Nach monatelanger Verzögerung hat IOTA gestern seine Ethereum Virtual Machine (EVM) live gestellt. Von dem Projekt verspricht man sich bei IOTA geldwerte Expansion. Die Krypto-Märkte aber reagieren verhalten skeptisch.
Bei IOTA knallen die Sektkorken, per X und Blogpost feiert man sich für die Freischaltung der Ethereum Virtual Machine (EVM). Die Preiskurve von IOTA verzeichnete im Anschluss an die EVM Nachricht ein Plus von 7 Prozent, bleibt aber bei 0,23 US-Dollar stehen, was weit entfernt vom Jahreshoch 2024 von gut 0,41 US-Dollar ist. Denn die große Frage lautet: Ist die EVM, ein Standardmodul der Kryptoindustrie, tatsächlich der Impuls für IOTA, um der einst so erfolgreichen Kryptowährung zu einem nachhaltigen Aufwärtstrend zu verhelfen?
Generell erlaubt die EVM das Organisieren von Smart Contracts auch über Ökosysteme hinweg, damit ist sie in der Sparte Dezentralisierte Finanzen (DeFi) quasi unabdingbar. Ihr Start bei IOTA war für das 1. Quartal anvisiert der Termin aber wurde gerissen. IOTA Stiftungschef Dominik Schiener schreibt nun bei X: „Ganz egal, was Du über IOTA denkst, eine Sache ist klar, dass wir nie aufhören werden aufzubauen. Wir sind seit 2015 auf diesem Markt und werden weiter hier sein, um das volle Potenzial der Blockchain zu realisieren.“ Als die Preiskurve von IOTA Ende 2017 temporär sogar die Marke von 5 US-Dollar knackte, wurde die Kryptowährung noch unter den 10 kapitalstärksten weltweit notiert – mittlerweile findet sich IOTA nicht mehr wieder in den TOP 100.
EVM beim IOTA Seitenprojekt Shimmer ist Rohrkrepierer
Das Problem: Mehr als 150 andere Krypto-Projekte haben die EVM bereits integriert und konkurrieren miteinander darum, DeFi-Kapital anzulocken. Die Daten von DeFiLlama zeigen hier Ethereum (ETH) als absoluten Marktführer und sechs weitere etablierte Ökosysteme, bei denen der entscheidende Indikator TVL über 1 Milliarde US-Dollar liegt. Eine von Schiener angekündigte Aufholjagd, die IOTA mithilfe der EVM wieder ins Rampenlicht führen soll, beginnt also von weit unten. Beim Seitenprojekt Shimmer ist die EVM schon seit September 2023 verfügbar, hat aber trotz aufwendiger Werbekampagne wenig Aufmerksamkeit gefunden und misst aktuell rund 4 Millionen US-Dollar TVL.
IOTA will sein spätes EVM Debüt laut Eigenwerbung mit Dutzenden von DApps und anderen Werkzeugen ankurbeln. Die Liste der ab sofort verfügbaren IOTA EVM Dienste aber ist laut dem offiziellen Blogpost wesentlich kürzer. Um sich mit den IOTA Wallets Firefly oder Bloom mit der EVM zu verbinden, ist ein Umweg über MetaMask oder andere Web3-Wallets notwendig sowie ein spezieller Zugangspunkt. Ob die IOTA EVM insofern tatsächlich 100-prozentig kompatibel mit denen anderer Ökosysteme ist, wird sich in der Praxis erst noch zeigen müssen.
Fazit: IOTA EVM ist live – was passiert jetzt
Aus der IOTA Stiftung hieß es zuletzt, man wolle den Start der EVM mit viel PR begleiten und starken Partnern. Davon ist bisher wenig zu sehen, ein Werbevideo mit Italo-Sound wird im Netz verspottet. Auffällig auch, dass vonseiten großer Krypto-Projekte keine Glückwünsche bei IOTA eintreffen. Die weiterhin ausstehende Dezentralisierung des IOTA Netzwerks ist ein Faktor, der Vertrauen schmälert und das Projekt von den Blockchains fast aller anderen Kryptowährungen unterscheidet.
Der IOTA EVM Explorer, den Du hier findest, zeigt nicht einmal 4.000 Wallets, die sich bisher angemeldet haben. DeFiLlama als unabhängige und neutrale Instanz stellt noch keine Daten zur IOTA EVM bereit, was sich aber bald ändern dürfte. Dann wird man auch einen ersten Überblick dazu haben, ob die EVM bei IOTA Anklang findet oder wie beim Seitenprojekt Shimmer in der Bedeutungslosigkeit stecken bleibt – denn wie gesagt: Die Konkurrenz um EVM Marktanteile ist hart und die Geschichte von IOTA mit vielen Fehlschlägen behaftet.