakten rund um den Fall sind spektakulär und – um ganz ehrlich zu sein – ziemlich verrückt. Wir zeigen einige der bizarrsten Informationen über Sam Bankman-Fried.

Sam Bankman-Fried: Der unglaubliche Aufstieg und Fall des FTX-Gründers

1. SBF drohen bis zu 110 Jahre Haft

Bankman-Fried hat der SEC-Klage zufolge jahrelangen Betrug geplant und durchgeführt, er soll via FTX mit Sitz auf den Bahamas seit mindestens Mai 2019 mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar von Anleger:innen eingesammelt haben, darunter etwa 1,1 Milliarden US-Dollar von etwa 90 in den USA ansässigen Investoren. Dementsprechend enorm ist auch das mögliche Strafmaß: Bis zu 110 Jahre Haft drohen dem 31-jährigen. SBF weist die Vorwürfe übrigens vehement zurück und hat in einer ersten Anhörung im Jänner auf „nicht schuldig“ plädiert.

2. Er wohnte zuletzt mit Fußfessel bei seinen Eltern mit Internet-Verbot

Im vergangenen Dezember wurde SBF auf den Bahamas verhaftet. Seitdem lebt er in Palo Alto, Kalifornien, bei seinen Eltern. Hier musste der FTX-Founder eine Fußfessel tragen und hatte zeitweise ein Internet-Verbot. Dieses Verbot war keine bloße Lappalie, sie sollte unter anderem verhindern, dass der Angeklagte Zeugen beeinflusst.

3. Bankman-Fried sitzt jetzt schon wegen Zeugenbeeinflussung im Gefängnis

Laut der Staatsanwaltschaft hat ihn das Internet-Verbot jedoch nicht daran gehindert, trotzdem zu versuchen, das Verfahren zuvor zu seinen Gunsten zu manipulieren. Im August wurde Bankman-Fried in ein Gefängnis überführt, weil er angeblich zweimal Zeugen beeinflussen wollte, unter anderem, indem er Dokumente an die Medien weitergab.

FTX: Es fehlen Assets im Wert von 8,7 Milliarden Dollar

4. SBF wollte Profit und noble Ziele verbinden

Bankman-Fried wirkt im Zuge des FTX-Gerichtsfalls so gut wie ausschließlich wie ein Bösewicht. Doch trotz seiner Profitmacherei und des (mutmaßlichen) Milliardenbetrugs hatte der FTX-Founder immer auch überraschend noble Ziele. Denn der Entrepeneur ist ein Anhänger der Idee des „Effektiven Altruismus“, laut der es nötig ist, viel Geld anzuhäufen, um dieses dann in wohltätige Vorhaben zu investieren. Er ist ein Mitglied der Charity-Organisation Giving What We Can und spendet nach eigenen Angaben regelmäßig einen großen Anteil seines Vermögens für gute Zwecke. Ob sein soziales Engagement jedoch die gewaltigen Schäden, die der angebliche Milliardenbetrug verursacht hat, aufwiegen kann, ist jedoch fraglich.

5. Er wollte Donald Trump fünf Milliarden Dollar für den Nichtantritt zur Wahl geben

Auch politisch war Sam Bankman-Fried bislang immer sehr aktiv. Er gilt als ein großer Unterstützer der US-Demokraten. Kurz vor den US-Midterm-Wahlen im vergangenen November hatte er etwa 40 Millionen Dollar an Spenden für die Partei der Demokraten hingeblättert. Doch die größte Summe wollte er dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump vor den kommenden Wahlen im Jahr 2024 bieten. Laut CNBC sollte diese Summe jedoch nicht etwa dazu dienen, Trump zu unterstützen, sondern vielmehr dazu, ihn von einem erneuten Antritt zur Wahl abzubringen.

6. Sam Bankman-Fried wurde durch einen Krypto-Exploit reich

Im Jahr 2017 rief der ehemalige MIT-Student und Mitarbeiter bei Jane Street Capital sein heute berüchtigtes Unternehmen Alameda Research, eine quantitative Trading-Firma, ins Leben. Ihm zufolge war es ein „Ein-Mann-Unternehmen“, er betrieb Kryptohandel von seiner Wohnung im kalifornischen Berkeley. Hierbei wurde er jedoch schnell reich und berühmt, und zwar, indem er eine Eigenheit im Krypto-System ausnutzte – das sogenannte „Kimchi-Premium“.

Dabei handelt es sich um eine Diskrepanz beim Bitcoin-Preis in weiten Teilen Asiens und dem Preis im Rest der Welt. Bankman-Fried gilt als der einzige Händler, von dem bekannt ist, dass er diesen Unterschied effektiv zu seinem Vorteil nutzen konnte. An einem einzigen Tag schaffte er es auf diese Weise, 25 Millionen Dollar in Krypto-Assets anzuhäufen.

