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Dorsey sieht institutionelles Interesse als zweischneidiges Schwert für Bitcoin
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BTC müsse für alltägliche Zahlungen relevant bleiben – sonst droht Bedeutungslosigkeit
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Offene Entwicklung, Vielfalt bei Layer-2-Lösungen und Selbstverwahrung bleiben entscheidend
In einem „21 and 21“-Interview mit Haley Berkoe im Presidio Bitcoin Workspace in San Francisco sprach Jack Dorsey, CEO von Block und ehemaliger Twitter-Chef, offen über seine Sorgen zur Zukunft von Bitcoin. Trotz seiner bekannten BTC-Begeisterung sieht er Gefahren durch zunehmende Institutionalisierung und einseitige Entwicklung.
„Wenn Bitcoin nur ein Wertspeicher bleibt, verliert es seine Relevanz“, warnte Dorsey.
Institutionelle Akteure: Gefahr oder Fortschritt?
Auf die Frage, ob das wachsende Interesse großer Finanzakteure wie BlackRock Bitcoin schade, antwortete Dorsey:
„Es schadet wahrscheinlich ein wenig. […] Aber es ist offensichtlich, dass wir mehr davon sehen werden.“
Er betonte jedoch den einzigartigen, erlaubnisfreien Charakter von Bitcoin:
„Du brauchst keine Erlaubnis von BlackRock oder sonst wem, um auf Bitcoin zu bauen. Wo gibt es das sonst?“
Dorsey sieht darin die eigentliche Stärke des Netzwerks – die Fähigkeit, offen, dezentral und zugänglich für alle zu bleiben, trotz institutionellem Kapital.
Kritik an Bitcoin als „reiner Wertspeicher“
Ein zentraler Punkt seiner Kritik: Bitcoin droht, in der Wahrnehmung nur noch als „digitales Gold“ zu gelten, ohne reale Alltagsbedeutung zu haben.
„Wenn es nur ein Store of Value bleibt und nicht für Zahlungen genutzt wird, verliert es seinen Platz im Leben der Menschen“, so Dorsey.
Er warnt vor einem „irrelevance failure“ – einem Scheitern durch fehlende Alltagsrelevanz. Nur durch breite Nutzung im Zahlungsverkehr könne Bitcoin wirklich dauerhaft bestehen. Zwar lobte Dorsey das Lightning Network, sagte aber auch:
„Lightning ist nicht schlecht – aber wir können mehr. Wir wollen nicht nur bei einem Layer-2 bleiben.“
Für ihn ist Vielfalt in der technischen Weiterentwicklung entscheidend, um Bitcoin auf lange Sicht skalierbar und nützlich zu halten.
Open-Source und Selbstverwahrung im Fokus
Dorsey hob auch die Bedeutung von offener Entwicklung und unabhängiger Finanzierung hervor. Er lobte Initiativen wie:
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Spiral – die Bitcoin-Sparte von Block
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Brink und OpenSats – unabhängige Förderprogramme für Core-Entwicklung
Er betonte, dass Unternehmen Open-Source-Entwicklung unterstützen sollten, ohne Kontrolle auszuüben. Nur so könne der offene Charakter von Bitcoin gewahrt bleiben.
Bitcoin & KI: Agenten könnten für Nutzer handeln
Spannend war auch Dorseys Ausblick auf die Verbindung zwischen Bitcoin und Künstlicher Intelligenz (KI). Er stellte sich eine Zukunft vor, in der digitale Agenten autonom mit Bitcoin agieren, ohne zentralisierte Freigaben.
„Entwicklung geht schneller, wenn man weniger um Erlaubnis fragen muss.“
Dorsey schloss das Interview mit einem Rat an alle Neueinsteiger im Kryptobereich:
„Hör nicht auf die Meinung einer einzelnen Person – auch nicht auf meine. Bitcoin ist besonders, weil es offen ist. Du brauchst keine Erlaubnis, um zu bauen, was du sehen willst.“
Jack Dorsey liefert einen kritischen, aber visionären Blick auf den Zustand von Bitcoin. Während viele Anleger auf Kursziele schauen, stellt er die Frage nach der langfristigen Relevanz. Institutionelles Kapital sei willkommen – solange die Community die Prinzipien der Dezentralität, Offenheit und Nutzbarkeit im Alltag nicht aus den Augen verliert.