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Der IWF warnt: An den US-Dollar gekoppelte Stablecoins könnten die Stabilität von Schwellenländern gefährden

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Calvin James

In seinem Bericht vom Dezember 2025 warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den potenziellen Risiken, die von an den US-Dollar gekoppelten Stablecoins für Schwellenländer ausgehen. In dem Bericht wird argumentiert, dass diese Stablecoins Währungssubstitutionen fördern und Kapitalabflüsse in Ländern mit fragilen Volkswirtschaften begünstigen könnten.

Stablecoins und die Risiken der Währungssubstitution

In seinem Bericht weist der IWF darauf hin, dass an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins in Ländern mit hoher Inflation oder instabilen Währungen zu einer Währungssubstitution führen könnten. Die Bevölkerung könnte sich dann von ihrer nationalen Währung abwenden und stattdessen an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins verwenden. Die Folge wäre eine Schwächung der Zentralbanken hinsichtlich ihrer Währungssysteme, wodurch die nationale Wirtschaftsstabilität untergraben würde.

Stablecoins wie USDT und USD Coin (USDC) werden bereits häufig für den Kryptohandel und grenzüberschreitende Transaktionen genutzt. Der IWF äußert Bedenken, dass die zunehmende Nutzung von Stablecoins den Wert lokaler Währungen in anfälligen Volkswirtschaften mindern könnte. Dieser Trend könnte insbesondere in Schwellenländern schädlich sein, da der Inflationsdruck dort die Kaufkraft der nationalen Währung bereits schwächt.

Diese Risiken werden dadurch verschärft, dass sich Stablecoins leicht dazu nutzen lassen, Maßnahmen zur Kontrolle des Kapitalverkehrs zu umgehen. Der IWF warnt davor, dass solche Maßnahmen untergraben werden könnten, wodurch Kapital leichter aus Ländern mit wirtschaftlichen Turbulenzen abfließen könnte. Dies könnte Finanzkrisen verschärfen, da die Bevölkerung Stablecoins als sicherere Alternative zu ihrer nationalen Währung wählen könnte.

Begrenzter Markteinfluss von Stablecoins

Trotz der Bedenken des IWF argumentieren einige Experten, dass der Markt für Stablecoins nicht groß genug ist, um einen wesentlichen Einfluss auf Schwellenländer zu haben. Laut Noelle Acheson, Autorin von „Crypto is Macro Now“, machen Stablecoins nach wie vor nur einen kleinen Teil der globalen Währungsströme aus. In ihrer Antwort an CoinDesk betont Acheson, dass Stablecoins vor allem im Kryptobereich genutzt werden und nicht als weitverbreitete Alternative zu Fiatwährungen.

Sie führt weiter aus, dass der Markt für Stablecoins zwar von 5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf fast 300 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 gewachsen ist, aber weiterhin ein Nischenmarkt bleibt, der hauptsächlich für den Kryptohandel genutzt wird. Stablecoins würden häufig zur Finanzierung von Kryptokäufen an Börsen wie Binance verwendet. Dies bedeute, dass ihre Nutzung weiterhin primär auf den Kryptosektor beschränkt sei. Acheson ist der Ansicht, dass es verfrüht sei, eine bedeutende Rolle von Stablecoins in den globalen Finanzsystemen oder signifikante Kapitalabflüsse in Schwellenländern zu erwarten.

David Duong, Leiter der institutionellen Forschung bei Coinbase, teilt diese Ansicht. Er argumentiert, dass Stablecoins aufgrund ihres begrenzten Umfangs wahrscheinlich keine systemischen Risiken für Schwellenländer darstellen. Duong weist außerdem darauf hin, dass traditionelle Finanzmechanismen wie die Rückzahlung von Anleihen und Aktien nach wie vor die Kapitalströme dominieren. Dies deutet darauf hin, dass Stablecoins allein kurzfristig wahrscheinlich keine dramatischen Auswirkungen auf die makroökonomische Stabilität haben werden.

Der aktuelle Stand der Stablecoin-Transaktionen

Daten des IWF zeigen, dass grenzüberschreitende Stablecoin-Transaktionen seit Anfang 2022 jene von ungedeckten Kryptowährungen wie Bitcoin übertreffen. Obwohl der Gesamtmarktanteil von Stablecoins im Kryptobereich noch gering ist, nimmt ihre Nutzung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr stetig zu. Die Asien-Pazifik-Region ist weltweit führend beim Stablecoin-Volumen. BIP-bereinigt repräsentieren jedoch Schwellen- und Entwicklungsländer (EMDEs) einen größeren Anteil der gesamten Stablecoin-Transaktionen.

In diesen Ländern haben sich Stablecoins zu einem beliebten Instrument für Transaktionen und Kapitalbewegungen entwickelt, insbesondere in solchen, die mit Inflation oder Währungsabwertung zu kämpfen haben. Da diese Märkte von Zuflüssen nordamerikanischer Stablecoins abhängig sind, bleibt die Nachfrage nach an den US-Dollar gekoppelten Vermögenswerten hoch. Zwar ist das Gesamtvolumen der Stablecoin-Transaktionen in diesen Regionen im Vergleich zum globalen Zahlungsverkehr noch gering, doch ihre Rolle in den Finanzsystemen der EMDEs gewinnt kontinuierlich an Bedeutung.

Aufgrund der zunehmenden Nutzung von Stablecoins sind Schwellenländer besonders anfällig für Verschiebungen der Kapitalströme. Der IWF-Bericht hebt hervor, dass im Falle einer makroökonomischen Panik die Kapitalbewegungen über Stablecoins die Finanzinstabilität verschärfen könnten. Dies könnte Kapitalabflüsse aus Ländern beschleunigen, die bereits mit Währungsabwertungen oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

An den US-Dollar gekoppelte Stablecoins und die Weltwirtschaft

Der IWF hebt zudem die enorme Bedeutung des US-Dollars für die Weltwirtschaft hervor. Obwohl Stablecoins wie USDT und USDC eine Alternative zu traditionellen Währungssystemen bieten, ist der Dollar deutlich stärker verankert.

Die globale Geldbasis des US-Dollars, die Bargeld und Reserven umfasst, beträgt mehr als 2,5 Billionen US-Dollar und ist damit deutlich höher als der Gesamtwert aller Stablecoins. Trotz ihrer wachsenden Beliebtheit machen Stablecoins nur einen kleinen Teil des globalen Währungs- und Finanzsystems aus. Der Einfluss des Dollars auf den internationalen Märkten ist weiterhin deutlich größer als der von Stablecoins.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der IWF zwar berechtigte Bedenken hinsichtlich der potenziellen Risiken von an den US-Dollar gekoppelten Stablecoins geäußert hat, Experten jedoch der Ansicht sind, dass deren derzeitige Marktgröße und Nutzung nicht ausreicht, um wesentliche makroökonomische Folgen zu haben. Mit zunehmender Nutzung von Stablecoins wird sich ihre Rolle im globalen Finanzwesen weiterentwickeln. Derzeit sind ihre Auswirkungen auf Schwellenländer jedoch noch begrenzt.