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wegen geplanten milliardenschweren Betrugs angeklagt

7. FTX hatte mal eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar

2019 gründete SBF dann seine eigene Kryptobörse FTX, die schließlich sein Untergang sein sollte. Doch während nur bei der Erwähnung dieser drei Buchstaben heute vielen Investor:innen wohl ein kalter Schauer über den Rücken läuft, war die Exchange einmal eine ganz große Nummer. Hochklassige Geldgeber wie Sequoia Capital, SoftBank Vision Fund 2, Lightspeed Venture Partners oder Tiger Global beteiligten sich, eine Finanzierungsrunde kam nach der anderen. Im Jahr 2022 hatte die Kryptobörse eine Hammer-Bewertung von 32 Milliarden Dollar. Heute ist es wohl kaum nötig zu sagen, dass diese Bewertung wohl nicht sehr realistisch war. Im März zeigte sich bei FTX ein gähnendes Finanzloch von etwa 8,7 Milliarden Dollar (wir berichteten).

8. Er pitchte um Millionen und spielte gleichzeitig League of Legends

Bei all diesen Mega-Finanzierungsrunden muss Bankman-Fried sich bei seinen Pitches aber mächtig ins Zeug gelegt haben, oder? Nicht wirklich, wenn man einer Anekdote von Ramnik Arora, damals Head of Product bei FTX, Glauben schenkt. Demnach soll SBF während eines Pitches mit Sequoia, der in einem Zoom-Call stattfand (und möglicherweise bei den anderen Pitches auch), die ganze Zeit „League of Legends“ gespielt haben. Bedenkt man, dass es bei diesen Pitches um gewaltige Beträge ging, ist das durchaus beeindruckend. Das fanden auch die Investor:innen, die schillernde, selbstsichere und etwas großspurige Art des Founders galt als Beweis dafür, dass FTX eine sichere Anlage war. Doch die Realität konnte mit diesem Image nicht mithalten.

9. Sam Bankman-Fried war mit 30 Jahren Milliardär

Sieht man sich an, wo Sam Bankman-Fried heute ist, fällt es schwer zu glauben, dass er erst vor einem Jahr noch zum Milliardär wurde. Im Frühjahr 2022 wurde Bankman-Fried 30 Jahre alt, und trotz vieler turbulenter Entwicklungen auf dem Krypto-Markt im Jahr 2021 schien es kaum besser laufen zu können. Anfang des Jahres hatte FTX frische 400 Millionen Dollar eingesammelt und so die Bewertung auf stolze 32 Milliarden Dollar erhöht. Sam Bankman-Fried war mit seiner Exchange zum Milliardär geworden.

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10. Ein Twitter-Streit besiegelte sein Schicksal

Besonders absurd ist, wie es überhaupt zu SBFs Untergang kam. Denn alles ging im Grunde mit einem Streit auf Twitter los, und zwar mit Changpeng „CZ“ Zhao, dem CEO von Binance. Denn Zhao drohte damit, den hauseigenen FTX-Token (FTT) abstürzen zu lassen. Es wurde zuvor berichtet, dass Alameda Research Assets im Gegenwert von 14,6 Milliarden Dollar „under Management“ hatte – und davon 2,16 Milliarden in Form von FTT. Weitere Assets von Alameda Research waren vor allem Token von Projekten, zu denen Bankman-Fried große Nähe hatte, darunter Solana. Hier stellte sich die Frage, ob die FTX-Token überhaupt einen Wert haben.

Nun wurden Vorwürfe laut, dass Bankman-Fried ein Schneeballsystem aufgebaut habe. Deswegen reagierte Zhao, eigentlich ein ganz früher Investor von FTX, mit der Drohung, alle noch in den Binance-Büchern befindlichen FTT zu liquidieren. Seitdem ist FTX in eine nicht enden wollende Abwärtsspirale geschlittert. Es kam schnell zu einem Absturz der Token, die mit Bankman-Fried in Verbindung standen, und auch zum Auszahlungsstopp der Exchange. Zwischenzeitlich stand sogar die Übernahme durch Binance zur Debatte. Doch nach dem Rückzieher von Zhao gab es keine Rettung mehr.

Seit 11. November 2022 befindet sich FTX in einem Insolvenzverfahren und Sam Bankman-Fried steht vor Gericht. Sechs Wochen soll das Verfahren dauern. Was am Ende mit SBF, dem einstigen Krypto-Wunderkind, Super-Entrepeneur und Jungmilliardär passieren wird, steht noch in den Sternen. Aber bereits jetzt ist die Geschichte des FTX-Gründers faszinierend, wenn auch möglicherweise nur durch ihre Skurrilität.

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