Die Stimmung im Kryptomarkt ist angespannt wie selten zuvor. Kurse brechen ein, Altcoins stehen teils bei minus 50, 60 oder sogar 80 Prozent. Frust dominiert, viele sind müde von Durchhalteparolen und bullischen Narrativen. Genau deshalb braucht es jetzt keine Beschönigungen, sondern eine nüchterne Einordnung der Lage. Die Realität ist unangenehm, aber sie lässt sich klar strukturieren.
Zwei Szenarien, die beide ernst genommen werden müssen
Am Ende gibt es nur zwei realistische Optionen. Entweder dieser Zyklus ist bereits vorbei oder er läuft weiter, nur anders als viele es erwartet hatten. Die Unsicherheit entsteht nicht aus fehlender Analyse, sondern aus widersprüchlichen Signalen.
Experte “KryptoWolf” mit Szenario A, Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=m2QhrX3bMyM
Die pessimistische Variante geht davon aus, dass das Hoch ohne echte Euphorie bereits erreicht wurde. Es gab keine ausgeprägte Altcoin Season, der Social Score blieb verhalten, die Bitcoin-Dominanz ist nicht eingebrochen. Gleichzeitig wurde Vertrauen verspielt. Memecoin-Exzesse, politische Einflüsse, abrupte Liquidationen nach Börsenschluss. Gerade neue Marktteilnehmer wurden direkt mit hohen Verlusten konfrontiert. In so einem Umfeld wenden sich viele ab.
In diesem Szenario folgt eine längere Durststrecke. Bitcoin würde weiter korrigieren oder seitwärts laufen, Altcoins geraten noch stärker unter Druck. Ein klassischer Bärenmarkt, der sich bis 2026 ziehen könnte, wäre möglich. Das fühlt sich bitter an, ist aber ein realistischer Ausgang, mit dem man sich mental auseinandersetzen sollte.
Die zweite Sicht ist ebenso logisch. Bitcoin hat in allen bisherigen Zyklen kräftige Korrekturen erlebt, auch mitten im Aufwärtstrend. Rückgänge von rund 30 Prozent gehörten immer dazu. Charttechnisch ähnelt die aktuelle Phase genau diesen Mustern. Rücksetzer, Erholung, erneute Schwäche, dann Fortsetzung.
What if Bitcoin does this ? pic.twitter.com/deAFqtvbYG
— Ash Crypto (@AshCrypto) December 18, 2025
Dazu kommt das makroökonomische Umfeld. Die Inflation in den USA ist zuletzt stärker gefallen als erwartet und lag bei 2,7 Prozent. Die Kerninflation erreichte ein Mehrjahrestief. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit und liegt bei 4,6 Prozent. Das erhöht den Druck auf die Notenbank, den geldpolitischen Kurs zu lockern. Mehr Liquidität bedeutet zumindest die Chance auf neue Bewegung im Risk-on-Bereich.
Altcoins stehen vor einer harten Bereinigung
Unabhängig davon, welches Szenario eintritt, bleibt eine unbequeme Wahrheit. Der Altcoin-Markt wird bereinigt. Zu viele Projekte ohne Nutzen, zu wenig Nachfrage, zu dünne Liquidität. Der Markt reguliert sich selbst, ob man will oder nicht.
Viele kleinere Projekte werden verschwinden. Das passiert sowohl in einem Bärenmarkt als auch nach einer letzten Aufwärtsphase. Der Unterschied liegt nur in der Reihenfolge. Projekte ohne Fundament, ohne Entwicklung und ohne echte Nutzung haben langfristig kaum eine Überlebenschance.
Größere Netzwerke mit aktiver Entwicklung, realen Anwendungsfällen und bestehender Nachfrage haben bessere Karten. Sie können weiter fallen, sich sogar halbieren, aber sie bleiben bestehen. Nach einer langen Schwächephase sind es oft genau diese Coins, die überproportional zurückkommen, weil ein Großteil der spekulativen Konkurrenz verschwunden ist.
Anzahl der bestehenden KRyptowährungen liegt schon bei über 28,5 Millionen, Quelle: https://coinmarketcap.com/charts/number-of-cryptocurrencies-tracked/
Für viele stellt sich jetzt die Frage, was mit stark gefallenen Altcoins passieren soll. Hoffnung allein ist keine Strategie. Wer an ein Projekt glaubt, braucht Gründe jenseits des Einstiegspreises. Wer diese Gründe nicht findet, sollte zumindest ehrlich zu sich selbst sein.
Was jetzt rational erscheint
In Phasen maximaler Angst werden selten gute Entscheidungen getroffen. Panikverkäufe nach langen Verlustphasen führen oft dazu, dass genau am ungünstigsten Punkt gehandelt wird. Gleichzeitig ist es riskant, blind weiterzukaufen, nur weil Kurse gefallen sind.
Eine sachliche Herangehensweise bedeutet vor allem eines: nichts erzwingen. Keine hektischen Umschichtungen, keine neuen großen Wetten. Liquidität aufbauen, beobachten, geduldig bleiben. Historisch waren Phasen extrem niedriger Risikoindikatoren bei Bitcoin attraktive Zeiträume für langfristige Akkumulation, aber nicht aus Ungeduld heraus, sondern mit klarer Struktur.
Egal wie der Markt sich entscheidet, ein stabiles Fundament bleibt entscheidend. Bitcoin steht dabei weiterhin im Zentrum. Altcoins bleiben ein Zusatz, kein Kern. Der Markt belohnt langfristig nicht Lautstärke oder Emotionen, sondern Disziplin, Geduld und die Fähigkeit, auch durch unangenehme Phasen hindurch handlungsfähig zu bleiben.
coin-update.de