Ethereum korrigiert: -5,8% über Nacht
Der Absturz hatte sich angekündigt, fiel dann aber doch heftiger aus als erwartet: Über Nacht musste Ethereum (ETH) fast 6% verlorengeben, fiel vom gestrigen Hoch bei 1.651 Dollar aus auf bis zu 1.555 Dollar – ein Minus von 5,8%.
Die Korrektur ist nicht auf Ethereum beschränkt, auch nahezu alle anderen Coins fallen: Bitcoin beispielsweise verliert 4,3%, Binance Coin (BNB) 2,52%, bei Ripples XRP sind es 3,1%. Ingesamt verzeichnet die globale Krypto-Marktkapitalisierung einen Rückgang von 3,75% seit gestern.
Als Ursache infrage kommen könnte die Situation rund um die Krypto-Börse Binance – der wird von drei US-Senatoren vorgeworfen, in illegale Aktivitäten verstrickt zu sein. Binance-Boss Changpeng Zhao wiegelt zwar ab, bezeichnet die Vorwürfe als „FUD“, also Stimmungsmache. Die für Firmenpleiten sensibilisierten Trader und Anleger reagieren aber offenbar dennoch – und steigen aus.
Hinzu kommt: Das sehnsüchtig erwartete „Shanghai“-Upgrade verzögert sich. Geplant war es für März, nun haben die Entwickler eine Verzögerung von rund einem Monat angekündigt. ETH-Anleger, die ihr Ethereum staken, müssen also noch etwas länger warten, bis sie ihre Coins abheben können. Ethereum-Entwickler Tim Beiko kommentiert:
„Ich denke, dass wir frühestens in der ersten Aprilwoche damit rechnen können.“
„Frühestens“ – kleines Wort, große Bedeutung: Kommt Shanghai womöglich noch später als gedacht? Branchenbeobachter Chris Burniske zeigt sich dennoch optimistisch, erwartet einen ETH-Kurs in Höhe von 2.000 Dollar im April:
Vitalik Buterin verlangt Fortschritte
Inmitten dieser Stimmung hat sich nun Ethereum-Gründer Vitalik Buterin zu Wort gemeldet – und Fortschritte verlangt. Insbesondere die „Benutzererfahrung“ von Ethereum müsse sich Buterin zufolge verbessern. Der russisch-kanadische Programmierer:
„Bei einer guten Benutzererfahrung geht es nicht um den Durchschnittsfall, sondern um den schlimmsten Fall. Eine Benutzeroberfläche, die sauber und elegant ist, aber in 0,723% der Fälle seltsame und unerklärliche Dinge tut, die große Probleme verursachen, ist schlimmer als eine Benutzeroberfläche, die dem Benutzer mehr Details offenbart, aber es zumindest einfacher macht, zu verstehen, was vor sich geht und jedes Problem zu beheben, das auftritt.“
Insbesondere hohe Transaktionsgebühren und eine unvollkommene Benutzererfahrung sind dem Ethereum-Boss ein Dorn im Auge. Hier hätte es zwar Fortschritte gegeben – die würden aber nicht ausreichen. Buterin fordert deshalb:
„Die Benutzererfahrung hat über die Jahre große Fortschritte gemacht - insbesondere die Tatsache, dass eine durchschnittliche Transaktion [früher] Minuten brauchte, um aufgenommen zu werden, und [jetzt] nur noch Sekunden, um aufgenommen zu werden, hat die Benutzung von Ethereum sehr angenehm gemacht. Aber es muss noch mehr passieren.“
Einfache und robuste Benutzeroberflächen seien besser als „schicke und elegante“. Außerdem legt er nahe: Ethereum ist für den Ottonormalverbraucher zu kompliziert zu bedienen, die meisten Nutzer wüssten „nicht einmal, was Gaslimits sind“. Bei vielen ETH-Anlegern, die aktuell darauf hoffen, endlich ihr gestaktes ETH abheben zu dürfen, dürften Buterins Visionen von einem komfortableren Ethereum allerdings auf taube Ohren stoßen.