Gestern wurden im Kryptomarkt über 1,8 Milliarden Dollar an Positionen liquidiert, einer der größten Ausverkäufe des Jahres. Während Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) stark einbrachen, fragen sich Analysten, ob dies eine gesunde Korrektur oder der Beginn einer größeren Abwärtsbewegung ist.
370.000 Händler sehen ihre Long-Positionen verschwinden
Laut der Marktdatenplattform CoinGlass geschah dies, weil mehr als 370.000 Händler ihre sogenannten Long-Positionen verloren. Das sind Investitionen, bei denen auf einen Kursanstieg gesetzt wird. Wenn der Kurs fällt, werden Positionen oft automatisch geschlossen, um weitere Verluste zu verhindern. Vor allem bei Bitcoin und Ethereum geschah dies in großem Umfang. Allein bei Ether betrug der Verlust über 500 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie bei Bitcoin.
Der Gesamtwert aller Kryptowährungen fiel um etwa 150 Milliarden Dollar auf 3,95 Billionen Dollar, das niedrigste Niveau seit zwei Wochen. Der Bitcoin-Kurs fiel kurzzeitig unter 112.000 Dollar und Ether fiel unter 4.150 Dollar, der schärfste Rückgang seit August.
Laut Raoul Pal, Gründer der Investmentplattform Real Vision, ist dies ein bekanntes Muster. „Der Markt erwartet einen großen Anstieg, viele Händler setzen darauf, aber der erste Versuch scheitert. Dann werden viele herausgeworfen, und erst danach folgt oft der eigentliche Anstieg,” sagt er.
Same thing happens all the time… the crypto market is focused on a big breakout, gets levered long ahead of it, it fails at first attempt so everyone gets liquidated… only then does the actual breakout occur, leaving everyone sidelined.
— Raoul Pal (@RaoulGMI) September 22, 2025
Altcoins anfällig durch hohen Leverage
Forscher sehen verschiedene Ursachen. Analyst Bull Theory weist darauf hin, dass in Altcoins übermäßig viel Leverage vorhanden war. Dabei setzen Händler geliehenes Geld ein, um größere Gewinne zu erzielen, was jedoch auch die Risiken erhöht. Ein starker Rückgang kann daher eine Kettenreaktion von automatischen Verkäufen und Verlusten auslösen.
Dennoch glauben viele Experten nicht, dass dies das Ende des Bullenmarktes bedeutet. Nassar Achkar vom Handelsplattform CoinW meint, es handle sich vor allem um eine kurze Anpassung: „Die Aussichten für risikoreiche Investitionen wie Bitcoin bleiben positiv, solange die Erwartung einer lockeren Politik bestehen bleibt.“
September schwach, aber Uptober oft stark
Technische Analysten sehen sogar die Chance auf eine gesunde Korrektur. Tony Sycamore von IG Markets erwartet, dass Bitcoin möglicherweise auf 105.000 bis 100.000 Dollar zurückfällt. Dort liegt auch das wichtige 200-Tage-Durchschnitt bei etwa 103.700 Dollar. „Das würde den spekulativen Handel etwas bremsen und Raum für einen neuen Anstieg gegen Ende des Jahres schaffen.“
Trotz des Einbruchs ist der Rückgang im historischen Vergleich noch moderat. Seit dem Höhepunkt im August ist der Bitcoin-Kurs nur um 9,5 Prozent gefallen, während frühere Bullenmärkte oft viel größere Korrekturen zeigten. September ist traditionell ein schwacher Monat, aber Oktober, von vielen am Markt als ‚Uptober‘ bezeichnet, brachte oft gerade erhebliche Kursgewinne.