de
Zurück zur Liste

Bitcoin: Die Federal Reserve hat die Büxe der Pandora erneut geöffnet

source-logo  bitcoin-kurier.de 5 S
image

Die Federal Reserve hat den Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt. Das war vom Markt erwartet und bereits eingepreist worden. Die wirklich interessante Nachricht ist jedoch, dass die Fed ab sofort wieder Anleihekäufe tätigen wird. Bereits wenige Tage nach dem offiziellen Ende der geldpolitischen Straffung (1. Dezember) beginnt die Federal Reserve mit dem Gegenteil. Ab Freitag, dem 12.12.2025 wird sie mit Anleihekäufen (40 Milliarden Dollar monatlich) beginnen und damit ihr Balancesheet auffüllen – im Tausch gegen künstliche Liquidität, die in die Märkte fließen wird.

Die üblichen Nebelkerzen

Die Käufe sollen monatlich fortgesetzt werden, wobei das Tempo schrittweise angepasst wird. Offiziell handelt es sich dabei laut den geldpolitischen Entscheidungsträgern nicht um Quantitative Easing, sondern um eine technische Maßnahme zur Sicherung der Stabilität im Geldmarkt. Ein FOMC-Meeting ohne die traditionellen Beschönigungen wäre kein echtes FOMC-Meeting.

Auch wenn die Notenbanker dies nicht verbalisieren, bedeutet das den offiziellen Beginn des nächsten Liquiditätszyklus der Federal Reserve. Diese Anleihekäufe werden nicht nur die angekündigten „mehrere Monate“ dauern, sondern sehr viel länger gehen, da es sich um eine notwendige Reaktion auf die schwache Liquiditätslage im Bankensektor und auf die US-Schuldenkrise handelt. Die hohe Chance auf massive Ausweitungen der Maßnahmen gibt es inklusive.

Das Setup für ein starkes 2026 steht

Niedrigere Zinsen und mehr Liquidität liefern perspektivisch das Fundament für einen stark steigenden Bitcoin-Preis (dasselbe gilt für Gold, Aktien, Immobilien und andere, nicht beliebig inflationierbare Vermögenswerte). Die Renditen an den Anleihemärkten sinken und Kapital rotiert in alternative Anlagen, um dies auszugleichen. Gleichzeitig können Zinssenkungen und eine Ausweitung der Liquidität den Business Cycle in Schwung bringen, was die allgemeine Zuversicht und Risikofreude erhöhen kann. Wirtschaftsteilnehmer haben wieder mehr Geld in den Taschen, Unternehmen steigern ihre Aktivitäten, mehr Geld fließt direkt und indirekt in die Finanzmärkte.

Das (global gültige) Regime der Schuldenausweitung unter Zuhilfenahme neuer künstlicher Liquidität, um fiskalische Defizite zu finanzieren, konjunkturelle Abschwünge zu überbrücken und die Tragfähigkeit bestehender Verpflichtungen zu sichern, bleibt damit wie erwartet intakt. Das liefert langfristig den Spielraum für eine anhaltende starke Entwertung der Kaufkraft des Dollars und anderer staatlicher Währungen. Dadurch bleibt der Haupt-Investmentgrund für Bitcoin gültig und wird perspektivisch nur noch relevanter.

Krisengefahr abgewendet?

Eine offene Frage bleibt jedoch, ob die Federal Reserve bereits genug getan hat, um eine systemische Krise abzuwenden. Bereits im Jahr 2019 ist es zu einer Liquiditätskrise im Bankensektor gekommen. Nachdem die Fed im Jahr 2018 schon einmal den Abbau ihres Balancesheets und Zinserhöhungen in Angriff genommen hatte, spitzte sich die Lage im Jahr 2019 zu: Repo-Zinssätze sind in untragbare Höhen geschnellt, da die Liquidität im Bankensektor ausgetrocknet ist – bereits damals getrieben von dem stetig wachsenden Angebot an US-Staatsanleihen, das vom Markt absorbiert werden musste.

Blau: Fed Balancesheet | Schwarz: US-Leitzins | Rot: Repo-Overnight-Zinssatz | Grün: S&P 500
2019 ist der Repo-Zinssatz extrem in die Höhe geschnellt (deutlich über den Leitzins) und hat für Turbulenzen an den Märkten gesorgt. Daraufhin musste die Fed die Zinsen senken und zu QE zurückkehren (Wiederaufbau des Balancesheets) | Bildquelle: Tradingview.com

Die Fed musste daraufhin die Zinsen senken, QT stoppen und genau wie heute schnell wieder zu einer Ausweitung ihres Balancesheets wechseln. Was danach kam, war ein externer Schock durch das Blackswan-Event der Corona-Krise. Die Fed musste in den Turbo-Modus übergehen – was darauf folgte war ein künstlich getriebener, extremer Bullrun bei Vermögenswerten, allen voran Bitcoin.

