Bitcoin rutscht innerhalb weniger Stunden unter die Marke von 82.000 US-Dollar und löst eine Kettenreaktion am gesamten Kryptomarkt aus. Was zunächst wie eine normale Korrektur wirkt, entpuppt sich schnell als massiver Liquidationsschock: Innerhalb einer Stunde verschwinden fast eine Milliarde US-Dollar aus gehebelten Positionen, während Angst und Unsicherheit dominieren. Ist dieser Absturz nur eine technische Bereinigung – oder der Vorbote einer tieferen Trendwende? Die aktuellen Daten deuten auf eine gefährliche Mischung aus Leverage, Makrodruck und außergewöhnlichen On-Chain-Bewegungen hin.
Bitcoin stürzt ab: Markt verliert in Minuten Milliarden
Bitcoin fällt im Tagesverlauf teils unter 82.000 US-Dollar und erreicht damit den tiefsten Stand seit fast sieben Monaten. Innerhalb von weniger als zehn Minuten gibt der Kurs zeitweise um rund zwei Prozent nach. Über einen Zeitraum von 24 Stunden beläuft sich der Rückgang auf mehr als zehn Prozent, während sich vom Allzeithoch bei rund 126.000 US-Dollar im Oktober mittlerweile ein Minus von über 30 Prozent ergibt. Parallel verliert der gesamte Kryptomarkt knapp zehn Prozent an Wert und fällt auf etwa 2,82 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung zurück.
$BTC nearly touched the $81,000 level today.
Bitcoin needs to reclaim the $88,000 level soon; otherwise, it could drop towards the April lows. pic.twitter.com/HcGih75cBs
— Ted (@TedPillows) November 21, 2025
Besonders auffällig ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Abverkauf vollzieht. Innerhalb einer einzigen Stunde werden fast eine Milliarde US-Dollar in Long- und Short-Positionen liquidiert. Auf 24 Stunden betrachtet summiert sich dieser Wert auf nahezu 2 Milliarden US-Dollar. Auch andere große Kryptowährungen geraten stark unter Druck: Ethereum und Solana leiden unter hohen Long-Liquidationen, die das negative Momentum zusätzlich verstärken.
Bitcoin und der Leverage-Effekt: Der eigentliche Auslöser
Im Zentrum dieses Kurssturzes steht ein massiver Abbau von gehebelten Positionen. Das Open Interest bei Bitcoin, gemessen in BTC, ist innerhalb von weniger als 48 Stunden um rund 8.500 BTC gesunken. Umgerechnet zum aktuellen Preis entspricht das einem Volumen von etwa 700 Millionen US-Dollar, das aus dem Markt gedrückt wurde. Allein bei Bitcoin-Long-Positionen wurden in einer einzigen Stunde rund 500 Millionen US-Dollar ausgelöscht – ein deutliches Zeichen für einen sogenannten Leverage-Flush.
$BTC has some decent buy orders around $80,000-$82,000 on Binance.
If this doesn't hold, Bitcoin is going straight to $74,000. pic.twitter.com/xKpAFzX0DB
— Ted (@TedPillows) November 21, 2025
Im Unterschied zu früheren starken Rückgängen, die eher durch tatsächliche Verkäufe auf dem Spotmarkt ausgelöst wurden, handelt es sich diesmal primär um eine technische Bereinigung überhebelter Positionen. Trader mit hohem Risikoanteil werden aus dem Markt gedrängt, während die Volatilität weiter zunimmt. Diese Enthebelung sorgt kurzfristig für extreme Ausschläge und verstärkt den Verkaufsdruck zusätzlich.
Makrodaten aus den USA erhöhen den Druck
Zusätzlichen Druck auf Bitcoin brachte ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht. Die jüngsten Zahlen zeigen 119.000 neu geschaffene Stellen – mehr als doppelt so viele wie erwartet. Diese robuste Entwicklung reduziert die Wahrscheinlichkeit schneller Zinssenkungen durch die US-Notenbank deutlich. Der CME FedWatch-Indikator beziffert die Chance auf eine Zinssenkung im Dezember aktuell nur noch auf rund 35 Prozent.
