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Haltet die Blockchain staufrei!

source-logo  bitcoinblog.de 23 Mai 2023 05:30, UTC

Die Bitcoin-Blockchain ist derzeit mit nutzlosen Daten und Memecoins verstopft, was Überweisungen langsam und teuer macht. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, dies zu beheben. Welche, erklärt Gastautor Aaron Koenig.

Von Aaron Koenig

Bitcoin-Transaktionen sind in letzter Zeit sehr teuer geworden, der Rückstau an unbestätigten Transaktionen (der sogenannte Mempool) ist größer denn je. Ursache dafür ist ein Schlupfloch in einer kürzlich erfolgten Aktualisierung des Bitcoin-Protokolls namens Taproot, die im Jahr 2021 eingeführt wurde. Durch diesen Bug wurde es möglich, Dateien wie JPEG-Bilder direkt auf der Bitcoin-Blockchain zu speichern. Sinnvoll ist das nicht: Es verbraucht den knappen Platz der Blockchain und behindert die, die Bitcoin als Geld benutzen wollen.

Vor ein paar Jahren gab es eine heftige Diskussion darüber, wie Bitcoin skalieren sollte, als die Transaktionsgebühren ebenfalls hoch und der Mempool voll waren. Die “Big Block”-Seite argumentierte, dass das Limit von einem Megabyte pro Block angehoben werden sollte, um mehr Transaktionen pro Sekunde zu ermöglichen. Die Bitcoin-Kernentwickler hingegen wollten die Blockchain so klein und effizient wie möglich halten, um Bitcoins dezentralen Charakter zu bewahren.

Am Ende gewannen die Kernentwickler die “Scaling Wars”. Sie führten eine Methode namens SegWit ein, die über eine Art Buchhaltungstrick einen Teil der Transaktionen – die “Witness-Data” – auslagert und damit die effektive maximale Größe der Blöcke um etwa ein halbes Megabyte erhöht. Gleichzeitig ermöglichte SegWit die Einführung einer zweiten Ebene über Bitcoin, die Transaktionen schneller und billiger macht: das Lightning Network.

Die “Big Blockers” schufen mehrere konkurrierende Versionen von Bitcoin wie Bitcoin Cash, Bitcoin Gold oder Bitcoin SV. Gemeinsam ist ihnen, dass sie heute kaum noch Relevanz genießen. Die Entscheidung der Kernentwickler von Bitcoin, die Bitcoin-Blockchain klein und effizient zu halten, hat sich so gesehen als richtig erwiesen: Der Markt und die absolute Mehrheit der User haben mit ihren Coins abgestimmt. SegWit hat 2017/2018 das Problem der teuren Bitcoin-Transaktionen gelöst. Seitdem gab es keine Gebührenexzesse mehr, und das Lightning-Netzwerk gewinnt langsam an Fahrt.

Es ist ein wenig absurd, dass nun, nach all diesen Diskussionen und Entwicklungen, die Blockchain nun wieder verstopft wird. Der Grund dafür ist ein neues Protokoll namens Ordinals, das zwei Dinge ermöglicht:

  • Man kann größere Datenmengen direkt in der Blockchain speichern, anstatt ein Speichersystem wie das Interplanetary File System (IPFS) zu verwenden, das für diese Aufgabe viel besser geeignet ist.
  • Durch einen neuen Standard namens BRC-20 können Token direkt auf der Bitcoin-Blockchain erstellt werden, anstatt Smart Contracts auf einer zweiten Ebene zu verwenden, was eine fortschrittlichere Methode dafür wäre.

Die Bitcoin-Blockchain wurde weder für Bilder noch für Token gemacht. Sie ist ein effizientes, maximal dezentrales Instrument für P2P-Geld, und ein Settlement-Netzwerk für höhere Schichten. Wenn man diese Basis-Schicht nun mit lustigen oder unlustigen jpegs und meistens sinnlosen Token verstopft, sabotiert man die Kernfunktion von Bitcoin. Die Frage ist daher, ob die Entwickler von Ordinals und BRC-20 wirklich so ignorant sind, dass sie den Schaden für Bitcoin nicht sehen, oder ob sie Bitcoin absichtlich schaden wollen.

