Solana erlebt derzeit eine ungewöhnliche Marktphase: Während seine ETFs Rekorde brechen und institutionelle Nachfrage weiter zunimmt, fällt der Kurs der Kryptowährung auf ein Fünf-Monats-Tief. Die Kombination aus starken ETF-Zuflüssen, schwachem Marktumfeld und gebrochenen technischen Unterstützungen führt zu einer paradoxen Situation, die viele Anleger ratlos zurücklässt. Warum also stürzt Solana (SOL) ab, obwohl die Daten auf den ersten Blick bullish wirken? Und ist der aktuelle Rückgang Teil einer normalen Zyklusbewegung – oder kündigt er tiefere Kurseinbrüche an?
Solana ETFs: Rekordzuflüsse trotz Marktstress
Solana verzeichnet seit dem Start seiner Spot-ETFs Ende Oktober durchgehend Zuflüsse. Insgesamt flossen bislang rund 370 Millionen US-Dollar in SOL-Produkte, während das verwaltete Vermögen inzwischen über 533 Millionen US-Dollar beträgt. Zuletzt verbuchten Solana ETFs den 13. Tag in Folge positive Nettozuflüsse, getragen vor allem von institutionellen Anlegern, die den Token über regulierte Vehikel akkumulieren. Besonders das Bitwise-Produkt BSOL bleibt ein stabiler Magnet für Kapital.
21Shares is debuting their spot Solana ETF today $TSOL.. which will have fee of 21bps and is opening with $100m in aum.. the Solana ETFs have now taken in $2b as a group- with inflows basically every day, not bad considering the 'extreme fear' rn pic.twitter.com/K7rs14VTEB
— Eric Balchunas (@EricBalchunas) November 19, 2025
Dieser ETF-Erfolg findet jedoch in einem Umfeld statt, das insgesamt deutlich angeschlagen ist. Während Solana weiter Gelder anzieht, verzeichneten Spot-Bitcoin-ETFs einen der größten Abfluss-Tage ihrer Geschichte mit rund 866 Millionen US-Dollar. Auch Ether-ETFs verloren mehr als 259 Millionen US-Dollar an nur einem Handelstag. Solana schwimmt damit weiterhin gegen einen deutlich negativen Markttrend – doch die ETF-Zuflüsse allein reichen derzeit nicht aus, um den Spotpreis zu stabilisieren.
Warum Solana-ETFs den Preis kurzfristig kaum stützen
Die hohen Volumina der neuen Solana-ETFs lassen vermuten, dass viel frisches Kapital in den Markt fließt – doch dieser Eindruck täuscht. Ein Großteil des ETF-Handels findet ausschließlich im Sekundärmarkt statt. Dabei wechseln ETF-Anteile zwar häufig den Besitzer, aber das bedeutet nicht automatisch, dass dafür echte SOL-Coins gekauft werden müssen. Diese Umsätze spiegeln eher Handelsaktivität, Arbitrage und Portfolio-Umschichtungen wider.
Hinzu kommt: Viele institutionelle Händler sichern neue ETF-Positionen ab, indem sie Spot-SOL oder Futures leerverkaufen. Diese Hedging-Strategien führen trotz positiver ETF-Zuflüsse zu realem Abwärtsdruck auf den Solana-Kurs. Die tatsächlichen Creations – also neue ETF-Anteile, die physisch durch SOL gedeckt werden – sind zwar positiv, aber im Verhältnis zur Marktkapitalisierung von Solana zu gering, um kurzfristig eine Trendwende durchzusetzen.
Solana Preis bricht zentrale technische Unterstützungen
Während institutionelle Käufer weiter über ETFs einsteigen, sieht das technische Chartbild von Solana derzeit deutlich schwächer aus. In den vergangenen zwei Wochen fiel der Kurs um mehr als 34 Prozent auf rund 142 US-Dollar – der niedrigste Stand seit Juni. Entscheidend ist dabei vor allem der Bruch des 100-Wochen-SMA, der seit Anfang 2023 als zentrale Trendlinie fungierte und nun erstmals seit fast zwei Jahren unterschritten wurde.
