Es wurde ein wenig still um die Ordinals, jenes Protokoll, durch das man auf Bitcoin Token und NFTs herausgeben kann. Nachdem die Ordinals vor einem Monat wahlweise als Tod oder Rettung von Bitcoin oder als Strohfeuer gehandelt wurden, wagen wir nun eine Neubewertung.
Ordinal ist ein Protokoll auf Basis von Taproot-Transaktionen, das es erlaubt, Bilder auf die Bitcoin-Blockchain hochzuladen, um NFTs zu schaffen, und durch ein bestimmtes Textformat Token zu prägen, die BRC-20-Token.
Anfang Mai hat der BRC-Standard einen Hype entfacht. Es wurden so viele Token veröffentlicht, geprägt und überwiesen, dass die Blockchain für einige Tage vollkommen verstopft war und die Gebühren explodierten. Dies führte zu hitzigen Diskussionen, etwa darüber, ob man die Token-Transaktionen unterbinden darf und kann. Wir haben am 12. Mai hier hingegen vorausgesagt, dass der BRC-Hype nur ein Strohfeuer ist.
Wie sieht es nun, einen Monat später, aus? Lagen wir richtig – oder waren wir auf dem Holzweg?
Der Trend ist abgeflaut, aber nicht abgestorben
Klar ist zunächst, dass die Gebühren, die die Ordinals einspielen, massiv zurückgegangen sind.
Gebühren durch Ordinals-Transaktionen. Dashboard auf Dune Analytics
Anfang Mai waren die Gebühren explodiert, weil der Bedarf nach BRC-Transaktionen den verfügbaren Platz auf der Blockchain weit überstieg. An diesen Tagen hörte man auf der einen Seite die Furcht, die Ordinals würden Bitcoin als Zahlungsnetzwerk unbenutzbar machen, und auf der anderen Seite den Jubel, dank der BRC-Token sei die langfristige Finanzierung der Miner sichergestellt.
Beides war übertrieben. Das Transaktionsgeschehen hat sich wieder eingependelt. Angebot und Nachfrage halten sich wieder die Waage, und die Gebühren wurden wieder bezahlbar.
Dies deutet zwar auf eine Abkühlung hin, nicht aber auf ein Erlöschen des Trends. Die Ordinals-Transaktionen selbst bleiben auf einem überraschend hohen Niveau. Das zeigt die Grafik über diesem Absatz: An normalen Tagen flossen im bisherigen Juni etwas über 100.000 Ordinals-Transaktionen auf die Blockchain, an schlechten Tagen sank die Anzahl auf gut 50.000, an guten auf mehr als 175.000. Das allein legt nahe, dass der Trend nicht vorbei ist, sondern im Begriff steht, sich zu stabilisieren.
Je nach Tag stellen die Ordinals 20-50 Prozent aller Bitcoin-Transaktionen. Die zur Verfügung stehenden Charts weichen etwas voneinander ab, vermutlich, weil es nicht ganz trivial ist, alle Arten von Ordinals präzise aus der Blockchain herauszulesen. Doch alle Diagramme stimmen überein, dass die Ordinals einen beträchtlichen Anteil der Bitcoin-Transaktionen stellen.
Der Trend ist also etwas abgeflaut, aber definitiv nicht ausgetrocknet. Worin aber besteht er konkret?
Viel BRC, etwas NFT
Unter den Ordinals-Transaktionen dominieren mit weitem Abstand die Daten bzw. Texte: Diese bestehen in der Regel aus einem JSON-Datensatz, der ein BRC-20-Token definiert. An zweiter Stelle stehen die Bilder, welche ein nicht fungibles Token bilden, ein NFT. Sie stellen nur einige Tausend Transaktionen am Tag. Das ist deutlich weniger als im März und April, aber auch nicht nichts.
Die BRC-20-Token werden weiterhin selten auf Marktplätzen gehandelt. Dennoch gibt es Angaben über die Marktkapitalisierung. An erster Stelle steht mit etwas über 100 Millionen Dollar Ordi, ein Token, das der Schöpfer des BRC-Formats explizit als wertloses Testtoken herausgegeben hat.
Top-BRC-Token nach Coingecko.com
Die meisten BRC-20-Token haben eine Marktkapitalisierung von weniger als 10 Millionen Dollar. Dies ist winzig im Vergleich zu den ERC20-Token auf Ethereum, wo mehr als 300 Token einen höheren Wert aufbringen. Würde es nicht um Bitcoin gehen, wären die Werte so gering, dass es sich nicht lohnte, darüber zu berichten.
Ein ähnliches Bild sehen wir bei den Ordinal Inscriptions, den NFTs. Diese werden beispielsweise bei OKX gehandelt. Die Bitcoin Frogs und BTC DeGods bringen es auf ein gesamtes Handelsvolumen seit Anfang April von mehr als 100 Bitcoin – bei den Frogs sogar 400 Bitcoin, also mehr als 10 Millionen Euro –, viele NFTs auf ein Volumen zwischen 10 und 100 Bitcoin.
Das ist gar nicht so wenig. Doch ein Vergleich mit den NFTs auf Ethereum, die bei OpenSea gehandelt werden, ernüchtert etwas. Die Bored Yacht Apes brachten es allein in den letzten Tagen auf 91.000 Ethereum, ihre seltsamen Vettern vom Mutant Apes Yacht Club auf 52.000 ETH, und selbst die Pudgy Penguins, die schon längst aus ihrer Hype-Phase heraus sind, auf 12.000 ETH, was fast 20 Millionen Euro entspricht.
Ja, mit einem plattformübergreifenden Tagesvolumen von 8.300 ETH haben die Bored Apes gestern mehr Volumen gestellt als die Bitcoin Frogs seit dem Handelsbeginn.
Viel Platz für so wenig
Was bleibt also als Fazit? Der Hype um die Ordinals ist nicht tot, weder die Inscriptions (NFTs) noch die fungiblen BRC20-Token. Der Trend hat sich beruhigt, lebt aber auf etwas tieferem Niveau weiter. Echte Durchbrüche und Innovationen über Memetoken hinaus sind nicht erkennbar, Marktwert und Handelsvolumen erreichen nicht einmal einen Bruchteil von dem, was bei Token auf Ethereum üblich ist.
Etwas frustrierend ist, dass die Ordinals einen beträchtlichen Teil der Bitcoin-Blöcke benötigen, um so wenig zu erreichen. Kaum etwas zeigt deutlicher, dass dies nicht der Zweck der Bitcoin-Blockchain sein sollte.