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Binance unter Druck: Frankreichs Regulator gefährdet MiCA-Lizenz der Kryptobörse

source-logo  coin-update.de 17 Oktober 2025 09:36, UTC
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Die französische Finanzaufsicht ACPR steht derzeit im Fokus, weil sie bei einer Inspektion im Jahr 2024 erhebliche Schwächen bei den Geldwäsche- und Risikokontrollen von Binance festgestellt hat. Diese Defizite könnten erhebliche Konsequenzen haben – insbesondere für Binances Bestreben, eine EU-weite Zulassung unter der neuen Krypto-Regulierung MiCA zu erhalten. Ohne die neue MiCA-Zulassung darf Binance ab Mitte 2026 keine regulierten Dienstleistungen mehr in der Europäischen Union anbieten. Der Fall zeigt, wie stark die Krypto-Branche durch Europas neue Regulierungslandschaft unter Druck gerät.

Frankreichs ACPR deckt Compliance-Mängel bei Binance auf

Binance operiert derzeit in Frankreich noch unter dem alten Krypto-Regime, das vor allem Anti-Geldwäsche-Vorgaben (AML) und begrenzte Meldepflichten vorsieht. Im Rahmen einer routinemäßigen Inspektion stellte die ACPR jedoch fest, dass die internen AML-Kontrollen des Unternehmens nicht den französischen Standards entsprechen.

France is widening its anti-money laundering checks on crypto exchanges, as regulators seek to determine which firms will be granted EU-wide permits https://t.co/qk8SGdJGQn

— Bloomberg (@business) October 17, 2025


Laut einem Bloomberg-Bericht forderte die Behörde Binance auf, seine Prozesse und Personalkapazitäten deutlich zu verbessern. Zwar wurden keine konkreten Details öffentlich, doch die ACPR ist bekannt dafür, strenge Anforderungen an Technik, Risikomanagement und Personalbesetzung zu stellen. Werden diese Vorgaben nicht erfüllt, drohen Sanktionen oder Lizenzverweigerung.


MiCA-Deadline rückt näher – Binance läuft die Zeit davon

Seit Inkrafttreten der europäischen Krypto-Verordnung „Markets in Crypto Assets“ (MiCA) im Dezember 2024 haben registrierte Anbieter 18 Monate Zeit, ihre Systeme anzupassen. Diese Übergangsfrist läuft im Juni 2026 ab – danach verlieren alle Unternehmen ohne MiCA-Zulassung ihre Berechtigung, in der EU tätig zu sein.

Binance hat bislang erklärt, man wolle sich um eine MiCA-Lizenz bemühen, doch unklar ist, in welchem Land die Registrierung erfolgen soll. Kandidaten sind Malta oder Lettland, wo das Unternehmen operative Standorte unterhält. Die Ungewissheit schürt Spekulationen über interne Schwierigkeiten bei der Anpassung an die neuen regulatorischen Anforderungen.

Uneinheitliche EU-Regeln erschweren den Krypto-Markt

Frankreich gehört zu den EU-Staaten mit besonders strengen Anforderungen an Krypto-Unternehmen. Die ACPR plädiert seit Langem dafür, dass die europäische Wertpapieraufsicht ESMA die zentrale Aufsicht über MiCA übernimmt, um einheitliche Standards sicherzustellen.

Andere Länder wie Malta gelten hingegen als deutlich krypto-freundlicher, was zu Spannungen innerhalb der EU führt. Die ESMA kritisierte bereits die maltesische Finanzaufsicht MFSA für Lücken im Genehmigungsverfahren. Sollte keine Harmonisierung erfolgen, droht ein Auseinanderdriften der Märkte – mit dem Risiko, dass Staaten wie Frankreich ausländische Lizenzen künftig nicht mehr anerkennen.


Binance und Geldwäsche – ein wiederkehrendes Problem

Frankreichs Untersuchung reiht sich in eine ganze Serie von Verfahren gegen Binance ein. In den USA einigte sich die Börse Ende 2023 auf einen Vergleich über 4,3 Milliarden US-Dollar, nachdem sie Verstöße gegen Geldwäsche- und Sanktionsgesetze eingestanden hatte. CEO Changpeng „CZ“ Zhao trat zurück und wurde zu vier Monaten Haft verurteilt.

Auch in Europa gab es Konflikte: In Belgien ordnete die Aufsicht 2023 die Einstellung des Betriebs an, in Deutschland verweigerte die BaFin bislang eine Lizenz. Kanada, Australien und die Niederlande zwangen Binance ebenfalls zum Rückzug. Die Vorwürfe ähneln sich – unzureichende AML-Kontrollen und mangelhafte Transparenz.

MiCA-Lizenz entscheidet über Binances Zukunft in der EU

Die MiCA-Lizenz ist für Binance mehr als nur ein bürokratisches Ziel – sie entscheidet über das Überleben im europäischen Markt. Ohne diese Zulassung dürfte die Plattform keine Krypto-Services mehr für EU-Kunden anbieten, was massive Umsatzeinbußen bedeuten würde.

Während Konkurrenten wie OKX oder Coinbase bereits Fortschritte bei der MiCA-Registrierung erzielen, stagniert Binance. Ein Zeichen dafür, dass die Kryptobörse mit der zunehmenden Regulierung ihre frühere Flexibilität verliert. Europas neue Spielregeln könnten also ausgerechnet für den größten Akteur zur größten Hürde werden.


Frankreich setzt Maßstäbe für Krypto-Compliance

Die harte Linie der französischen Behörden hat Signalwirkung für die gesamte Branche. Frankreich fordert einheitliche europäische Standards und will keine Schlupflöcher für internationale Anbieter dulden. Für Binance bedeutet das, sich stärker an lokale Vorschriften anzupassen – und zwar auf einem Niveau, das bisher nur wenige Krypto-Unternehmen erreicht haben.

Gleichzeitig könnte die konsequente Durchsetzung von MiCA den europäischen Markt langfristig stabilisieren. Einheitliche Standards für Transparenz, Risikomanagement und Verbraucherschutz könnten das Vertrauen institutioneller Anleger in den Krypto-Sektor deutlich stärken.

Zwischen Anpassung und Ausschluss

Für Binance tickt die Uhr. Die Börse muss innerhalb weniger Monate nachweisen, dass sie den europäischen Vorgaben entspricht – andernfalls droht der Verlust ihres EU-Geschäfts. Das wäre nicht nur ein wirtschaftlicher Schlag, sondern auch ein Reputationsverlust, der weltweit nachhallen würde.

Der Fall zeigt beispielhaft, wie ernst Europa es mit der Krypto-Regulierung meint. MiCA wird zum Lackmustest für die Branche: Wer sich nicht anpasst, wird ausgeschlossen. Für Binance ist der Druck größer denn je – doch gerade darin liegt die Chance, endlich die nötige Glaubwürdigkeit aufzubauen.

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