Der Kryptomarkt befindet sich erneut in einer Phase erhöhter Unsicherheit. Nach Wochen relativer Stabilität kam es zuletzt zu deutlichen Gewinnmitnahmen, die vor allem Altcoins hart trafen. Besonders XRP, die Kryptowährung hinter dem Ripple-Netzwerk, verlor allein im letzten Monat rund 20 % an Wert. Diese Abwärtsbewegung betrifft längst nicht mehr nur Privatanleger – auch institutionelle Akteure geraten zunehmend unter Druck.
Ein besonders aufsehenerregendes Beispiel ist das neu gegründete Investmentunternehmen Evernorth, das aktuell Buchverluste von rund 80 Millionen US-Dollar durch seine massiven XRP-Bestände verzeichnet.
Evernorth: XRP als strategische Reserve – doch der Markt spielt nicht mit
Evernorth, ein in Nevada registriertes Unternehmen, verfolgt ein ambitioniertes Ziel: den Aufbau einer institutionellen Treasury speziell für XRP. Über einen geplanten Börsengang will die Firma rund eine Milliarde US-Dollar einwerben, um den Token langfristig als strategische Rücklage zu halten. Die Idee: Von der zukünftigen Verbreitung und Adoption des Ripple-Ökosystems profitieren, ähnlich wie Unternehmen früher Gold oder US-Staatsanleihen als Wertspeicher nutzten.
Evernorths nicht realisierte XRP Verluste verdeutlichen den wachsenden Druck! 🧐
Der anhaltende Preisrückgang trifft jetzt besonders Digital Asset Treasuries – also Unternehmen, die einen Teil ihrer Geschäftsmodelle darauf aufgebaut haben, Krypto als Rücklage zu halten. Laut… pic.twitter.com/TG0UFav0a5
— MissCrypto (@MissCryptoGER) November 8, 2025
Das Unternehmen steht unter der Leitung ehemaliger Ripple-Führungskräfte und wird von namhaften Investoren wie SBI Holdings, Pantera Capital und Kraken unterstützt. Damit positioniert sich Evernorth an der Schnittstelle zwischen traditionellen Finanzmärkten und Blockchain-Technologie.
Doch der jüngste XRP-Kurseinbruch hat den ambitionierten Plan bereits massiv unter Druck gesetzt. Nach Daten von CryptoQuant liegt Evernorth derzeit bei etwa 78 Millionen US-Dollar an nicht realisierten Verlusten – also Buchverlusten, die erst bei einem Verkauf der Bestände real würden.
Obwohl solche Rückgänge bei volatilen Kryptoassets nicht ungewöhnlich sind, zeigt der Fall Evernorth, wie riskant die Bildung einer einseitig ausgerichteten digitalen Reserve sein kann.
Risiken digitaler Treasuries: Konzentration und Marktvolatilität
Evernorths Strategie, nahezu das gesamte Kapital in einen einzigen Token zu investieren, macht das Unternehmen besonders anfällig für Marktschwankungen. Analysten bezeichnen dies als „Digital Asset Treasury Risk“ – ein Phänomen, das mit den Schwankungen klassischer Unternehmensreserven kaum vergleichbar ist.
Selbst wenn Ripple als Unternehmen solide dasteht und seine rechtlichen Konflikte mit der SEC inzwischen beigelegt sind, bleibt der XRP-Token stark abhängig vom Marktumfeld. Die makroökonomischen Faktoren – darunter US-Zinspolitik, geopolitische Unsicherheiten und die jüngste Abkühlung im Altcoin-Sektor – verschärfen die Situation zusätzlich.
Kurzfristig droht XRP dadurch, unter die psychologisch wichtige Marke von 0,45 US-Dollar zu fallen, falls kein nachhaltiges Kaufinteresse entsteht.
Marktanalyse: XRP kämpft mit Vertrauensverlust
Seit Jahresbeginn hat XRP mehrere wichtige Unterstützungszonen verloren. Nach dem Abpraller an der 0,60-US-Dollar-Marke folgte ein kontinuierlicher Rückgang, während das Handelsvolumen abnahm. Technisch betrachtet befindet sich der Token weiterhin in einem Abwärtstrendkanal, der nur bei einem Anstieg über 0,58 US-Dollar durchbrochen werden könnte.
Institutionelle Verkäufe oder Umschichtungen könnten zusätzlichen Druck erzeugen. Gleichzeitig mehren sich die Zweifel, ob XRP kurzfristig wieder an frühere Kursniveaus anknüpfen kann.
Analysten weisen jedoch darauf hin, dass die langfristige Perspektive von Ripple als Technologieanbieter für internationale Zahlungsnetzwerke solide bleibt. Partnerschaften mit Banken und FinTechs könnten den Token langfristig stützen, insbesondere wenn regulatorische Klarheit zunimmt.
Einen Überblick über mögliche Szenarien bietet die aktuelle XRP Prognose, die die wichtigsten Kurszonen und Fundamentalfaktoren detailliert beleuchtet.
Fazit: XRP bleibt unter Druck – institutionelle Reservestrategien auf dem Prüfstand
Der Fall Evernorth zeigt exemplarisch, wie riskant einseitige Krypto-Strategien für institutionelle Anleger sein können. Trotz langfristiger Ambitionen hat der Preisrückgang von XRP erhebliche Lücken in der Bilanz hinterlassen.
Sollte der Markt weiter fallen, könnte das Modell der „Digital Asset Treasury“ neu bewertet werden. Für Anleger bedeutet das: Diversifikation bleibt entscheidend – sowohl im klassischen Finanzsektor als auch in der Welt der digitalen Assets.
coin-update.de