Im September hatte IOTA die Umstellung vom zentralen Koordinator zu einem zehnköpfigen Komitee als letzter Instanz im Netzwerk verkündet. Doch jetzt wird klar: Die IOTA Stiftung hat weiter das letzte Wort.
In der weiten Welt der Kryptowährungen hat IOTA einen Sonderplatz. Denn anders als bei Bitcoin und Co. ist das Netzwerk von IOTA nicht dezentral aufgestellt. Zwar plant IOTA seit Jahren eine Version 2.0, bei der es keine zentrale Instanz mehr geben soll – doch praxistaugliche Ergebnisse stehen aus. Deshalb war die Kryptoszene grundsätzlich erfreut, als die IOTA Stiftung im September immerhin einen Schritt hin Richtung Dezentralisierung ankündigte. Anstelle des zentralen Koordinators im IOTA Netzwerk sollte ein zehnsitziges Komitee die Aufgabe übernehmen, Transaktionen gültig zu schreiben. Aber jetzt, wo mit dem IOTA Update Stardust diese Reform umgesetzt wurde, stellt sich da groß angepriesene Komitee als Mogelpackung heraus.
Ursprünglich hieß es, die IOTA Stifung sei in Gesprächen mit Universitäten, Institutionen und Unternehmen, welche in das Komitee einziehen sollten. Jetzt wurden von der Stiftung per X die Namen genannt, die mitmachen. Und die Mitteilung vom September klammheimlich geändert. „Von den 10 Validatoren werden 5 Instanzen von der IOTA Stiftung besetzt und 5 von individuellen, externen Einheiten“, liest man nun dort. Im Klartext: Die IOTA Stiftung kontrolliert weiterhin einen signifikanten Teil der Nodes.
Auch die angeblich so unabhängigen weiteren Mitglieder im Komitee sind nicht über alle Zweifel erhaben. Da ist beispielsweise das Imperial College London, welches von der IOTA Stiftung Anfang 2022 mit einer Millionenspende bedacht wurde. Da ist die Software AG , mit der die IOTA Stiftung seit geraumer Zeit eng bei EU-Projekten kooperiert. Weiter mit an Bord: Das Schweizer Blockchain-Center UZH sowie die Technik-Unternehmen Akkodis und ETO Gruppe. Keine der genannten Institutionen wurde, wie bei anderen Kryptowährungen üblich, von den Token Holdern gewählt. Sondern alle wurden frei von der IOTA Foundation eingesetzt.
Dezentralisierung bei IOTA: mehr Schein als sein
In dieser Zusammensetzung ist das Validatoren Komitee bei IOTA also keineswegs die unabhängige Instanz, welche versprochen war. Beim IOTA Seitenprojekt Shimmer (SMR) ist die Situation übrigens noch fragwürdiger. Auch dort entscheidet ein zehnsitziges Komitee über Transaktionen – doch die IOTA Stiftung hat alle zehn Sitze inne. Damit ist der eiserne Grundsatz von Bitcoin und Co. nicht erfüllt, dass ein dezentralisiertes Netzwerk mit vielen unterschiedlichen Nodes sich technologisch selbst verwaltet und schon im Konzept von Einflüssen einzelner abgeschirmt ist. Dadurch wird Vertrauen gebildet. Anders bei IOTA: Dort nutze die Stiftung ihren Sitz am langen Hebel im Herbst, um überraschend und im Alleingang die Zahl der Token um 65 Prozent zu erhöhen. Dieser Inflationshammer sorgte in der Kryptoszene für Kopfschütteln und an den Märkten für Preisdruck. So hat sich das IOTA Management ohne Voting einfach so 5% aller IOTA Token neu zugesprochen. Die in Summe 230 Millionen IOTA Token sind sofort in die Taschen der sogenannten “Contributor” gewandert. Bis heute ist nicht klar wer da wie viel Token von bekommen hat.
Fazit: Kann man IOTA noch ernst nehmen?
Wer sich wie wir schon lange mit IOTA beschäftigt, kennt die Geheimniskrämerei der Stiftung und große Ankündigungen, hinter denen sich viel heiße Luft versteckt. Du als Anleger sollest nicht vergessen: So wie IOTA und Shimmer derzeit aufgestellt sind, handelt es nicht um Kryptowährungen im eigentlichen Sinn. Denn die IOTA Stiftung mit Alleinherrscher Dominik Schiener an der Spitze regiert hier wie sie möchte. Ein dezentralisiertes IOTA 2.0 würde das Problem lösen, doch dieses als „Coordicide“ bekannte Vorhaben steckt seit sieben Jahren in der Entwicklungsschleife und Kritiker bezweifeln längt schon die Machbarkeit. Mittlerweile haben auch viele IOTA Fanboys eingesehen, dass es auch 2024 kein Coordicide bei IOTA geben wird.