Im Bereich Regulierung stehen Umbrüche kurz bevor. Die Europäische Union (EU) hat in diesem Jahr mit der Verordnung über Märkte für Kryptowerte (Micar) einen neuen Rechtsrahmen für den Kapitalmarkt eingeführt, dessen Regeln jetzt nach und nach in Kraft treten. So gelten ab Juli 2024 Bestimmungen für Stablecoins und E-Geld-Token, also Token auf Basis von Fiat-Währungen wie dem US-Dollar, die mittlerweile zur tragenden Säule des Krypto-Marktes geworden sind. Die Regulierung soll für mehr Transparenz und Sicherheit für Anleger sorgen und Innovationen befördern. Das ist vor allem für Investoren wichtig, aber auch für die EU als solche, da die Union, ehemals Vorreiter beim Thema Krypto, global mittlerweile weit abgeschlagen ist.
Belegte die EU beim Transaktionsvolumen für digitale Assets mit einer Billion US-Dollar 2021 noch den weltweiten Spitzenplatz, dominieren mittlerweile andere Länder den Sektor. Laut dem Datenanalysten Chainalysis stehen jetzt die USA an erster Stelle mit einem Transaktionsvolumen von knapp über einer Billion US-Dollar, danach folgen Indien, Großbritannien, Türkei und Russland. Vor allem in Ländern mit sehr hoher Inflation und schwacher Währung sind Bitcoin und andere digitale Assets als Inflationsschutz äußerst beliebt. In der Türkei etwa hat etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung bereits in Krypto investiert. In Deutschland sieht das noch anders aus: Die Investment-Bedingungen bleiben dank progressiver Regulierung zwar nach wie vor sehr gut, doch beim Transaktionsvolumen rangiert Deutschland als einziges EU-Land im internationalen Ländervergleich mittlerweile auf Platz neun.
Fest steht: Die EU und Deutschland spielen kaum noch Rolle, der Markt hat sich weitestgehend auf die USA und Asien aufgeteilt. Mit Micar könnte die EU wieder relevant werden, denn ein einheitlicher Rechtsrahmen für die 27 Mitgliedstaaten wird es Unternehmen und institutionellen Investoren einfacher machen, sich auf dem europäischen Markt zu etablieren.