Wie steht es um die Ethereum-Privatsphäre? Vitalik Buterin hält die Vertraulichkeit von ETH-Transaktionen aktuell für verbesserungswürdig und schlägt daher die Implementierung von Stealth-Adressen vor.
Ethereum Privatsphäre aktuell verbesserungswürdig
Seit der Entstehung von Kryptowährungen ist die Privatsphäre des Nutzers ein populäres Gesprächsthema. Bitcoin galt lange Zeit effektiv als anonym. Bis 2016 gab es kein KYC auf Krypto-Börsen. Zwar hätten die zentralisierten Unternehmen schon damals die Handelskonten mit den Bankkonten ihrer Kunden in Verbindung bringen können, doch an den Daten gab es damals nur wenig Interesse.
Seither sind vor allem transparente Blockchains von den staatlichen Überwachungsmassnahmen betroffen. Ist ein Nutzer einmal identifiziert, lässt sich verfolgen, wie sich die versendeten Gelder bewegen.
Eine der grössten verbleibenden Herausforderungen im Ethereum-Ökosystem ist der Datenschutz.
Erklärt Vitalik Buterin in einem Blogeintrag. Denn die Ethereum-Blockchain ist standardmässig transparent. Optionen, die es Nutzern ermöglichen, ihre Gelder vertraulich zu behandeln, sind zunehmend umkämpft – etwa der ETH-Mixer Tornado.Cash.
Buterin glaubt aber auch, dass die Problematik an sich eine steigende Bedeutung haben wird, da eine Blockchain-Adresse auf Ethereum mit immer mehr Daten in Verbindung gebracht werden kann. Als Beispiele nennt er ENS-Namen, NFTs (hier insbesondere die Teilnahmezertifikate POAPs) und Soulbound Token. Die Folge:
In der Praxis bedeutet die Nutzung der Ethereum-Anwendungen, dass ein erheblicher Teil des eigenen Lebens für jedermann einsehbar und analysierbar ist.
Buterin fordert Stealth Adressen
Bisher erfasse die Privatsphäre-Diskussion lediglich den Transfer von ETH-Token wie ERC-20 Token oder Ether selbst. Buterin glaubt an einen anderen Lösungsansatz: Die Stealth-Adressen.
Diese ermöglichen es Nutzern, digitale Wertanlagen über die Ethereum-Blockchain zu empfangen, ohne dass dabei ersichtlich wird, welche zugrundeliegende vollwertige Adresse dahintersteckt. Die Identität des Nutzers soll also geheim bleiben.
Diese Stealth-Adressen sind dann an eine gewöhnliche Ethereum-Adresse geknüpft, jedoch lässt sich für Aussenstehende nicht erkennen, an welche. Nutzern will Buterin eine möglichst leichte Handhabe ermöglichen. So soll es kinderleicht werden, bei jeder Transaktion eine neue Stealth-Adresse zu erstellen, um eine weitere Zahlung auf vertrauliche Weise zu erhalten.
Damit die asymmetrische Verschlüsselung effektiv genug ist, um eine Verknüpfung zwischen der vollwertigen Wallert-Adresse und einer Stealth Adresse zu verhindern, will Buterin die Implementierung durch ZKSnarks durchführen.
Ein Problem sieht der Programmierer dabei allerdings doch noch: Weiterhin steigende Gasgebühren. Vor allem die Verschlüsselung durch ZKSnarks werde zu einer grossen Datenmenge führen, die enorme Gasgebühren nach sich zieht – Probleme, die Ethereum 2.0 möglicherweise lösen kann.
Stealth-Adressen sind eine Technologie, die von Privacy Coins wie Monero bereits seit Jahren erfolgreich angewendet werden.
Privatsphäre der Blockchain gewinnt an Bedeutung
Die Privatsphäre der Blockchain gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bereits Anfang 2022 kam die Thematik ins Gespräch, nachdem Proteste in Kanada nach alternativen Zahlungsmethoden suchten, um staatliche Zensur zu umgehen.
Dass die Thematik die Ethereum-Blockchain besonders betrifft, zeigte sich im August nach den US-Sanktionen gegen Tornado.Cash. Im Dezember 2022 sammelte der Privacy-Layer Aztec 100 Millionen US-Dollar an Investitionen ein. Geldgeber war unter anderem Andreessen Horowitz.
Auch Cardano gab im Dezember bekannt, vertrauliche Transaktionen und Smart Contracts über eine Layer-2-Lösung namens Midnight bereitstellen zu wollen.
Bild: Duncan Rawlinson via Flickr