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IOTA protestiert gegen EU-Plan von „Kill Switch“ bei Smart Contracts

source-logo  block-builders.de 28 August 2023 06:22, UTC

Die IOTA Stiftung und viele andere Vertreter der Kryptoindustrie protestieren gegen den Plan der EU, bei Smart Contracts eine Notabschaltung („Kill Switch“) einbauen zu müssen. Das Thema ist tatsächlich heikel.

Die Europäische Union hat im Juni grundsätzlich einen Vorschlag gebilligt, mit einem „Data Act“ künftig Datennutzung einen gesetzlichen Rahmen zu geben. Doch die Kryptoindustrie hat große Probleme mit dem Plan. Auch die IOTA Stiftung unterstützt in einem offenen Brief den Versuch, einen vorgeschriebenen „Kill Switch“ bei Smart Contracts doch noch aufzuhalten.

Konkret liest sich Paragraf 30 der EU-Vorlage so, dass Smart Contracts nur dann legal sein können, wenn die Möglichkeit einer Notabschaltung besteht („Kill Switch“). Smart Contracts sind in der Kryptoindustrie ein Innovationstreiber, denn ohne sie wären Sparten wie Dezentralisierte Finanzen (DeFi) gar nicht zu realisieren. IOTA hofft, in absehbarer Zeit Smart Contracts in sein Ökosystem zu integrieren, zunächst beim Seitenprojekt Shimmer (SMR).

Die Prinzipien von Bitcoin und Co. bestehen darauf, dass die Netzwerke von Kryptowährungen dezentralisiert und so in sich unabhängig funktionieren. Ein „Kill Switch“ in der EU würde diese Basis aushebeln, meinen neben IOTA auch Blockchain-Verbände und Stiftungen populärer Kryptowährungen wie Cardano (ADA). Schon im April hatte sich Polygon (MATIC) an die EU gewandt und in einem Brief ausdrücklich vor Überregulierung und einem „Kill Switch“ gewarnt.

IOTA Koordinator ist eine Art „Kill Switch“

Die Argumente aus der Kryptobranche liegen auf der Hand: Erstens wäre ein „Kill Switch“ technologisch nur bei den wenigsten Blockchains nachzurüsten. Und zweitens würde ein „Kill Switch“ zu Vertrauensverlust von Anlegern und Nutzern führen. Kurzum: Käme der Vorschlag mit einem ungeänderten Paragrafen 30 durch, dürften sich viele Krypto-Projekte gezwungen sehen, die EU zu verlassen. Bei IOTA ist die Situation ganz besonders. Dort existiert ein zentraler Koordinator, der auch die Notabschaltung des Netzwerks veranlassen kann und unter Kontrolle der IOTA Stiftung steht. Diese nutzte das Werkzeug bereits in 2020, als eine schwere Sicherheitslücke in der offiziellen IOTA Wallet von Cyberkriminellen ausgenutzt wurde.

Doch eigentlich will IOTA schon seit mindestens sieben Jahren den zentralen Koordinator abschaffen, das Projekt mit dem Titel „Coordicide“ hat sich aber als kaum zu bewältigende technologische Herausforderung herausgestellt. Insofern kann man am Beispiel IOTA auch Plus- und Minuspunkte von „Kill Switch“ studieren.

Fazit: „Kill Switch“ in der EU? Kryptoszene mit IOTA schwer besorgt

Die EU hat in ihrem „Data Act“ den „Kill Switch“ vorgeschlagen, weil sie damit Verbraucherschutz umsetzen will. Doch Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH) und andere weltweit bekannten Kryptowährungen sind gerade deshalb so populär geworden, weil sie sich von vorhinein quasi selbst regulieren und durch ihre Struktur gegen äußere Einflüsse wie einen „Kill Switch“ geschützt sein wollen. Selbst der Sonderfall IOTA will weg vom integrierten zentralen Koordinator und schließt sich deshalb der Protestbewegung an. Offen bleibt, ob sich die EU darauf einlässt, den fraglichen Paragrafen 30 im „Data Act“ nachzujustieren. Eine Kompromisslinie wäre, den „Kill Switch“ nur für private, kommerzielle Netzwerke vorzuschreiben. Dann könnten Ethereum, Cardano, IOTA und andere als offene Ökosysteme mit Smart Contracts weiter ihrer bisheriger Praxis folgen, ohne in rechtliche Grauzonen zu geraten.

block-builders.de