Smart Accounts sind LIVE auf dem Ethereum Mainnet (EIP-4337)

• Auf der WalletCon in Denver kündigte Yoav Weiss, Sicherheitsforscher der Ethereum Foundation, in einer Überraschungsankündigung den neuen Standard zur Account-Abstraktion an.
• Der neue Standard ist eine echte Wunderwaffe und hat das Potenzial, Kryptowährungen endlich richtig massentauglich zu machen.
• Wir schauen uns an, was der neue Standard kann und warum er so ein wichtiger Schritt für die Krypto-Adoption ist.

Smart Accounts sind LIVE auf dem Ethereum Mainnet (EIP-4337)

Gestern gab es eine große Überraschung auf der WalletCon in Denver. So kündigte Yoav Weiss, Sicherungsforscher der Ethereum Foundation an, dass EIP-4337 seinen Audit bei Open Zepplin bestanden hat und auf allen EVM-kompatiblen Netzwerken zur Verfügung stehen wird. Dazu gehören zum Beispiel Polygon, Optimism, Arbitrum, BNB Chain, Avalanche und die Gnosis Chain.

Diese Nutzeraktionen werden an einen speziellen Mempool (eine Art geordnete Transaktionswarteschlange) gesendet. Als neue Zwischeninstanz gibt es jetzt sogenannte Bundler. Wie Miner oder Validatoren nehmen sie Operationen aus dem Mempool und liefern das gewünschte Ergebnis zurück an die Wallet.

Eine Besonderheit ist, dass Bundler per Default die ETH-Transaktionskosten übernehmen und auch eine dritte Partei als "Paymaster" eingesetzt werden kann. So wird das Senden einer Transaktion vom Bezahlen eben dieser entkoppelt, was eine ganze Reihe von neuen Anwendungsmöglichkeiten mit sich bringt.

Schauen wir uns nun an, was wir als Nutzer für Vorteile durch die Neuerung erfahren können.

Welche neuen Möglichkeiten bringen "Smart Accounts" mit sich?

Generell kann man sagen, dass eine Wallet mit diesem Update den Werkzeugkasten bekommt, um in Zukunft alle Funktionen eines Bank-Accounts zu übernehmen. Weiss fasst zusammen:

"Es gibt dir dieselben Features, die dir eine Bank geben würde, ohne dass du einer Bank vertrauen musst."

Wir sprechen von Daueraufträgen, Ausgabelimits, Wiederherstellungs-Mechanismen bei Verlust der Zugangsdaten und allem, was ein Bank-Account halt so kann.

Zudem kann der Prozess, sich eine Wallet einzurichten, stark vereinfacht werden, da man nicht zwingend einen Private Key benötigt. So könnte man in Zukunft z.B. auf eine einfache zwei Faktor Authentifizierung mit Passwort und Fingerabdruck zurückgreifen, wie man sie auch von vielen anderen Anwendungen kennt.

Außerdem hat die Ethereum Foundation bekannt gegeben, 300.000 US-Dollar für Projekte zur Verfügung zu stellen, die sich die neuen Funktionen rund um Smart Accounts zunutze machen.

John Rising fasst die wichtigsten Neuerungen in einem Twitter-Thread zusammen. Er ist Co-founder von Stackup und betreibt mit seiner Firma den ersten Bundler für den neuen EIP-4337 Standard.

Wir gehen die Punkte Schritt für Schritt durch und erklären, was dahinter steckt.

Beliebige Authentifizierungsverfahren

Bisher waren Private Keys, auch Seed Phrases genannt, mit ihrer Kombinationen aus etlichen aneinandergereihten Wörtern das einzige legitime Authentifizierungsverfahren. Es gibt zwar bereits andere Verfahren, diese haben jedoch immer das Vertrauen in eine zentrale Entität benötigt. Statt Private Keys macht sich Ethereum nun Android oder Apple "Passkeys" zunutze, welche beide auf dem "WebAuthn"-Standard beruhen. Einer Initiative, um Benutzerauthentifizierung in Web-Apps unter Verwendung von Public-Key-Kryptographie zu standardisieren.

Kostenlose Transaktionen für Nutzer

Eine DeFi-Plattform könnte jetzt zum Beispiel einen Bundler betreiben und die Transaktionskosten für Nutzer auf ihrer Plattform kostenlos machen oder reduzieren. Das könnte zum Beispiel an verschiedene Abo-Modelle gekoppelt sein.

Gebündelte Transaktionen

Bisher muss jede Transaktion einzeln an die Ethereum Blockchain übermittelt werden - das ändert sich. Es können jetzt mehrere Transaktionen bei den Bundlern gesammelt werden und dann als Paket an die Ethereum-Blockchain übermittelt werden. Diese Neuerung ermöglicht riesige Kosteneinsparungen bei entsprechendem Protokolldesign.

Wiederherstellbare Wallets

Es sind verschiedene Lösungen vorstellbar, wie man z.B. nach Verlust seines Private Keys oder Smarphones wieder Zugriff auf seine Wallet erlangen kann. Motty Lavie, Co-Founder von Braavos Wallet, stellt sich das Ganze folgendermaßen vor.

Neben dem normalen Private Key gibt es noch einen weiteren "time-locked Private Key". Normalerweise hat derjenige, der den Private Key besitzt, sofort uneingeschränkten Zugriff auf die zugehörige Wallet. Der alternative time-locked Private Key würde es jedoch lediglich ermöglichen, eine Zugriffsanfrage an die Wallet zu senden, welche dann nach 4 Tagen den Zugriff zur Wallet gewährt.

Sobald eine solche Anfrage gesendet wird, wird der Wallet-Inhaber sofort benachrichtigt. Handelt es sich dabei um einen Angreifer, hat der Wallet-Inhaber also 4 Tage Zeit, sein Guthaben von der Wallet abzuheben und in Sicherheit zu bringen. Solche time-locked Private Keys könnte man zum Beispiel bei Freunden/Familie oder auch von Firmen verwahren lassen.

Fazit zum neuen "Smart Account"-Update auf Ethereum

Das neue EIP-4337 Update bringt umfassende Änderungen und unglaublich viele neue Möglichkeiten mit sich. Es erleichtert den Zugang zu Kryptowährungen für Leute, die nicht technikaffin sind, massiv.

Aus unserer Sicht ist das ein riesiger Meilenstein auf dem Weg zur Mainstream-Adoption. Nicht nur Ethereum, sondern der ganze Kryptomarkt dürfte von diesen Neuerungen profitieren. Wie bereits bekannt, wird die Änderung für alle EVM-kompatiblen Chains zur Verfügung stehen.

Bis der neue Werkzeugkasten tatsächlich seine vollen Auswirkungen zeigt und Apps flächendeckend den neuen Standard nutzen, wird es noch einige Monate dauern. Auch wird der neue Standard erst noch seine Robustheit und Sicherheit beweisen müssen.

Nichtsdestotrotz freuen wir uns über die überraschenden und großen Neuigkeiten und blicken voller Vorfreude in eine Zukunft, die nach und nach immer mehr Krypto-Adoption finden wird.