Die vergangene Woche brachte erneut Bewegung in den Kryptomarkt. Auslöser waren vor allem Makrodaten. In den USA fiel die Kerninflation auf 2,6 Prozent und damit klar unter den Erwartungen. Auch die Gesamtinflation lag mit 2,7 Prozent deutlich niedriger als prognostiziert. Kurz darauf folgte jedoch die Zinsanhebung in Japan um 0,25 Prozent auf nun 0,75 Prozent. Dieser Schritt war zwar weitgehend eingepreist, sorgte aber dennoch für zusätzliche Nervosität. In Summe bleibt das Umfeld widersprüchlich. Positive Inflationsdaten treffen auf restriktive Geldpolitik in Asien.
Misstrauen am Markt bleibt
Bitcoin notiert aktuell bei rund 89.000 US-Dollar und legte gegenüber dem Vortag leicht zu. Ethereum konnte sich wieder über 3.000 US-Dollar schieben. Der Fear-and-Greed-Index erholte sich etwas, verharrt aber weiterhin im Bereich Angst. Auch die gesamte Marktkapitalisierung hält sich knapp über 3 Billionen US-Dollar. Auffällig bleibt das Verhalten institutioneller Investoren. In der vergangenen Woche flossen über 1 Milliarde US-Dollar aus Krypto-ETFs ab.

Bitcoin SPot ETFs sind Rückläufig, Quelle: https://farside.co.uk/btc/
Nach mehreren Wochen der Unentschlossenheit folgte damit erneut ein klarer Rückzug. Das spricht für anhaltende Skepsis auf höherer Ebene.
Makroseitig ist die Lage nicht eindeutig. Sinkende Inflation und die Aussicht auf einen moderateren geldpolitischen Kurs in den USA wirken stabilisierend. Gleichzeitig belastet das Ende günstiger Carry-Trades aus Japan die Risikomärkte. Billiges Kapital ist nicht mehr in dem Ausmaß verfügbar wie in den vergangenen Jahren. Diese Kräfte halten sich derzeit die Waage und sorgen für erhöhte Volatilität.
Widerspruch um Tom Lee sorgt für Unruhe
Für zusätzliche Diskussionen sorgt aktuell Tom Lee, wie es Alexander Mittermeier in seinem Youtube Kanal "Krypto Report" beschreibt . Der Chairman von Bitmine und zugleich eine der bekanntesten Stimmen im Kryptomarkt tritt öffentlich weiter als kompromissloser Bulle auf. Kursziele von 200.000 US-Dollar für Bitcoin und 15.000 bis 20.000 US-Dollar für Ethereum bis Anfang 2026 sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Parallel dazu wurden jedoch interne Einschätzungen seiner Analysten bekannt, die ein völlig anderes Bild zeichnen.
BREAKING: Screenshot circulating on Reddit shows Tom Lee's 7k December Ethereum target is now a $1800 target next year. Also calling for a huge pullback in equities and crypto performing the worst LOL pic.twitter.com/R1kPaaYhUu
— Altcoin Daily (@AltcoinDaily) December 20, 2025
Der Head of Digital Asset Strategy bei Fundstrat rechnet intern mit einem deutlichen Rücksetzer im ersten Halbjahr 2026. Genannt werden Bitcoin-Kurse zwischen 60.000 und 65.000 US-Dollar, Ethereum bei 1.800 bis 2.000 US-Dollar und Solana sogar im Bereich von 50 bis 75 US-Dollar. Dieser Kontrast wirft Fragen auf. Nach außen maximal optimistisch, intern deutlich vorsichtiger. Das sorgt für Verwirrung und Kritik.
Interessenlage als möglicher Erklärungsansatz
Ein Blick auf die Rollenverteilung liefert Hinweise. Tom Lee ist nicht nur Marktkommentator, sondern auch Chairman von Bitmine. Das Unternehmen gilt als größte Ethereum Strategic Reserve und hält fast 4 Millionen Ether. Das entspricht über 3 Prozent des gesamten Angebots. Geplant ist sogar eine Aufstockung auf 5 Prozent. Damit hängen Unternehmenswert und Aktienkurs direkt an der Entwicklung von Ethereum. Ein bullisches Narrativ liegt also nahe.
Gleichzeitig agiert Fundstrat als Analysehaus mit eigener Reputation. Dort werden Szenarien offenbar nüchterner bewertet. Der Zielkonflikt ist offensichtlich. Öffentliches Auftreten und interne Risikoeinschätzung laufen auseinander. Das erklärt die scharfen Reaktionen aus der Community, ohne zwingend auf bewusste Täuschung schließen zu müssen.
Technische Lage bleibt angespannt
Aus charttechnischer Sicht zeigt sich ein gemischtes Bild. Bitcoin notiert auf Wochenbasis weiterhin unter dem 50er-Wochen-Durchschnitt und unter dem Jahreseröffnungskurs. Auf Jahressicht liegt der Kurs rund 10 Prozent im Minus.
Bitcoin is moving in the exact opposite direction of global M2 liquidity.
Either everything crashes from here, or BTC explodes in 2026. pic.twitter.com/69z4CcHPVx
— Ash Crypto (@AshCrypto) December 21, 2025
Das spricht gegen einen stabilen Aufwärtstrend. Gleichzeitig scheint im Bereich um 80.000 US-Dollar ein vorläufiger Boden gebildet worden zu sein. Die Zone um 85.000 US-Dollar wurde zuletzt mehrfach verteidigt.
Kurzfristig besteht Spielraum nach oben. Bereiche zwischen 91.000 und 94.000 US-Dollar gelten als nächste Zielzone, unterstützt durch erhöhte Liquidität. Technische Indikatoren wie ein bullisches MACD-Crossover auf Tagesbasis stützen dieses Szenario. Übergeordnet bleibt jedoch Vorsicht angebracht. In früheren Zyklen folgte auf den Bruch des 50er-Wochen-Durchschnitts häufig ein Test des 200er-Wochen-Durchschnitts. Dieser liegt aktuell bei rund 57.000 US-Dollar.
coin-update.de