Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, zahlreiche Branchen zu revolutionieren, bleibt in Deutschland jedoch weitgehend unbeachtet. Warum deutsche Unternehmen zögern, welche Herausforderungen es gibt und wie die Technologie dennoch an Bedeutung gewinnen könnte.
Die Blockchain-Technologie wird weltweit als transformative Innovation betrachtet, die viele Branchen revolutionieren könnte. Doch in Deutschland bleibt ihre Verbreitung hinter den Erwartungen zurück. Studien zeigen, dass deutsche Unternehmen Blockchain nur zögerlich einsetzen und vielfach nicht als relevant für ihre Geschäftsprozesse betrachten. Eine Untersuchung des Hanseatic Blockchain Institute, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz durchgeführt wurde, ergab, dass 72 % der deutschen Unternehmen der Technologie kein Interesse entgegenbringen. Gleichzeitig nutzen lediglich 3 % der Unternehmen Blockchain aktiv, was im Vergleich zu anderen digitalen Innovationen wie Cloud-Computing oder künstlicher Intelligenz auffällig gering ist.
Blockchain bleibt hinter KI und Cloud-Computing zurück
Während Cloud-Computing bereits bei 46 % der Unternehmen in Deutschland etabliert ist und künstliche Intelligenz in den letzten Jahren erhebliche Zuwächse verzeichnet hat, bleibt Blockchain eine Nischentechnologie. Vor allem im Finanzsektor hat sie jedoch Fuß gefasst: Mehr als die Hälfte der Unternehmen in diesem Bereich setzt Blockchain-Lösungen ein, etwa für sichere Transaktionen oder zur Optimierung interner Prozesse. Auch im Bereich der digitalen Identität wächst das Interesse. Hier setzen 31 % der Unternehmen bereits auf Blockchain, während weitere 23 % entsprechende Projekte planen. Besonders geschätzt wird die Technologie für ihre Fähigkeit, sichere und dezentrale Identitätsmanagement-Systeme zu ermöglichen.
Trotz der positiven Entwicklungen in einzelnen Sektoren gibt es zahlreiche Hindernisse, die einer breiteren Adoption im Weg stehen. Zu den größten Herausforderungen zählen regulatorische Unsicherheiten, die Unternehmen davon abhalten, langfristige Investitionen in Blockchain-Technologien zu tätigen. Hinzu kommen negative Medienberichte, die Blockchain häufig auf volatile Kryptowährungen wie Bitcoin reduzieren und dadurch das Potenzial der Technologie für andere Anwendungsbereiche in den Hintergrund drängen. Zudem fehlen in Deutschland benutzerfreundliche Blockchain-Anwendungen, die auch Unternehmen ohne tiefes technisches Verständnis den Einstieg erleichtern würden. Ein weiterer limitierender Faktor ist der Fachkräftemangel: Die Nachfrage nach Experten, die Blockchain-Lösungen entwickeln und implementieren können, übersteigt das Angebot deutlich.
Internationale Vergleiche zeigen Nachholbedarf
Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass Deutschland hier im internationalen Vergleich hinterherhinkt. In China beispielsweise betrachten 70 % der Unternehmen Blockchain als strategische Priorität, während dieser Wert in Deutschland bei lediglich 42 % liegt. Diese Unterschiede verdeutlichen, dass Deutschland aufholen muss, um im globalen Wettbewerb nicht abgehängt zu werden.
Experten empfehlen deshalb eine engere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen, um die Forschung zu fördern und qualifizierte Fachkräfte auszubilden. Zudem könnten innovationsfreundliche Regulierungen, die Unternehmen Rechtssicherheit bieten, dazu beitragen, die Einführung von Blockchain-Lösungen zu beschleunigen. Besonders wichtig wird es sein, das Potenzial der Blockchain-Technologie in Bereichen wie ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und deren Synergien mit Künstlicher Intelligenz stärker zu nutzen.