Auch der langfristige Aufwärtstrend, der im Januar 2023 begann, ist inzwischen nach unten durchbrochen worden. Charttechniker sehen die Region um 95 bis 100 US-Dollar als nächste wichtige Unterstützungszone. Dort verläuft auch die 200-Wochen-SMA, die häufig als „letzte Verteidigungslinie“ für längerfristige Marktzyklen gilt. Solange SOL diese Region nicht klar verteidigt, bleibt das Risiko weiterer Abgaben hoch.
On-Chain-Daten deuten auf geringe Käuferunterstützung
Auch die On-Chain-Daten zeichnen ein gemischtes Bild, liefern jedoch erstmals leichte Entspannungssignale. Solana gehörte zuletzt zu den schwächsten Large Caps, wodurch ein Großteil der kurzfristigen Abwärtsliquidität bereits aus dem Markt gespült wurde. Statt weiterer Verkaufspools zeigen die aktuellen Daten nun wieder klarere Liquiditätszonen oberhalb des aktuellen Niveaus. Besonders im Bereich zwischen 170 und 200 US-Dollar haben sich laut Marktdaten nun ausgeprägte Liquiditätscluster gebildet. Sollte der Kryptomarkt insgesamt eine Erholung einleiten, könnte Solana von diesen Zonen profitieren und kurzfristig zu einer spürbaren Gegenbewegung ansetzen.
$SOL has been one of the worst-performing large caps recently.
And because of this, most of the downside liquidity has been taken out.
Now, Solana has decent liquidity clusters around the $170-$200 level.
If the crypto markets show some rebound, SOL could rally here. pic.twitter.com/ABOKH0lFk5
— Ted (@TedPillows) November 18, 2025
Hinzu kommt der Relative Strength Index (RSI), der mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit April 2025 notiert. Ein extrem niedriger RSI kann zwar überverkaufte Bedingungen anzeigen, deutet jedoch gleichzeitig darauf hin, dass das Momentum klar negativ ist. In Kombination mit dem gebrochenen Trend und dem makroskopischen Verkaufsdruck spricht vieles dafür, dass Solana erst eine Bodenbildung durchlaufen muss, bevor ein nachhaltiger Rebound möglich wird.
Makro-Risiken als Verstärker für den Abverkauf
Der Abschwung bei Solana kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der gesamte Kryptomarkt befindet sich seit Mitte Oktober in einer breit angelegten Risk-Off-Bewegung. Bitcoin fiel von 126.000 US-Dollar auf zeitweise unter 93.000 US-Dollar, während Tech-Aktien ebenfalls deutliche Verluste verbuchten. Die ETF-Landschaft sah über mehrere Tage hinweg Abflüsse von mehr als zwei Milliarden US-Dollar.
Solana reagiert als Altcoin mit hohem Beta besonders empfindlich auf diese Makrotrends. Selbst positive mikroökonomische Nachrichten – wie Rekordzuflüsse in SOL-ETFs oder steigende Aktivität im Solana-Ökosystem – werden im aktuellen Umfeld durch die übergeordnete Risikoreduktion überlagert. Dadurch geraten auch starke Projekte unter Druck, bis sich das Gesamtbild am Markt stabilisiert.
Ausblick: Kann Solana von den ETF-Zuflüssen langfristig profitieren?
Trotz des kurzfristigen Abwärtsdrucks bleibt die langfristige Perspektive für Solana interessant. Die konstanten ETF-Zuflüsse zeigen, dass institutionelle Anleger Solana zunehmend als tragfähigen Bestandteil ihres Portfolios ansehen. Sollte sich der breite Markt stabilisieren und Bitcoin wieder über wichtige Marken klettern, könnten diese Zuflüsse mittelfristig eine Basis für eine Erholung schaffen.
Entscheidend wird sein, ob der Bereich um 100 US-Dollar hält und ob frisches Kapital in den Gesamtmarkt zurückkehrt. Langfristig orientierte Anleger könnten die aktuelle Korrektur als Chance sehen, sofern die Struktur des Netzwerks stark bleibt und die institutionelle Nachfrage weiter zunimmt. Solana steht damit an einem wichtigen Punkt im Zyklus – zwischen struktureller Stärke und kurzfristigem Druck.
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