In letzter Zeit wurde ein großer Teil der Bitcoin-Transaktionen dazu verwendet, NFTs und Memecoins wie PepeCoin zu lancieren, deren Kurs kometenhaft anstieg, um dann schnell wieder zu fallen. Man kann die Notwendigkeit einer weiteren Münze mit einem lustigen Tier darauf bezweifeln, dennoch ist an NFTs und Memecoins grundsätzlich nichts auszusetzen. Wenn die Leute ihr Geld dafür ausgeben wollen, sollen sie es von mir aus tun.

Es gibt jedoch bessere Möglichkeiten, Token zu erstellen, als die Blockchain mit einer Menge Daten aufzublähen, nämlich durch Smart Contracts. Bitcoin selbst ist nicht bzw. nur sehr eingeschränkt in der Lage, Smart Contracts zu verarbeiten, aber es gibt Second-Layer-Lösungen wie Rootstock, Liquid oder Stacks, die das können.

Seitdem die Gebühren so stark angestiegen sind, tobt eine lebhafte Diskussion darüber, was in dieser Situation zu tun ist. Sollten die Kernentwickler die Schlupflöcher schließen, die dies möglich gemacht haben? Einige argumentieren, dass dies eine “Zensur” wäre. Ich denke das nicht. Ein offensichtliches Problem zu beheben, das Bitcoin langsam, teuer und schwer zu benutzen macht, hat nichts mit Zensur zu tun, sondern ist lediglich eine notwendige Wartung. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist hier nicht in Gefahr. Es ist immer noch möglich, alle Arten von Token auf Bitcoin zu erstellen, aber das sollte durch Smart Contracts geschehen.

Einige Leute glauben, dass hohe Transaktionsgebühren eine gute Seite haben, da sie eine Einnahmequelle für Bitcoin-Miner sind. Der Block Reward, der für jeden neuen Block gezahlt wird, nimmt mit der Zeit immer mehr ab, so dass die Miner neue Wege brauchen, um für ihre Dienste bezahlt zu werden, da Bitcoin sonst nicht wirtschaftlich arbeiten kann. Das ist richtig, aber die Lösung kann nicht darin bestehen, die Blockchain aufzublähen und sie unbrauchbar zu machen.

Meiner Meinung nach sollte die Erstellung von NFTs und anderen Token vollständig von der Bitcoin-Blockchain getrennt werden. All dies kann durch Sidechains sehr viel effizienter gehandhabt werden. Die Bitcoin-Blockchain muss schlank und sauber bleiben. Günstige Transaktionen sind wichtig für die Alltagstauglichkeit und die breite Akzeptanz von Bitcoin.

Aber was ist mit der Argumentation, dass Miner hohe Transaktionsgebühren benötigen, um das Bitcoin-Netzwerk am Leben zu erhalten? Von den drei oben erwähnten Smart-Contract-Lösungen ist Rootstock diejenige, die auch dieses Problem lösen kann. Seine Sidechain, die Smart Contracts ermöglicht, ist durch eine Methode namens Merged Mining an die Bitcoin-Blockchain gekoppelt. Das bedeutet, dass dieselben Miner, die das Bitcoin-Netzwerk betreiben, auch den Rootstock-eigenen Token, den Smart Bitcoin (RBTC), schürfen. Sein Wert ist 1:1 an den Bitcoin gekoppelt.

Dadurch erhalten sie einen zusätzlichen Zahlungsstrom, der skalieren kann, ohne die Bitcoin-Blockchain zu verstopfen. Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen bereit sind, für anspruchsvolle, dezentrale Finanzdienstleistungen deutlich höhere Gebühren zu zahlen als für das Versenden von Bitcoins. Wenn die Bedeutung von DeFi auf Bitcoin wächst, werden also auch die Einnahmen der Miner steigen.

Die derzeitige Situation ist ein wenig ärgerlich. Sie hält Bitcoin davon ab, zu expandieren und drückt seinen Preis. Sie kann aber auch einen positiven Effekt haben. Immer mehr Menschen werden hoffentlich erkennen, dass eine zweite Ebene, die durch Merged Mining an die Bitcoin-Blockchain gekoppelt ist, genau das ist, was Bitcoin braucht, um zu florieren.

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