- Auf X erlebt die „XRP Supply Shock“-Theorie ein Comeback, wobei die Datenlage anders aussieht.
- Neue On-Chain-Signale deuten zugleich auf einen steigenden Verkaufsdruck auf Binane hin.
Auslöser war ein Post des XRP-Community-Accounts @unknowDLT, der eine Glassnode-Grafik teilte und daraus die Supply Shock-These ableitete:
“XRP-ETFs verringern das verfügbare Angebot schnell auf. Da auf Börsen nur noch rund 1,5 Milliarden XRP liegen und in wenigen Wochen etwa 750 Millionen XRP absorbiert wurden, ist ein Angebotsschock bis Anfang 2026 wahrscheinlich. Das passt zum Clarity Act, der die Preisfindung erzwingt und echte institutionelle Nutzung ermöglicht.”
Warum kein XRP Supply Shock in Sicht ist
Widerspruch kam prompt vom XRP-Ledger dUNL Validator xrp.vet (Vet). Seine zentrale These: Exchange-Bestände und Orderbücher lassen sich nicht statisch interpretieren, weil Angebot in Sekunden mobilisiert werden kann.
“Es gibt keinen XRP-Angebotsschock auf den Börsen. 1) Inhaber halten fast 16 Milliarden XRP auf Börsen und haben sie sofort verfügbar. Es gibt genügend, damit jeder etwas bekommen kann. 2) Egal ob der Preis steigt oder fällt: Jeder von euch, der keine XRP auf einer Börse hat, könnte seine innerhalb von 3–4 Sekunden an eine Börse schicken, “argumentierte Vet.
Das Kernargument von Vet ist die „Elastizität“ der sichtbaren Liquidität: „Damit ist auch das XRP-Angebot, das in den Orderbüchern zum Verkauf steht, dynamisch. Es ist elastisch – es kann sich innerhalb von Sekunden verdichten oder austrocknen, hin und her.“
XRP-Influencer Zach Rector hakte nach, wie sicher Vet sei, dass die Daten stimmen. Vet erklärte: “Ich habe volles Vertrauen, dass diese Zahlen die Untergrenze dessen darstellen, was tatsächlich auf Börsen liegt. Das heißt: „Diese Werte sind im schlechtesten Fall eher am unteren Ende und es gibt weitere Börsen-Accounts, die wir bislang noch nicht identifiziert haben.“
Als Beispiel verwies er auf Upbit. Allein vier XRP-Accounts auf der koreanischen Börse halten zusammen 2 Milliarden XRP (und damit deutlich mehr als @unknowDLT anführt), und dies sei “nur ein Teil” der gesamten Upbit-Bestände.
Full confidence that these numbers are the lower bound of what actually is on exchanges. Means, these numbers are at worst on the lower end and that there are more accounts of exchanges we haven’t seen yet.
I mean just check upbit alone, lets only look at 4 out of many xrp… pic.twitter.com/CDotpZMoNS
— Vet (@Vet_X0) December 28, 2025
CryptoQuant: Binance-Inflows ziehen an
Parallel zur Supply-Shock-Debatte lieferte der pseudonyme CryptoQuant-Analyst Darkfost (@Darkfost_Coc) neue On-Chain-Daten, welche dem Supply Shock Narrativ widersprechen: steigende Zuflüsse auf Börsen als Indikator für Verkaufsabsicht, in einem Umfeld, das er als scharfe Korrektur beschreibt.
„Aktuelle Daten deuten auf eine klare Intensivierung des Verkaufsdrucks bei XRP hin. Diese Dynamik findet vor dem Hintergrund einer scharfen Korrektur statt: Der Kurs ist um rund 50 Prozent gefallen – von einem Hoch nahe 3,66 US-Dollar in den Bereich um 1,85 US-Dollar“, schreibt Darkfrost.
Als Beispiel zieht Darkfost die XRP-Zuflüsse zu Binance heran, da Binance „die größten Handelsvolumen unter allen Börsen“ besitzt, und die Daten sind eindeutig:
„Nach einer relativ ruhigen Phase mit moderaten und stabilen Zuflüssen änderte sich die Lage ab dem 15. Dezember spürbar. Seitdem sind die XRP-Zuflüsse zu Binance stark angestiegen, mit täglichen Volumina zwischen 35 Millionen XRP und einem deutlichen Spitzenwert von 116 Millionen XRP, der am 19. Dezember verzeichnet wurde.“
Daraus leitet Darkfost ein verändertes Anleger-Verhalten ab, weg von der HODL-Strategie seit Oktober hin zu Gewinnmitnahmen bei älteren Positionen sowie Kapitulation und Verlustverkäufen bei neueren Marktteilnehmern. Solange diese erhöhten Zuflüsse anhalten oder weiter zunehmen, werde es „schwierig für XRP, eine echte Akkumulationsphase auszubilden“, und die Korrektur könne sich nicht nur zeitlich verlängern, sondern auch weiter vertiefen.
Die unmittelbare Implikation für Trader ist klar: Wenn Exchange-Zuflüsse erhöht bleiben, konkurriert jedes bullische Engpass-Narrativ gegen sichtbare, kurzfristig aktivierte Liquidität. Eine XRP Kursrallye scheint unter diesen Umständen aktuell ausgeschlossen.
Zum Redaktionszeitpunkt handelte XRP bei $1.85.
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