Im Februar hatte IOTA Stiftungschef Dominik Schiener noch überraschend verkündet, man wolle künftig ohne EU-Gelder auskommen. Jetzt aber hat er seine Meinung geändert und lobt eine Blockchain-Initiative der EU.
Macht der IOTA Mitgründer Dominik Schiener als Stiftungschef Richtungsentscheidungen je nachdem, mit welchem Bein er aufgestanden ist? Das Gefühl kann man jedenfalls bekommen, wenn man die Positionen von Schiener zu EU-Projekten betrachtet. Lange Zeit galt die Mitarbeit von IOTA an dem EU-Projekt EBSI als eine Vorzeige-Kooperation. Doch im Februar sagte Schiener dann, die IOTA Stiftung werde “nie wieder EU-Zuschüsse” annehmen und äußerte sich generell ablehnend zu solchen angeblichen “Sackgassen” aus der Vergangenheit. Jetzt aber vollzieht Schiener erneut eine Kehrtwende und lobt auf Twitter das angedachte EU-Projekt European Digital Infrastructure Consortium (EDIC) in höchsten Tönen.
Europa brauche eine offene und sichere Infrastruktur, um die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu bewältigen, so Schiener. IOTA sei stolz darauf, zu dieser Vision beizutragen und und damit Wert für Europa und die Welt zu schaffen, schreibt Schiener weiter. Zudem verweist er auf tragende Rolle von IOTA bei EBSI und macht klar, dass man auch gerne bei EDIC beteiligt werden möchte. Dem von Schiener verlinkten Bericht zu EDIC zufolge sollen dort bis 2027 bis zu 7,5 Milliarden Euro öffentlicher Gelder zur Verfügung stehen. Dass IOTA versuchen könnte, sich einen Teil der Fördergelder zu sichern, ist nachvollziehbar. Aber warum Schiener heute “Hü” und gestern “Hott” sagt, ist nicht so einfach zu verstehen.
Schieners öffentliche Kommunikation ist wiederholt als sprunghaft und missverständlich aufgefallen. Ob bei seinen Äußerungen zum IOTA Seitenprojekt Shimmer (SMR) oder etwa bei Vorwürfen zu Insiderhandel – es gibt so manches Beispiel aus der Vergangenheit, wo Schiener sich vergaloppierte. Nun also der Schwenk vom Spott über EU-Projekte hin zu großer Bewunderung, den Schiener aus dem Hut zaubert.
Fazit: EU-Projekte Ausweg für IOTA?
Die Finanzen der IOTA Stiftung sind undurchsichtig und im vergangene Jahr kursierten mehrfach Informationen, dass die Rücklagen knapp werden. Vor diesem Hintergrund ist die wiederentdeckte Liebe von Schiener zur EU und üppig gefüllten Fördertöpfen logisch. Aber ob sich die Union und Mitgliedsstaaten darauf einlassen, neue Kooperationen mit der IOTA Stiftung einzugehen, bleibt eine offene Frage. Auch den Standort Deutschland hat Schiener schon vielfach mit Häme überzogen und als zukunftsfeindlich und viel zu bürokratisch eingestuft. Ob er damit IOTA guttut, müssen andere entschieden.