Bei IOTA polarisiert der Mitgründer und Stiftungschef Dominik Schiener zunehmend. Während Schiener IOTA in höchsten Tönen lobt, fragen Anleger immer aggressiver, wo versprochene Fortentwicklungen bleiben.
In besseren Zeiten durfte sich Dominik Schiener, Mitgründer von IOTA, als Stiftungschef der fast uneingeschränkten Unterstützung der Community sicher sein. Aber der Rückhalt zeigt Risse, wie etwa ein jüngster Beitrag von Schiener auf Twitter zeigt. Dort preist Schiener IOTA als perfekt für den Gebrauch im Zusammenhang mit Stablecoins und staatlich gestützten Digitalwährungen (CBDC) an und verweist auf einen 5 Billionen US-Dollar Markt, der dort in den kommenden fünf Jahren entstehen soll. Aber in den Kommentaren dazu findet Schiener nicht mehr nur Applaus dafür, sondern gut die Hälfte der Diskussionsteilnehmer möchte lieber in Sachen technologische Weiterentwicklung bei IOTA nachhaken. Einige Beispiele:
– Schiener nutzt den Begriff DLT (Distributed-Ledger-Technologie) und impliziert damit Dezentralisierung. Aber die bei IOTA seit mindestens sechs Jahren versprochene Dezentralisierung steht weiter aus und Schiener hat schon seit geraumer Zeit vermieden, über das damit verbunden Projekte “Coordicide” zu sprechen. Dies soll den zentralen Koordinator im Tangle-Netzwerk von IOTA abschaffen. Für CBDCs mag dies sogar unerwünscht sein – doch für den ernsthaften Einsatz von IOTA in Sparten wie Dezentralisierte Finanzen (DeFi) ist der zentrale Koordinator ein No-Go. Wenn der Coordicide aka IOTA 2.0 nicht schleunigst komme, könnte das für IOTA das Aus bedeuten, meinen manche und fragen eindringlich nach einem Zieldatum.
– Die offizielle IOTA Firefly IOTA Wallet ist schon oft ein Sorgenkind gewesen. Die mobile Version erschien mit sagenhaften 17 Monaten Verspätung im September 2022 – und Firefly Mobile fehlt bis heute mindestens eine grundlegende Funktion, nämlich das Staking. Auch das wird zu Schieners jüngstem IOTA Loblied auf Twitter kritisch angemerkt und nach einem Datum für die Integration des notwendigen Features gefragt. An andere Stelle hat ein Twitter-Nutzer das Auftreten von Schiener für IOTA in diesem Zusammenhang schon als “Roadshow eines Mediziners” verhöhnt und ganz zu Recht angemerkt, dass eine nicht voll-funktionsfähige Mobile Wallet Firefly für IOTA ein riesiges Hindernis für Marktdurchdringung darstellt.
– Natürlich darf auch nicht das Thema Smart Contracts fehlen, welche bei IOTA durch die Integration des Standardmoduls Ethereum Virtual Machine (EVM) angestrebt werden. Aber die EVM soll zuerst beim IOTA Seitenprojekt Shimmer (SMR) ihr Debüt für das Ökosystem feiern. Dort war die EVM schon für 2022 in Aussicht gestellt worden – hängt aber bis heute im Testnet fest. Schiener schweigt auch hier.
Als IOTA im Mai 2021 kommunizierte, keine Zeitpläne mehr für die Weiterentwicklung zu veröffentlichen, war die Kritik daran eher leise. Aber mehr als zwei Jahre später sind große Teile der Community und Anleger das ewige “bald”, “in Kürze”, “soon” leid und fühlen sich verschaukelt. So wird Schiener jetzt auch als “Scammer” angegangen und IOTA mit Bullshit verglichen. Auffällig bleibt, dass der Endzwanziger selbst auf freundlich formulierte Nachfragen nicht reagiert und damit in Wirklichkeit nur weiter die Gerüchteküche füttert.
Fazit: IOTA und Shimmer Richtung Abstellgleis? Chef Schiener bleibt Optimist
Wir haben in diesem Monat zwei Bestandsaufnahmen zum IOTA Ökosystem veröffentlicht, die zu Shimmer findet ihr hier und die zu IOTA selbst hier. Wenn Schiener jetzt auf den Zug Stablecoins aufspringen will, die gerade Schlagzeilen machen, wirkt das für kritische Beobachter eher wie ein Versuch, von den eigentlichen und dringlichen Problemen im IOTA Ökosystem abzulenken.