Aufgrund dieses Ereignisses ist es nicht möglich zu bewerten, ob die damaligen Maßnahmen der Fed langfristig gereicht hätten, um die Lage wieder zu entspannen. Ab dem 17. September 2019 reagierte die Fed mit einer Serie von Interventionen. Sie startete tägliche Overnight-Repo-Operationen (bis zu 75 Milliarden Dollar), ergänzt durch Term-Repos (zwei- bis sechswöchig, mindestens 35 Milliarden Dollar pro Operation). Ab Oktober 2019 kaufte sie monatlich Treasury Bills im Wert von 60 Milliarden Dollar, um die Reserven langfristig aufzustocken. Zusätzlich senkte sie die Zinsen dreimal (auf 1,5–1,75 % bis Ende 2019) und passte technische Parameter wie die Interest on Excess Reserves (IOER) an. Diese Schritte injizierten schnell Liquidität und stabilisierten die Märkte. Die Repo-Raten fielen rasch zurück auf normale Niveaus (um die 2 %) und der Druck auf das Finanzsystem ließ nach.

Parallelen zu 2019

Heute haben wir eine ähnliche, aber in einigen Teilen doch andere Situation: Die US-Schuldenkrise ist weiter vorangeschritten und erzeugt deutlich mehr Druck. Das Zinsniveau ist sehr viel höher, was auch die Zinslast auf den Schuldenberg der Regierung stark erhöht. Gleichzeitig hat das US-Finanzministerium die Schuldenaufnahme weitestgehend an das kurzfristige Ende verlagert, um die hohen Zinsen nicht langfristig zu binden. Das heißt, dass die Refinanzierung in einem schnelleren Tempo vonstattengehen muss. Das hat dem System in Kombination mit der geldpolitischen Straffung der Fed zuletzt wieder eine Menge Liquidität entzogen.

Auf der anderen Seite existiert mittlerweile eine permanent aktive Repo-Facility der Fed, bei der Banken sich Notfall-Liquidität besorgen können. Somit können zumindest unmittelbare Schocks abgefedert werden. Trotzdem muss die Zinslast sinken, damit die Regierung die Schuldenaufnahme wieder ans längere Ende der Zinskurve verlagern kann. Andernfalls wächst der Schuldenberg weiterhin deutlich zu schnell (über 2 Billionen Dollar Anstieg allein in 2025) und droht, außer Kontrolle zu geraten – nicht zuletzt, weil das Vertrauen in die generelle Stabilität der Anleihemärkte nicht endlos ist.

Die Zinsen müssen runter

Der Wechsel von QT zu QE ist definitiv eine Entlastung, letzten Endes jedoch nur eine Symptom-Bekämpfung. Solange die Zinsen oben bleiben, dreht sich die Schuldenteufelsspirale weiterhin immer schneller und mehr QE wird notwendig sein, um den Schuldenhunger der USA mit Liquidität bedienen zu können. Nur sinkende Zinsen in Kombination mit neuer Liquidität stellen eine (mögliche) Lösung des Problems dar, da so ein wirtschaftlicher Aufschwung erzeugt werden kann. Der gewagte Plan der Trump-Regierung ist, sich aus dem Defizit „herauszuwachsen“. Das geht nur mit niedrigen Zinsen und Liquidität zur Überbrückung des Defizits, bis dieses Ziel erreicht ist. Spätestens durch den Wechsel an der Fed-Spitze im Sommer 2026 ist ein drastischerer geldpolitischer Wechsel zu erwarten – vielleicht wird Jerome Powell jedoch schon vorher gezwungen sein, weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Für Bitcoin stellt das mittelfristig weitere Volatilität in Aussicht, da Liquiditätsschocks in der Vergangenheit liquide Assets wie Bitcoin am meisten bestraft haben. In einer Liquiditätskrise werden die liquidesten Assets zur Erfüllung von Margin Calls als erstes über Bord geworfen (Der Crash im März 2020 ist ein prominentes Beispiel). Langfristig liefert die aktuelle Situation jedoch das Fundament für extreme Preisanstiege, sollte Bitcoin seiner generellen Dynamik weiterhin treu bleiben und eine Ausweitung der Liquidität wie ein Schwamm in sich aufsaugen.

Michael Burry hat sich nach vielen Jahren wieder öffentlich geäußert – und ein klares Urteil über die Finanzmärkte und Bitcoin gesprochen. Was er zu sagen hat und wie seine Thesen einzuschätzen sind, erfahren Sie in der aktuellen Analyse auf decentralist.

bitcoin-kurier.de