Die Preise gehen mit Aufwind in die neue Woche: Bitcoin steigt, Ethereum steigt noch stärker, und am meisten steigen zwei andere Kryptowährungen. Aber warum?
Das neue Jahr hat begonnen, das Wetter ist frühlingshaft, und die Krypto-Preise klettern aufwärts. So macht es Spaß, in die Woche und das Jahr zu starten. Grüne Kerzen, soweit das Auge reicht!
Bitcoin (BTC) stieg im Lauf der letzten 24 Stunden um etwa zwei Prozent. Das ist nicht unbedingt sensationell, aber nach der Flaute der vergangenen Wochen schon geradezu ein Ausbruch.
Charts sämtliche von Trading View
Seit Jahresantritt ist Bitcoin damit um mehr als 700 Euro gestiegen. Wenn der Kurs nicht wieder einbricht, könnten die etwa 15.400 Euro am 1. Januar der Tiefpunkt gewesen sein. Gut wäre es – doch um eine echte Trendwende zu notieren, ist es definitiv noch zu früh. Es könnte auch ein Rauschen sein.
Stärker als Bitcoin stieg Ethereum (ETH). Allein seit gestern hat ETH um rund vier Prozent zugelegt, im 7-Tages-Verlauf macht der Coins sogar ein Plus von knapp acht Prozent.
Doch wesentlich mehr Profite verzeichnen zwei andere Kryptowährungen: Cardana (Ada) und Solana (SOL).
Cardano, die achtgrößte Kryptowährung im Ranking nach der Marktkapitalisierung, steigt um beeindruckende 20 Prozent seit Sonntag und sogar um fast 30 Prozent im Verlauf von 7 Tagen. Ein solcher Sprung lässt sich kaum mehr als Rauschen oder willkürliche Kurszuckung abtun.
Mit einem Wert von gut 30 Cent je Ada ist der Coin allerdings noch weit vom Allzeithoch von rund 2,50 Euro entfernt. Doch er hat sich schon mal deutlich vom Boden von 22 Cent abgesetzt.
Noch etwas stärker stieg Solana, die nach Marktkapitalisierung elftgröße Kryptowährung. Sie gewann gut 20 Prozent seit gestern und mehr als 40 Prozent im Lauf einer Woche. Mit einem Preis von gut 15 Euro je SOL trennt den Coin aber noch eine erhebliche Distanz vom Allzeithoch von 224 Euro.
Die Ethereum-Killer führen
Dass ausgerechnet Solana und Cardano die Rally führen, könnte vielsagend sein: Beide Coins sind „Ethereum-Killer“, also alternative Blockchains für Smart Contracts, die für sich in Anspruch nehmen, besser zu skalieren als Ethereum.
Sowohl Solana als auch Cardano punkten mit einer innovativen Technologie, verzeichnen eaber ine eher bescheidene Nutzung, die deutlich hinter Polygon und BNB hinterherhinkt, den beiden Blockchains, die sich als Ethereum-Alternative etabliert haben. Damit basiert ihr Kurs selbst für Krypto ungewöhnlich stark auf reiner Spekulation.
Dass der Markt wieder einen Hunger auf solche Spekulationen bekommen hat, dass er sich ausgerechnet diese beiden Coins aussucht, und dass es nicht bei einzelnen Ausbrüchen bleibt, sondern der ganze Markt mitgezogen wird – das könnte vielsagend sein. Der Optimismus ist zurück, wäre eine Deutung, die aber selbst – optimistisch ist. Pessimistischer ausgedrückt wiederholt der Markt mit leisem und zaghaftem Stimmchen ein Lied, dass er schon 2021 geträllert hat. Alter Wein in alten Schläuchen trägt selten weit.
BONK-Token
Wie immer geben Kursanstiege eine Gelegenheit, zu fragen, warum? Gibt es interessante Neuigkeiten von den Blockchains, die einen so starken Kursanstieg heischen? Irgendeinen Grund muss der Markt ja gehabt haben, ausgerechnet Solana und Cardano hochzuhieven.
