Der chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen Kaixin hat Pläne zur Ausweitung des Geschäftsbereichs bekannt gegeben. Dafür erwägt das Unternehmen laut der Pressemitteilung die Übernahme eines führenden Bitcoin-Mining-Betriebs im Nahen Osten durch den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung.
Kaixin Holdings
Obwohl die jährlichen Wachstumsraten des E-Auto-Herstellers Kaixin Berichten zufolge über dem Durchschnitt der Branche liegen, verzeichnete das Unternehmen im letzten Jahr einen Umsatzrückgang um 81 Prozent. Um den Geschäftsbereich zu diversifizieren, setzt das Unternehmen nun anscheinend auf den wachsenden Markt der dynamischen Kryptowährungsbranche und plant die Übernahme eines führenden Mining-Unternehmens im Nahen Osten. Dies soll die Rentabilität, das Wachstum und die Nachhaltigkeitsstrategie von Kaixin fördern. In den Übernahmeplänen nennt das Unternehmen jedoch weder das Investitionsvolumen noch die betroffene Mining-Firma und dessen Firmensitz.
Welches Unternehmen könnte gemeint sein?
Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass das „führende Mining-Unternehmen im Nahen Osten“, das Kaixin übernehmen will, mit kosteneffizienten BTC-Mining-Maschinen arbeiten und auch End-to-End-Cloud-Hosting-Dienste anbieten soll. Zudem soll die Anlage über eine langfristige und stabile Energieversorgung verfügen.
Das größte Mining-Unternehmen im Nahen Osten ist Phoenix Group. Es ist vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aktiv, die durch ihre reichlichen Öl- und Gasvorkommen sowie ihre Investitionen in Atom- und Solarkraft über ausreichend Energie verfügen. In Kooperation mit dem Staatsfonds von Abu Dhabi hat Phoenix in den VAE eine 200-Megawatt-Bitcoin-Mining-Anlage mit wassergekühlten ASIC-Minern vom Hersteller Whatsminer errichtet.
Parallel dazu ist Phoenix auch an einem 150-Megawatt-Mining-Pilotprojekt im Oman beteiligt, das zusammen mit Green Data City vorangetrieben wird. Die Mining-Unternehmen Green Data City und Exahertz International sind die beiden einzigen Unternehmen, die eine Mining-Lizenz vom Oman erhalten haben.
Mit der Übernahme von Phoenix würde Kaixin eine gute Positionierung in den VAE erhalten und dabei staatliche Unterstützung genießen – insbesondere in Bezug auf die Energiezuweisung und die Preisgestaltung des Stroms. Zusätzlich würde der E-Auto-Hersteller die bereits vorhandene Lizenz für das Mining im Oman nutzen können, wo durch ein vergleichsweise kühleres Klima der Betrieb kostengünstiger wäre als in den VAE.
Ob Phoenix Group tatsächlich das Ziel von Kaixins Übernahmeplänen ist, bleibt jedoch so lange eine Spekulation, bis weitere Details bekannt sind.
China öffnet sich erneut der Branche?
Aufgrund der Übernahmepläne liegt die Vermutung nahe, dass die Entscheidung von Kaixin dem allgemeinen Trend chinesischer Unternehmen – und somit letztlich der chinesischen Regierung – folgt, sich erneut der Branche zu öffnen, nachdem im Jahr 2021 der Handel und das Mining im großen industriellen Maßstab in China eingeschränkt wurden und China den Status als Land mit dem weltweit größten Hashrate-Anteil des Bitcoin-Netzwerks eingebüßt hat. Die mediale Berichterstattung ordnete das Vorgehen der chinesischen Regierung als Verbot von Kryptowährungen und dem Mining in China ein.
Tatsächlich konnte sich China schon nach einigen Monaten nach den Einschränkungen eine der Hashrate-Spitzenpositionen zurückerobern und trotz des „Verbots“ den zweiten Platz behaupten – hinter den USA, wo sich zunehmend Mining-Unternehmen angesiedelt haben.
Die chinesischen Mining-Unternehmen sind jedoch nicht nur in China wieder teilweise aktiv, sondern haben währenddessen auch im Ausland zahlreiche Anlagen errichtet. Sie dominieren die Branche vor allem in manchen afrikanischen Ländern, wie zum Beispiel Äthiopien. Ob und wann tatsächlich ein Umdenken bezüglich der Haltung gegenüber Kryptowährungen in China stattfindet und China sich entweder für Bitcoin und Co. entscheidet, um international keine Nachteile zu erleiden, oder sich als Gegenpol zu den USA weiterhin dagegen ausspricht, wird sich vermutlich schon in naher Zukunft zeigen.