Ripple hat seinen hauseigenen Stablecoin Ripple USD, der unter dem Ticker RLUSD gehandelt werden soll, in die Beta-Phase geschickt. Damit konkretisieren sich die Pläne in das Geschäft mit Stablecoins einzusteigen. Die Testläufe finden jedoch mit wenigen ausgewählten Partner statt und in dieser Zeit ist RLUSD nicht am Markt handelbar.
Die Pläne für den Stablecoin hatte man bereits im April verkündet und will den Stablecoin auf Ethereum und dem XRP Ledger emittieren. Markt- und Startreife erreicht RLUSD jedoch erst, wenn der Stablecoin regulatorisch abgesegnet ist. Dann soll er jedoch im DeFi-Sektor Marktanteile sichern und zudem Lösungen für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr ergänzen. Dort kommt bislang XRP zum Einsatz, was die Frage aufwirft, ob man mit RLUSD nicht am Ende in Konkurrenz mit XRP geht.
Ripple USD soll ein Fiat-gedeckter Stablecoin werden, der durch US-Dollar-Reserven, US-Staatsanleihen oder gleichwertige Assets gedeckt werden soll. Zudem stellte man jüngst auch in Aussicht, dass RLUSD auch auf anderen Blockchains verfügbar gemacht wird. Neben BNB wäre Solana ein Kandidat, der für diese Pläne geeignet scheint.
Compliance als Stärke
Marktführer Tether ist eher geübt darin, regulatorische Fragen geschickt zu umgehen. Bei Circle sieht das schon anders aus, denn USDC wird, beispielsweise in Bezug auf den US-Markt, durchaus im Einklang mit den geltenden Gesetzen und Auflagen emittiert. Dazu gehören auch eine Vielzahl von Lizenzen und Erlaubnisse, die das Unternehmen in unterschiedlichen Bundesstaaten besitzt. Ripple verfügt ebenfalls darüber, weil man gezielt Unternehmen akquirierte, die bereits im Besitz der erforderlichen Erlaubnisse waren.
Ripple will es aber nicht nur in den USA richtig machen, sondern gezielt alle Auflagen und Ansprüche in verschiedenen Ländern und Regionen bedienen. Weil die Gesetzgebung international betrachtet allmählich Veränderungen erfährt, ist das eine hervorragende Idee. Auf Dauer dürfte es für Stablecoin-Emittenten nämlich überlebenswichtig sein, den lokalen Standards voll und ganz gerecht zu werden.
Auch PayPal fährt diese Schiene und obwohl PYUSD bislang keine nennenswerten Marktanteile sichern kann, ist es die Compliance, welche dauerhaft zum Wettbewerbsvorteil für PayPal, Ripple und Circle werden könnte. Für Deutschland und die EU diktiert seit 2023 MiCA die Spielregeln. Während einige Reglungen erst zum 29. Dezember 2024 anwendbar werden, sind die Auflagen für Stablecoins bereits seit dem 29. Juni voll in Kraft getreten. In den USA und Großbritannien werden ebenfalls neue Rahmenbedingungen erwartet, was RLUSD also besser positionieren könnte.
Wird XRP davon profitieren können?
Die Konkretisierung der Pläne sorgt erneut für Spekulationen. Denn ein erfolgreicher Stablecoin könnte theoretisch auch XRP einen Schub geben. Bislang ist der Ripple-Coin nicht im Bullenmarkt angekommen und es ist nicht ganz klar, ob RLUSD dabei überhaupt behilflich sein kann.
Für das Unternehmen sind die Wachstumschancen durch einen Stablecoin attraktiv, aber XRP ist keine Aktie, die Anleger an einem möglichen Erfolg teilhaben lässt. Ein Wertpapier könnte vielleicht auch noch kommen, was aber die Rolle von XRP nicht unbedingt stärkt. Es bleibt alleine die Hoffnung bestehen, dass mehr Nutzer sich für den XRP Ledger entscheiden. Damit dürfte auch eine steigende Nachfrage nach XRP einhergehen. Das Potenzial ist jedoch eher gering, was auch daran liegt, dass Stablecoins typischerweise verschiedene Blockchains bedienen und Ripple dazu auch Pläne angekündigt hat.
Noch hat das Unternehmen keine Pläne verlauten lassen, die darauf hindeuten, dass auch XRP einen „Boost“ durch den Stablecoin erhalten wird. Dennoch reagiert der Kryptomarkt gerne auf Ankündigungen, und zwar selbst dann, wenn sie keine besondere Tragweite haben. Daher könnte sich zum Launch von RLUSD durchaus bullishes Momentum für XRP aufbauen.
In der Zwischenzeit bleibt es aber dabei, dass Bitcoin für den Markt ausschlaggebend bleibt. Daher ist XRP kurz- bis mittelfristig von der Entwicklung abhängig, die Bitcoin durchläuft. Primär wird es also nach wie vor darum gehen, ob die Fed die Zinsen senkt oder stabil hält, weil dieser Faktor einen gehörigen Einfluss auf die ETF-Flows nehmen dürfte.