Zu Solana sollte man wissen, dass dem steile Anstieg ein scharfer Abstieg vorhergegangen ist. Als FTX kollabierte, stürzte SOL von mehr als 30 auf 15 Euro ab. Die Währung enkoppelte sich vom Markt – auf negative Weise. Der Tiefpunkt am 1. Januar lag unter 9 Euro. Solana war einer der großen Verlierer des Jahresendes 2022.
Die Rally der vergangenen sieben Tage mag entschieden sein – sie ist im Gesamtbild noch nicht wirklich relevant. Bestenfalls könnte sie zeigen, dass der Panikverkauf der letzten Monate übertrieben war.
Ein Faktor könnte aber auch der Start von BONK sein, einem Memecoin auf Solana. BONK wurde an Entwickler, NFT-Käufer und andere Akteure im Solana-Ökosystem ausgeschüttet. Er sollte vor allem wieder Spaß in die vom FTX-Kollaps betrübte Szene bringen. Auch wenn die Rally nach dem Aidrop nur kurz anhielt, war BONK der erfolgreichste Coin der letzten Woche.
BONK könnte mit dazu beigetragen haben, dass die generelle Aktivität auf Solana wieder anzog und Handels- und Transaktionsvolumen wieder anstiegen. Er zeigte aber vor allem, dass das Ökosystem nicht tot ist, sondern danach giert, das trübselige Jahresende 2022 hinter sich zu lassen. Und vielleicht hat das schon schon gereicht, um den Kurs so weit hochzuziehen.
Mit Ada in einer Klinik bezahlen
Auch bei Cardano nahm die Anzahl der Transaktionen und der aktiven Adressen wieder deutlich zu.
Dabei kommt auch wieder Leben in das DeFi-Ökosystem auf Cardano; der Gesamtwert der in Smart Contracts hinterlegten Token (TVL) stieg deutlich an, vor allem in dezentralen Börsen wie Minswap, WingRiders oder SundaeSwap. Verglichen mit anderen Blockchains bleibt das TVL mit gut 66 Millionen Dollar aber relativ gering, was auf eine ebenfalls geringe wirkliche, also wirtschaftlich relevante Nutzung hinweist.
Auch bei Cardano könnte ein Token eine Rolle gespielt haben: AGIX. Dies ist das Token von SingularityNET, einer Plattform für den Austausch von KI-Dienstleistungen. AGIX läuft sowohl auf Ethereum als auf Cardano. Es profitiert vermutlich vom Wirbel um die Chat-KI von Open AI und die Erwartung, dass KI das Megathema 2023 wird. Es stieg im Lauf der letzten Woche um rund 60 Prozent, und gibt uns möglicherweise einen kleinen Ausblick auf einen lukrativen Trend 2023 – die KI-Coins. Vielleicht werden Investoren blind alles kaufen, was KI im Namen hat.
Wie stets bei Cardano spielt auch ein Statement des Gründers Charles Hoskinson mit. Hoskinson hat angekündigt, in Wyoming ein Krankenhaus zu eröffnen, die „Hoskinson Health & Wellness Clinic“. Sie wird sich vor allem auf präventive Medizin fokussieren. Für die medizinischen Dienstleistungen kann man natürlich auch mit Ada bezahlen.
Es bleibt bei Spekulation
Meiner Meinung nach geben die Neuigkeiten von Solana und Cardano nicht das her, was ein solcher Kursanstieg bräuchte. Es sind eher kleine, an der Irrelevanz kratzende Nachrichten, die selbst in einer optimistischen Marktlage wenig Wirbel machen sollten.
Sie ändern nichts an der fundamentalen Einschätzung, dass der Wert von Solana und Cardano nicht durch eine reale Nutzung gerechtfertigt wird, noch weniger, als bei den meisten anderen Krptowährungen.
Allerdings können die Nachrichten zeigen, dass die Ökosysteme um beide Coins lebendig sind und hungrig bleiben. Das könnte in genug sein und den Märkten einen Vorwand geben, wieder optimistisch zu sein. Allerdings bleiben wir vorerst noch skeptisch, ob der Optimismus dauerhaft sein wird oder nur ein Strohfeuer ist.