IOTA hat sich vom „Cambridge Institut für Islamische Finanzen“ bescheinigen lassen, Scharia-konform zu sein. Überwacht werden soll dies von einem neuen Komitee. Will IOTA noch eine Kryptowährung sein?
IOTA Stiftungschef Dominik Schiener hatte es im Frühling angekündigt, jetzt ist es offiziell: IOTA nimmt für sich in Anspruch, Scharia-konform zu sein und beruft sich dafür auf ein Zertifikat des „Cambridge Institut für Islamische Finanzen“. Auf X und per Blogpost versucht die Stiftung, Hintergründe zu erklären. Man habe sich um die Einstufung als Scharia-konform bemüht, weil die Ende 2023 neu gegründete IOTA Vertretung in Abu Dhabi in einem Umfeld arbeite, wo grundsätzlich islamische Prinzipien und Regularien zu beachten sein, heißt es.
Aber wer sich mit islamischen Finanzwesen beschäftigt, weiß: Zinsen sind verboten, spekulative Geschäfte sowieso, Wetten und Glücksspiel sind außen vor usw. – die Liste „unethischer“ Güter und Finanzprodukte ist lang. Die IOTA EVM aber beispielsweise, mit der immer noch Hoffnungen verbunden sind, kann solche Angebote machen, welche nicht mit der Scharia in Einklang zu bringen sind.
Islamische Finanzregeln schränken IOTA Anwendungsfälle massiv ein
Nun soll ein „Shari’a Governance Framework (SGF)“ darüber wachen, dass bei IOTA und der Stiftung alles im Sinn des islamischen Finanzwesens zugeht. Dies lässt sich eigentlich nur so verstehen, dass dieses Komitee weitreichende Rechte bekommt, Angebote im IOTA Ökosystem zu regulieren. NFTs mit nackter Haut, Blockchain-Games mit Gewinnmöglichkeiten, typische Dezentralisierte Finanzen mit Lockzinsen – alles nun auf einer „schwarzen Liste“ bei IOTA? Gar nicht davon zu reden, dass hier offenbar versteckt das Ziel eines dezentralisierten IOTA 2.0 aufgegeben wird, wo eben keine zentrale Instanz eingreifen könnte.
Selbst die RWA („Real World Assets“), die in Schieners Vision tokenisiert die Zukunft von IOTA bedeuten sollten, sind tendenziell nicht Scharia-konform, hier denke man etwa an Aktien oder Staatsanleihen westlicher Art. Die Diskussionen bei X (früher Twitter) zu IOTA als Scharia-konformen Token sind von Kopfschütteln dominiert, große Teile der Community fühlen sich verschaukelt. Schiener und die Stiftung selbst werden noch viel zu erklären haben oder sich von der Kryptoszene ausschließen, in der IOTA schon in den letzten Jahren massiv Vertrauen verspielt hat.
Fazit: IOTA in der islamischen Welt – Abkehr von ursprünglichen Prinzipien
Wie seriös das „Cambridge Institute of Islamic Finance“ ist, möge jeder für sich selbst beurteilen. Mit der berühmten Cambridge Universität ist es zumindest nicht verbunden und die IOTA Stiftung liefert bislang keine tiefer gehenden Informationen – obwohl sich das Institut schon einen Beratervertrag gesichert haben soll und jährliche Berichte angekündigt sind. Klar aber wird: Die IOTA Stiftung, einst in Berlin als gemeinnützige Organisation gegründet, verlagert ihren Schwerpunkt nach Abu Dhabi, wo auch Schiener residiert. Dringend notwendige Transparenz ist von dort eher nicht zu erwarten, in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird monarchisch regiert. Die Preiskurve von IOTA steckt derweil weiter impulslos in der Todeszone von weit unter 0,15 US-Dollar fest, die Nachricht zu Scharia-konform ließen die internationalen Kryptomärkte kalt liegen.