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Warum man mit Bitcoin nicht auf Markt-Timing setzen sollte

source-logo  bitcoin-kurier.de 15 Juli 2024 08:38, UTC

Der Krypto-Sektor bietet eine riesige Sammlung an analysierbaren Daten, um die Richtung des Marktes zu prognostizieren und das Investment entsprechend zu timen. Makroökonomische Faktoren wie die Zinssitzungen der US-Notenbank, Arbeitslosenzahlen und Inflationsentwicklung, Ankündigungen zur Krypto-Adaption von neuen Unternehmen oder gar Ländern, spezifische News zu einzelnen Krypto-Projekten und eine ganze Tonne an On-Chain-Daten liefern die entsprechende Spielwiese für Investoren.

Hinzu kommt der Umstand, dass der Krypto-Sektor mit diversen Möglichkeiten zum Daytrading lockt, in vielen Fällen ohne eine nötige Registrierung und mit Hebeln ohne Limit. Die teils extreme Volatilität tut als letztes Puzzleteil in diesem Bild ihr Übriges, um viele Investoren dazu zu verleiten, den Markt kurz- bis mittelfristig timen zu wollen.

Markt-Tmining im Krypto-Sektor führt selten zum Erfolg

Wie schwierig Markt-Timing im Krypto-Sektor jedoch ist und wie schnell man den Löwenanteil eines Bullruns verpassen kann, zeigt eine Analyse des Investmentunternehmens Fundstrat, die im ersten Quartal 2024 aufgestellt wurde und den Markt ausgehend von seiner Performance untersucht hat. Dabei wurden die besten 10 Performance-Tage von Bitcoin innerhalb eines jeden Jahres mit den restlichen 355 Tagen verglichen.

Das Ergebnis ist brutal: Das Verpassen der zehn besten Tage von Bitcoin pro Jahr führt im Wesentlichen dazu, dass man einen Großteil der Jahresgewinne verpasst. Seit dem Bullrun im Jahr 2013 ist diese Dynamik konsistent geblieben. Während der Unterschied im Jahr 2013 noch relativ moderat war, haben die besten zehn Tage im Bullrun-Jahr 2017 etwa 350 Prozent erzielt, im Vergleich zu einer Rendite von 225 Prozent im restlichen Jahr. Im Bullrun 2020 bis 2021 war der Unterschied noch extremer: Während des Bullenmarktes im Jahr 2021 erzielten die zehn besten Tage des Jahres eine Rendite von 179 Prozent, verglichen mit einer Rendite von minus 43 Prozent an den übrigen 355 Tagen. Im Gegensatz dazu erzielten in einem Bärenmarktjahr wie 2019 die besten zehn Tage immer noch eine beträchtliche Rendite von 217 Prozent gegenüber einer Rendite von minus 39 Prozent für den Rest des Jahres, wie aus der Analyse hervorgeht.

Die Analyse zeigt eindrucksvoll, dass Bitcoin seine entscheidenden Aufwärtsbewegungen in sehr kurzen Zeiträumen macht und Investoren, die in dieser Phase nicht dabei sind, verpassen ein Großteil des Potenzials eines Bullruns. Bei Altcoins ist diese Dynamik noch wesentlich extremer. Während Bitcoin auch in schwachen Jahren punktuell eine gute Performance erzielen kann und sich in seinem vierjährigen Zyklus eigentlich nur in einem Jahr wirklich schwach präsentiert, zeigen Altcoins die meiste Zeit eine deutliche Underperformance gegenüber Bitcoin und zeigen innerhalb eines vollständigen Zyklus nur während der heißen Phase eines Bullruns, in einem allgemeinen Blow-Off-Top des Marktes, ihre Stärke – zumindest, wenn man die historischen Preismuster auch hier als Vergleich heranzieht. Markt-Timing auf kurz- bis mittelfristiger Ebene erscheint daher als eine sehr ineffektive Strategie bei Krypto-Investments.

Die einzig sinnvolle Art von Markt-Timing im Krypto-Sektor

Investoren sind gut damit beraten, nicht zu glauben, dass man den Markt exakt timen kann. Einzig aus einer langfristigen Perspektive heraus ist es möglich, den Markt grob zu timen und dadurch ein positives Ergebnis für die eigene Investment-Strategie zu generieren.