Für Risikoanlagen wie Bitcoin ist das ein wichtiger Belastungsfaktor. Steigende oder länger hohe Zinsen machen spekulative Investments weniger attraktiv, da sichere Anlagen wieder mehr Rendite bieten. Während sich traditionelle Märkte wie der S&P 500 relativ stabil zeigen, scheint sich der Druck vor allem auf den Kryptomarkt zu konzentrieren. Bitcoin reagiert besonders sensibel auf jede Veränderung der globalen Liquiditätsbedingungen.
Derivatemarkt kippt: Puts verdrängen Calls
Auch im Options- und Futuresmarkt zeigt sich ein klarer Stimmungswandel. Während zuvor stark auf steigende Kurse gesetzt wurde, dominieren nun Put-Optionen, die von weiter fallenden Preisen profitieren. Besonders auffällig ist, dass ein zuvor stark nachgefragter Call bei 140.000 US-Dollar inzwischen vom 85.000-Dollar-Put überholt wurde. Diese Verschiebung verdeutlicht, wie schnell die Erwartungen der Marktteilnehmer kippen können.
I've watched #Bitcoin crash from:
$200 to $50
$1,200 to $200
$20,000 to $3,000
$60,000 to $15,000
$126,000 to $82,000Notice a pattern?
— The Bitcoin Historian (@pete_rizzo_) November 21, 2025
Die zunehmende Absicherung gegen weitere Verluste verstärkt die Abwärtsspirale zusätzlich. Jeder neue Kursrutsch zwingt weitere Marktteilnehmer zur Anpassung ihrer Positionen, was wiederum neue Liquidationen auslösen kann. Diese Dynamik ist typisch für Phasen hoher Unsicherheit und trägt dazu bei, dass selbst kleinere Impulse starke Preisbewegungen auslösen.
Whales unter Druck und extreme Angst am Markt
Auch große Marktteilnehmer bleiben von den Turbulenzen nicht verschont. Ein bislang nicht öffentlich identifizierter Krypto-Whale, der auf Bitcoin- und Ethereum-Long-Positionen setzte, sah seine Gesamtgewinne von rund 63 Millionen US-Dollar auf etwa 4 Millionen US-Dollar schrumpfen. Gleichzeitig sitzt er nun auf rund 37 Millionen US-Dollar an unrealisierten Verlusten – ein drastischer Einbruch, der die Risiken stark gehebelter Positionen in volatilen Marktphasen verdeutlicht.
Noch deutlicher zeigt sich die Situation am Beispiel von Jeff „Machi Big Brother“ Huang. Seine Performance kippte innerhalb weniger Wochen von etwa +44,8 Millionen US-Dollar auf rund –20 Millionen US-Dollar. Allein in den letzten 24 Stunden summierten sich seine Verluste auf fast 650.000 US-Dollar. Diese Zahlen machen deutlich, dass selbst erfahrene und kapitalkräftige Akteure von plötzlichen Trendwechseln und Liquidationswellen massiv getroffen werden können.
Parallel dazu fällt der Crypto Fear & Greed Index auf einen Wert von 11 und signalisiert „extreme Angst“. Auch andere Stimmungsindikatoren deuten auf eine außergewöhnlich fragile psychologische Lage hin. Viele Marktteilnehmer reduzieren ihre Risiken, was den Verkaufsdruck kurzfristig weiter anheizt.
Bitcoin: Fragiler Ausblick zwischen Risiko und Hoffnung
Kurzfristig bleibt die Lage angespannt. Zu viele Faktoren wirken gleichzeitig auf Bitcoin ein: ein weitreichender Abbau von Leverage, makroökonomische Unsicherheiten und ungewöhnliche On-Chain-Bewegungen. Gleichzeitig gibt es mögliche Lichtblicke am Horizont. Das Ende restriktiver Geldpolitik, steigende Staatsausgaben oder neue Konjunkturprogramme könnten mittelfristig wieder mehr Liquidität in den Markt spülen.
Der entscheidende Punkt ist jedoch das Timing. Solche Effekte entfalten ihre Wirkung meist zeitverzögert, während der Markt bereits im Hier und Jetzt reagiert. Ohne klare positive Impulse dürfte jede Erholungsbewegung zunächst wacklig bleiben. Dennoch hat Bitcoin in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wie schnell sich eine Stimmung aus extremer Angst in neue Zuversicht verwandeln kann.
coin-update.de