Nach dem starken Rückschlag Anfang Oktober hat sich der Kryptomarkt zwar etwas erholt, doch wirkliche Dynamik bleibt aus. Die großen Hebelpositionen wurden aus dem Markt gespült, die Stimmung wirkt verhalten, und viele Anleger warten auf den nächsten klaren Impuls. Oliver Michel von Tokentus spricht von einer „Ruhe vor dem Sturm“. Nach dem sogenannten Flash Crash bewegt sich Bitcoin seit Tagen in einer engen Spanne zwischen 113.000 und 126.000 US-Dollar, während Altcoins wie Ethereum oder XRP kaum von der Stelle kommen.
Ruhe vor dem Sturm, Quelle: https://www.youtube.com/
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sind dabei entscheidend. US-Notenbankchef Jerome Powell betonte zuletzt, dass sich der Arbeitsmarkt abkühle, während die Inflation wieder in den Fokus rücke. Der Markt geht deshalb fest davon aus, dass schon Ende Oktober eine weitere Zinssenkung kommen könnte. Solche Lockerungen hatten in der Vergangenheit oft für Auftrieb bei riskanteren Anlagen wie Aktien und Kryptowährungen gesorgt. Doch der anhaltende Regierungsstillstand in den USA sorgt derzeit für Unsicherheit. Wichtige Konjunkturdaten werden nicht veröffentlicht, viele politische Entscheidungen liegen auf Eis – und das lähmt auch die Krypto-Märkte.
Ripple baut an einem gigantischen Ökosystem
Während die breite Marktstimmung abwartend bleibt, arbeitet Ripple unbeeindruckt an seiner Expansionsstrategie. Das Unternehmen hat nicht nur eine Banklizenz beantragt, sondern auch ein Unternehmen für Treasury Management übernommen, dessen Software bereits in rund 13.000 Banken eingesetzt wird. Damit schafft Ripple einen direkten Zugang in die Systeme traditioneller Finanzinstitute – ein Schritt, der langfristig den Weg ebnen könnte, um XRP tiefer in den globalen Zahlungsverkehr zu integrieren.
We’re proud to announce @Ripple is acquiring treasury management leader GTreasury: https://t.co/9EF3tWLKaF
The fusion of Ripple’s enterprise crypto solutions with GTreasury’s 40+ years of expertise immediately opens the multi-trillion-dollar corporate treasury market.
Learn how…
— Ripple (@Ripple) October 16, 2025
Darüber hinaus entsteht mit Evernors ein börsennotierter Treasury-Fonds, der laut Michel mit rund einer Milliarde US-Dollar ausgestattet werden soll. Diese Summe soll in XRP-Spotkäufe fließen, also in tatsächliche Käufe auf dem offenen Markt. Institutionelle Nachfrage dieser Größenordnung hat in der Vergangenheit häufig für nachhaltige Kursanstiege gesorgt. In Verbindung mit der neuen Banklizenz und der erweiterten Infrastruktur baut Ripple also ein Fundament, das in einem bullischen Marktumfeld enorme Wirkung entfalten könnte.
Warum der Kurs trotzdem nicht reagiert
Trotz dieser starken Nachrichten bleibt der XRP-Kurs erstaunlich ruhig. Das liegt weniger an Ripple selbst als vielmehr am globalen Umfeld. Durch den US-Shutdown sind die Regulierungsbehörden weitgehend blockiert. Entscheidungen über ETF-Genehmigungen oder andere anstehende Verfahren verzögern sich, was den Markt zusätzlich ausbremst. Auch viele Investoren halten nach den heftigen Verlusten der letzten Wochen ihr Kapital zurück und warten auf klare Signale aus der Geldpolitik.
Hinzu kommt, dass der Goldpreis weiterhin hoch steht und Kapital damit eher in sichere Häfen fließt. Erst wenn Gold nachgibt, könnte wieder mehr Liquidität in Kryptowährungen fließen. Auch die US-Aktienmärkte spielen hier eine zentrale Rolle. Solange Nasdaq und Russell 2000 stabil bleiben, kann sich der Risikoappetit der Anleger erholen.
A pretty harsh move on Gold, as it corrected by more than 8% on a day.
Initially, #Bitcoin moved up massively, but gave it back as well.
I don't think that this will last. The volatility on Gold is super high, that's due to the fact that it's a massive outlier which we've… pic.twitter.com/5pEt9Zi99g
— Michaël van de Poppe (@CryptoMichNL) October 22, 2025
Sollten diese Indizes jedoch drehen, dürfte das auch den Kryptomarkt erneut belasten. Erste Probleme bei Regionalbanken in den USA haben zuletzt gezeigt, wie fragil das Finanzsystem aktuell ist.
Was jetzt entscheidend wird
Technisch betrachtet hält XRP weiterhin seine zentralen Unterstützungen. Ein klarer Bruch nach unten wäre kritisch, doch bisher wirken die 2,20 US-Dollar wie ein stabiler Boden. Sollte es dem Coin gelingen, über die wichtigen Retracement-Zonen hinauszubrechen, wäre das ein starkes Signal für einen neuen Aufwärtstrend. Gelingt das nicht, droht eine Fortsetzung der Seitwärtsphase.
Entscheidend bleibt, wie schnell sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen normalisieren. Eine Zinssenkung der Fed könnte den Startschuss für frische Kapitalzuflüsse liefern. Gleichzeitig könnte ein Ende des Shutdowns dafür sorgen, dass aufgestaute Entscheidungen, etwa rund um die Spot-ETFs, endlich umgesetzt werden. In diesem Fall würden die positiven Ripple-News plötzlich auf ein deutlich freundlicheres Marktumfeld treffen.
coin-update.de