Bitcoin hat in den Jahren seit seiner Entstehung ein zyklisches Muster etabliert, welches sich gut eignet, um langfristiges Markt-Timing erfolgreich hinzubekommen. Der Bitcoin-Preis bewegt sich in einem vierjährigen Zyklus um seine Halvings herum. Dabei gilt anhand der historischen Preismuster folgende Dynamik:

Der Aufwärtstrend beginnt in einem Pre-Halving-Jahr, begleitet von deutlichen charttechnischen wie On-chain-Signalen. Relevant ist besonders ein Anstieg über den 200-Tage-Trend sowie das Bullmarket-Supportband, bestehend aus dem einfachen 20-Wochen-Trend und dem exponentiellen 21-Wochen-Trend. In einem Halving-Jahr hat bisher stets der Bruch des vorherigen Allzeithochs stattgefunden und die Hauptphase eines Bullruns wurde eingeleitet, mit einem entsprechenden Übergang in die Preisfindungsphase oberhalb des letzten Allzeithochs. In einem Post-Halving-Jahr hat sich bisher stets das Finale eines Bullruns, mit parabolischen Preisanstiegen bei Bitcoin und Altcoins abgespielt. Innerhalb eines jeden Jahres ist das vierte Quartal saisonal oft das stärkste und hat bisher auch immer das Finale eines jeden Bullruns gekennzeichnet. Im zweiten Jahr nach einem Halving folgte bisher stets ein Bärenmarkt mit einer heftigen Korrektur, zurück bis an das letzte Allzeithoch aus dem vorherigen Zyklus oder leicht darunter.

Bildquelle: Tradingview.com

Dieser „Bitcoin-interne“ Zyklus wird maßgeblich geprägt durch den übergeordneten Liquiditätszyklus an den traditionellen Finanzmärkten, der wiederum durch die zunehmende geldpolitische Intervention der Notenbanken in den Märkten ausgelöst wird. Seit 2008 bewegen sich die Märkte entlang eines Schulden-Refinanzierungszyklus, der drei bis fünf Jahre dauert und dessen Ende stets mit einer neuen Runde an geldpolitischer Lockerung und künstlicher Liquidität beantwortet wird, um die negativen Folgen der immer größeren Schuldenaufnahme abzuschwächen.

Die besten Kauf-Phasen

Dementsprechend ergibt sich eine relativ einfache Ausführung des langfristigen Markt-Timings. Die beste Einstiegsphase für Bitcoin besteht in einem Pre-Halving-Jahr, wenn sich charttechnisch das Ende eines Bärenmarktes durch das nachhaltige Überschreiten des 200-Tage-Trends und des Bullmarket-Supportbands ausspielt. Regelmäßiges Investieren in Form von Dollar-Cost-Averaging bietet sich bis in das Halving-Jahr hinein an, vor dem Beginn der heißen Phase eines Bullruns. Im Zuge der Preisfindungsphase oberhalb des Allzeithochs beginnt die Phase, in der sich Gewinnmitnahmen anbieten.

Bei Altcoins gestaltet sich ein Einstieg aufgrund ihrer höheren Volatilität und größeren Unsicherheitsfaktoren als schwieriger, generell gilt hier jedoch derselbe Fahrplan. Im Endeffekt hat man bei Altcoins sogar mehr Zeit sich zu positionieren, da die interessante Phase sich erst in der letzten Phase eines Bitcoin-Bullruns, meist erst nach dessen Erreichen eines neuen Tops, abspielt.

Dafür gestaltet sich die Suche und die Auswahl der richtigen Altcoins als schwieriges Handwerk. Viele Altcoins schaffen überhaupt keine Outperformance gegenüber Bitcoin und viele der Altcoin-Bestperformer existieren in der frühen Phase eines neuen Zyklus meist noch gar nicht. Groß angelegte Investments in Altcoins sollten daher nur mit einer entsprechenden Risikotoleranz, umsichtigen Kapitalmanagement und im besten Fall der nötigen Erfahrung und auf keinen Fall mit einem relevanten Teil des Gesamtkapitals getätigt werden.

Das Fazit für das Markt-Timing bei Bitcoin kann man aus meiner Sicht folgendermaßen festhalten: Der richtige Zeitpunkt für ein Investment in Bitcoin ist immer jetzt, denn der Adaptionspfad von Bitcoin geht gnadenlos weiter. Lediglich in der heißen Phase eines Blow-Off-Tops sollte man vielleicht von einem Einstieg absehen. Bei Altcoins ist die Lage schwieriger und ein größeres Maß an Risikotoleranz ist leider unabdingbar, dafür kann die Performance umso größer sein, wenn man die Sache richtig macht.

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