Die beiden marktführenden Kryptowährungen Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) werden immer wieder miteinander verglichen, und auch im neuen Jahr ist die Debatte um die Geldpolitik der beiden Branchenführer nun wieder neu entfacht. Dabei steht die Begrenzung von BTC auf maximal 21 Mio. BTC gegenüber der deflationären Anstiegsrate von ETH.
Ein auf Krypto-Geldpolitik spezialisierter Twitter-Nutzer unter dem passenden Namen „Ultra Sound Money“ hat es sich entsprechend zur Aufgabe gemacht, die Mechanismen der Angebotsmengen der beiden Kryptowährungen zu vergleichen, und kommt dabei zu dem Schluss: „Wenn die Begrenzung der Angebotsmenge BTC zu hartem Geld macht, dann macht eine abnehmende Angebotsmenge ETH zu ultrahartem Geld.“
if capped-supply BTC is sound
— ultra sound money (@ultrasoundmoney) January 15, 2023
decreasing-supply ETH is ultra sound pic.twitter.com/L2tsFzPQ7q
Eine Einschätzung, die bei den Bitcoin-Fans erwartungsgemäß schlecht ankam, weshalb diese darauf verweisen, dass der Härtegrad („soundness“) einer Währung auch von der Glaubwürdigkeit der zugehörigen Geldpolitik abhängt, die bei Ethereum allerdings zu wechselhaft wäre. So meint Dan Held, der als einer der bekanntesten Bitcoin-Fürsprecher gilt, dass das Argument des Twitter-Nutzers in diesem Kontext schwächelt:
„Vertrauen entsteht bei Menschen über Zeit, das geht nicht nur über Programmiercode. Nach deiner Logik könnten wir einfach eine neue Kryptowährung mit noch mehr Deflation entwickeln und diese wäre dann noch 'härter'.“
Auch ein weiterer Bitcoin-Fürsprecher schlägt in dieselbe Kerbe und kritisiert die bisherige Entwicklung der Geldpolitik von Ethereum, denn diese „hat sich in den sieben Jahren seit Gründung mindestens elf Mal geändert“. Im Gegensatz dazu ist die Geldpolitik von Bitcoin von Anfang an immer gleich geblieben.
Ethereum hat erst im August 2021 mit dem großen Ethereum Improvement Proposal-1559 (EIP-1559) die „Deflation“ eingeführt. Der damit einhergehende Burn-Mechanismus verbrennt automatisch bei jeder Transaktion einen Teil der anfallenden Transaktionsgebühr und verringert damit nach und nach die verfügbare Angebotsmenge von ETH.
Alex Gladstein entgegnet wiederum, dass die „Admins“ von Ethereum die Geldpolitik auch zukünftig noch willkürlich ändern können. Der Ethereum-Influencer Anthony Sassano gibt jedoch zu bedenken, dass jede gravierende Änderung auf dem ETH-Netzwerk durch Tausende Nodes sanktioniert werden muss, die von Community-Mitgliedern betrieben werden. Eine kleine Gruppe könnte demnach keinen derart weitreichenden Einfluss ausüben.
The term "admins" implies that there is a small group with superuser powers that can change things on Ethereum which is completely false and has been proven false many times.
— sassal.eth (@sassal0x) January 16, 2023
You can believe what you want about the sound money vs ultra sound money debate.
Leo Glisic, der Gründer des Maitri-Netzwerks, rechnet derweil vor, dass Ethereum schon jetzt eine harte Währung ist, während Bitcoin diesen Status frühestens im Jahr 2140 erreicht, wenn die absolute Obergrenze der Angebotsmenge des Marktführers erreicht ist.
Zudem gilt es anzumerken, dass auch Bitcoin in der Vergangenheit mehrere Änderungen am ursprünglichen Programmiercode vorgenommen hat. Besonders 2017 gab es eine nennenswerte Anpassung, durch die die Blockgröße erweitert wurde, um mehr Transaktionen pro Block erfassen zu können und für mehr Skalierbarkeit zu sorgen.
Insgesamt steht die Mehrheit der Bitcoin-Fans derartigen Änderungen allerdings äußert skeptisch gegenüber, weshalb es 2017 dann zu einer sogenannten Hardfork kam, die den Ableger Bitcoin-Hash hervorgebracht hat. Während bei BCH die Blockgröße also auf 8 MB erweitert wurde, blieb diese bei BTC auf 1 MB beschränkt. Trotz dieser vermeintlich besseren Skalierbarkeit liegt der Kurs von Bitcoin Cash aktuell satte 97 % unter dem einstigen Rekordhoch, der kleine Bitcoin-Bruder ist also inzwischen nahezu bedeutungslos.