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Mehr als 50 Prozent der Bitcoin-Hashrate KYC-verifiziert

source-logo  bitcoinblog.de 04 August 2023 05:40, UTC

In den vergangenen Jahren haben große Mining-Pools begonnen, die Identität ihrer Miner festzustellen. Mittlerweile betrifft dies schon mehr als die Hälfte der gesamten Hashrate. Droht dies Bitcoin zu brechen? Und wie sieht es bei Ethereum aus?

Der große Bitcoin-Miningpool AntPool hat vor knapp zwei Jahren eher heimlich KYC-Maßnahmen eingesetzt, um die Identität seiner Miner zu verifizieren. KYC bedeutet “Know Your Customer” und manifestiert sich im Alltagsleben üblicherweise darin, dass ihr euch irgendwie ausweisen müsst, wenn ihr ein Konto bei einer Bank oder Börse eröffnet.

Nun brüstet sich der Pool auf Twitter: „Seit der KYC-Prozess auf ANTPOOL begonnen hat, hat eine große Anzahl von Usern ihre Identität auf der Plattform verifiziert.“ AntPools Vision sei „eine strahlende Zukunft unter der Regulierung, welche eine sicherere und privatere Mining-Erfahrung für unsere Kunden erlauben wird.“

Die Informationslage ist insgesamt eher dünn. Denn zwar hat AntPool im Oktober 2021 angekündigt, dass der Pool Zugriffe mit chinesischer IP-Adresse blockiert und ein KYC-Programm starten wird, um „mit den Gesetzen und der Regulierung von Ländern auf der ganzen Welt konform zu gehen.“

Jedoch ist unklar, wie verpflichtend die Identitätsprüfung ist. Denn noch 2022 erklärt Antpool, „anonymes Mining“ auf Basis von Nichts als einer Adresse für Währungen wie ETH, ETC oder ZEC zu unterstützen. Um anonym zu minen, müsse man sich nicht registrieren, sondern lediglich die Software herunterladen.

Gilt KYC also nur für Bitcoin-Miner? Oder nur ab einer gewissen Größe? Oder geht es mit Vorteilen einher? Die FAQ von AntPool erklärt lediglich, wie das KYC-Verfahren abläuft.

Klar ist aber, dass die Maßnahmen dem Pool offenbar nicht geschadet hatten. Im Oktober 2021 stellte AntPool noch 17 Prozent der globalen Hashrate, heute sind 21 Prozent.

Hashrate nach Pools. Grafik von Blockchain.com

Der größte Mining-Pool der Welt, Foundry US, derzeit für gut 30 Prozent der Hashrate verantwortlich, bedient vor allem große Mining-Farmen in den USA und verlangt anscheinend ebenfalls ein KYC. Mit diesen beiden Pools zusammen sind mehr als 50 Prozent der Hashrate nicht anonym. Von den anderen relevanten Pools ist nicht bekannt, dass sie KYC-Maßnahmen verlangen.

Allenfalls NiceHash, eine Art Hashrate-Broker, der zwischen Minern und Pools steht, machte KYC für neue Kunden kürzlich obligatorisch und empfahl es Bestandskunden. Als Grund nannte der Service die „neuesten gesetzlichen Anforderungen in unserer Branche“.

Wenn die einzelnen Miner, deren Hashrate die Pools bündeln, identifiziert sind, bedeutet dies noch nicht, dass sie kompromittiert sind. Man kann auch mit dem Einsatz seiner echten Identität für Werte einstehen. Es bedeutet allerdings, dass die Staatsgewalt im Zweifel an der Türe klopfen kann, um den Betrieb einzustellen oder die Miner zu zwingen, etwa ein bestimmtes Upgrade einzuspielen.

Aber macht das überhaupt einen Unterschied? Die Zeiten, in denen man mit einem Miner im Keller noch einen relevanten Beitrag leisten konnte, sind längst vorbei. Privates Mining ist heute maximal schmückendes Beiwerk; das Mining, auf das es ankommt, geschieht längst in großen Farmen, die schon allein wegen ihres hohen Stromverbrauchs kaum unter dem Radar laufen können. Der beste Schutz dürfte, ob mit oder ohne KYC, die geographische Verteilung sein, so dass jeder staatlichen Angriff an den Grenzen der zwischenstaatlichen Kooperation scheitert.

Dennoch zeigt die Entscheidung der Miner, bei Foundry und AntPool zu bleiben, obwohl es mehr als genügend Alternativen gibt, eine bestimmte Grundhaltung an, die nicht ganz nach dem Geiste riecht, den man bei Bitcoin eigentlich voraussetzt. Für etwas bessere Konditionen sind die Miner gerne bereit, ihre Identität herauszugeben. Von dort aus ist kein so weiter Schritt mehr, Wünsche der Regulierer auch den Usern onchain aufzuzwingen.

Entsprechende Versuche gab es bereits. Im Jahr 2021 hat Marathon Mining, einer der größten Miner in den USA, angekündigt, nur noch Blöcke zu minen, die konform mit den Sanktionslisten des US-Finanzministeriums sind. Auf öffentlichem Druck stoppte Marathon dieses Projekt jedoch wieder, und es ist zumindest derzeit nicht öffentlich bekannt, dass andere Miner die Initiative aufgreifen.

Bei den Ethereum-Stakern ist die Implementierung der Sanktionslisten der USA hingegen bereits weiter fortgeschritten. Mehrere Staking-Pools haben die Blacklists übernommen, im Oktober 2022 stellten die „konformen“ Staker bereits mehr als 50 Prozent der Blöcke, im November sogar mehr als 75 Prozent. Dies weckte die Sorge, dass Ethereum über kurz oder lang vollständig zensiert sein wird.

Staker, die die Blacklists implementiert haben (OFAC compliant) oder nicht. Bild von MEV Watch

Mittlerweile jedoch ist der Anteil der konformen Blöcke wieder deutlich gesunken. Er beträgt nur noch rund 35 Prozent, womit Ethereum einen Weg hin zu weniger anstatt mehr Zensur geht.

Generell hat das Staking in dieser Beziehung den Vorteil, dass es weniger Hardware-intensiv ist als das Mining. Ein Staking-Computer lässt sich leicht verstecken, eine Mining-Farm nicht. Es gibt auch gute Gründe, dies als Nachteil zu verstehen, doch es hilft in jedem Fall, sich dem Zugriff durch KYC und Regierungen zu entziehen.

Sowohl Mining als auch Staking sind Werkzeuge. Sie erfüllen ihren Zweck, ein dezentrales, zensurresistentes finanzielles Netzwerk am Laufen zu halten, nicht aus sich selbst heraus. Beides kann gebrochen werden, wenn es gelingt, die Mehrheit der Akteure zu identifizieren und zu etwas zu zwingen. Doch sowohl Mining als auch Staking bieten, auf ihre je eigene Weise, einen Ansatz, um sich dem zu entziehen. Dies in Anspruch zu nehmen obliegt jedoch den einzelnen Akteuren.

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