Feierlaune bei IOTA: Die Stiftung hat in Abu Dhabi eine Zulassung der Regulierungsbehörde ADGM erhalten und verspricht eine Finanzierung von mehr 100 Millionen US-Dollar in IOTA Token. Alles zu den Hintergründen hier.
Am gestrigen Nachmittag schnellte die Preiskurve von IOTA innerhalb einer Stunde um 40 Prozent in die Höhe und die Gründe dafür waren schnell ausgemacht. Denn die IOTA Stiftung machte per X und Blogpost öffentlich, dass sie von der Regulierungsbehörde Abu Dhabi Global Markets (ABGM) in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) offiziell zugelassen wurde. Die Finanzierung der neuen IOTA Stiftung soll demnach durch Token im Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar für die kommenden vier Jahre sichergestellt sein.
Schon im September hatte IOTA Stiftungschef Dominik Schiener die Expansion Richtung Abu Dhabi angekündigt. Nun schreibt er auf X, mit dem „neuen Hauptquartier in den Vereinigten Arabischen Emiraten“ werde man IOTA neu positionieren. Bisher sei man eine „Unternehmens-Blockchain in Europa“, künftig soll IOTA daraus „eines der größten globalen Krypto Ökosysteme“ werden. Dabei sollen zunächst der Nahe Osten und Afrika ins Visier genommen werden.
Die Kryptomärkte reagierten positiv auf diese Pläne und schickten die IOTA Preiskurve temporär sogar auf ein Jahreshoch von gut 0,28 US-Dollar. Die gestrige Ansage von Schiener, im IOTA Mainnet werde im 1. Quartal 2024 die Ethereum Virtual Machine (EVM) integriert, dürfte ihren Teil zum Preissprung beigetragen haben. Beim IOTA Seitenprojekt Shimmer wurde die EVM Ende September freigeschaltet. Sie ist das Standardmodul für das Organisieren von Smart Contracts und ermöglicht so eine Vielzahl von Anwendungen. Schiener nennt Web3, DeFi, Handelsinfrastruktur und tokenisierte Anlageklassen als Beispiele für das, was das IOTA Netzwerk mit der EVM leisten könne.
Wirklich plötzlich alles rosig bei IOTA?
Dieser Tag also weckte bei IOTA Hoffnungen auf einen Neustart. Kritische Stimmen blieben in der Unterzahl. Dabei wecken einige Details der großen IOTA Pläne durchaus altbekannte Zweifel:
– Die beworbene 100 Millionen US-Dollar Finanzierung der Stiftung in Abu Dhabi steht auf wackligen Füßen. Sie wurde erst möglich durch die Erhöhung der Gesamtmenge aller IOTA Token um 65 Prozent, die im Herbst von Schiener durchgesetzt wurde und als Inflationshammer eingestuft werden kann. Jetzt also bekommt die IOTA Stiftung Abu Dhabi über die kommenden vier Jahre in Tranchen 552 Millionen Token zugeteilt, die 12 Prozent aller IOTA bedeuten. Die neue Stiftung wird diese Token voraussichtlich zu ihrer Finanzierung stetig verkaufen müssen, was Preisdruck ausüben könnte. Fällt IOTA unter Preise von 0,20 US-Dollar, sinkt auch die Gesamtsumme der Finanzierung für das Projekt Abu Dhabi. Externe Geldgeber aus den UAE für IOTA sind bisher nicht bekannt.
– Die EVM wäre für IOTA technologisch tatsächlich ein großer Fortschritt und mit einer so schnellen Integration wie jetzt angekündigt hatte kaum jemand gerechnet. Ob die IOTA EVM auch in der Kryptoindustrie Anklang findet, ist eine andere Frage. Denn mehr als 100 Altcoins und DeFi-Protokolle haben die EVM schon jetzt im Programm, die Konkurrenz ist groß. Zudem haftet IOTA weiter der Makel an, über kein wirklich dezentralisiertes Netzwerk zu verfügen. Wenn Schiener und die Stiftung im Zusammenhang mit IOTA von „Blockchain“ schwärmen, ist das für Experten deshalb ein Etikettenschwindel.
– Der Standort Abu Dhabi zieht Teile der Kryptoindustrie nahezu magisch an. Steuerfreiheit und maßvolle Regulierung sind gute Argumente. Aber man sollte auch nicht vergessen: Die Vereinigten Arabische Emirate sind absolute Monarchien, Gesetze basieren auf der Staatsreligion Islam. So sind beispielsweise Frauen in den UAE in ihren Rechten benachteiligt, Homosexualität verboten, Drogengebrauch wird drastisch bestraft. Für eine Start-Up-Szene und ein diverses Arbeitsumfeld sind solche Bestimmungen große Minuspunkte und IOTA droht, Glaubwürdigkeit zu riskieren.
Fazit: IOTA mit Rückenwind aus Abu Dhabi
Schiener bekräftigt nun sein Ziel, IOTA in die Top 10 der wichtigsten Kryptowährungen zurückzuführen. Dies ist ein langer Weg von derzeit einem Platz um die 80. Der „Coordicide“, mit dem sich IOTA von zentralen Kontrollinstanzen im Netzwerk verabschieden will, ist weiterhin nicht terminiert, für Krypto-Experten aber die größte Herausforderung. Die neuen Tokenomics bei IOTA legen nahe, dass die Preiskurve unter wiederkehrenden massiven Verkäufen der Stiftungen leiden könnte. Aber für den Moment haben Schiener und die IOTA Stifung einen Coup gelandet. Ob dies ein Strohfeuer war oder ein nachhaltiges Momentum auslöst – wir bleiben für euch in Sachen IOTA am Ball.