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Zentralbank der Zentralbanken testet tokenisierte Bankeinlagen

source-logo  bitcoinblog.de 10 April 2024 02:20, UTC

Mit dem Projekt Agora möchte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gemeinsam mit einigen Zentralbanken erkunden, wie sich tokenisierte Bankeinlagen in das Finanzsystem der Zukunft einpassen.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), sozusagen die Zentralbank der Zentralbanken, möchte mit dem „Projekt Agora“ die „Tokenisierung“ von Geld und anderen Finanzinstrumenten auf einem „einheitlichen Kontobuch“ („ledger“) global einläuten. Dabei ist aber auf den ersten Blick wenig durchsichtig, was und vor allem wie die BIZ dies vorhat.

Zunächst spielt die BIZ den Vorteil ihrer zentralen Stellung im globalen Bankensystem aus. Sie bringt sieben weitere Zentralbanken zusammen – von Frankreich, Japan, Korea, Mexiko, der Schweiz, England und die US-amerikanische Federal Reserve – sowie „eine große Gruppe privater Finanzunternehmen“. Interessanterweise repräsentiert in dieser Gruppe die Bank von Frankreich dabei das Eurosystem anstelle der Europäischen Zentralbank.

Projekt Agora soll „untersuchen, wie tokenisierte kommerzielle Bankeinlagen auf einer öffentlich-privaten, programmierbaren Kern-Plattform nahtlos in tokenisiertes Großhandels-Zentralbankgeld integriert werden können“. Dabei können Smart Contracts „neue Wege des Zahlungsausgleichs ermöglichen und Arten von Transaktionen eröffnen, die heute nicht praktibel sind.“ Ziel ist, „verschiedene strukturelle Ineffizienzen zu überwinden, die heute im Zahlungsverkehr üblich sind, insbesondere im grenzübergreifenden.“

Technisch setzt die BIZ dabei auf das „einheitliche Kontobuch“, ein Konzept, das das Finanzinstitut im Herbst vergangenes Jahr relativ detailliert vorgestellt hat. Die BIZ erkennt dabei an, dass die Tokenisierung eine „Schlüsseltechnologie“ ist – nämlich „Ansprüche digital auf einer programmierbaren Plattform zu repräsentieren.“ Sie versteht dies als „den nächsten logischen Schritt in der digitalen Buchführung und dem Transfer von Assets.“ Die Tokenisierung könnte „die Fähigkeiten des Geld- und Finanzsystems massiv aufwerten“, indem es „die traditionelle Trennung zwischen Nachricht, Aushandlung und Ausgleich entfernt“ und neue „Typen von ökonomischen Arrangements“ ermöglicht.

Zwar haben Krypto und DeFi (Dezentrale Finanzen) „einen flüchtigen Einblick in die Versprechungen der Tokenisierung gegeben“, erklärt die BIZ großmütig, „doch Krypto ist ein mangelhaftes System, das nicht die Rolle des zukünftigen Geldes übernehmen kann.“ Selbst Stablecoins können dies nicht, wie „die Implosion“ und „der Kollaps“ von Krypto zeige, wie auch immer die BIZ darauf kommt. In jedem Fall brauche es die Zentralbanken und das von ihr herausgegebene Geld. Krypto hat gute Dienste geleistet, das technische Potenzial zu erkunden, kann nun aber abtreten.

Um „das Potenzial der Tokenisierung auszuschöpfen“ müssen digitale Währungen der Zentralbanken (CBDC), tokenisierte Einlagen und tokenisierte Ansprüche auf andere Assets in einer neuen „Finanzmarkt-Infrastruktur“ verschmelzen. Diese soll ein „vereinheitlichtes Kontobuch“ sein (unified ledger), um zu verhindern, dass das Finanzsystem der Zukunft sich erneut in Silos aufspaltet. Dies bedeute nicht, dass es nur ein Kontobuch gebe. Vielmehr könnten verschiedene Ledger koexistieren. Doch es sollte eine Plattform geben, die sie verbindet.

In gewisser Weise möchte die BIZ also Ethereum kopieren: Eine Chain, und um sie herum Rollups und Sidechains. Doch ob die BIZ technisch plant, eine Blockchain zu bilden, oder ob sie ein ganz eigenes Produkt entwickeln möchte – oder schon entwickelt hat – verraten weder die Pressemitteilung noch das Konzept der „unified ledger“.

Wir finden jedoch einen brauchbaren Hinweis darin, dass die Bank von Frankreich anstelle der EZB beteiligt ist, und dass man versucht, tokenisierte Bankeinlagen mit einer „Großhandels-CBDC“ zu verbinden. Diese Wort hat man in den letzten Monaten mehrfach gehört, zuletzt als die Schweizer Stadt St. Gallen eine 100 Millionen Franken schwere tokenisierte Anleihe herausgab, die mit der „Großhandels-CBDC“ ausgeglichen wird.

Diese Großhandels-CBDC läuft weder auf einer offenen Blockchain noch auf einer privatisieren, abgeschlossenen Fork von ihr. Stattdessen setzt sie auf Corda von R3, einer plausibel konstruierten blockchain-artigen Datenbank, die technisch für das Finanzwesen zugeschnitten ist, aber auf privaten, abgeschlossenen Nodes läuft. Mit ihr hat auch die französische Nationalbank bereits Erfahrungen gesammelt, indem sie mit der Schweizer Nationalbank und der BIZ einen „Atomic Swap“ zwischen Euro und Franken ausführte.

Damit perlt sich in immer größerer Deutlichkeit heraus, wie die Antwort des etablierten Finanzsystems auf Krypto ausfällt. Sie ist nicht so schlecht, wie sie hätte sein können – aber, realistisch betrachtet, keine ernsthafte Konkurrenz zu dem, was im Krypto-Ökosystem passiert.

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