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Wie wirken sich die EZB-Zinssenkungen auf Aktien, Tagesgeld und Krypto aus?

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Zum dritten Mal in diesem Jahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Leitzinsen gesenkt. Der Einlagensatz sank um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent. Zu diesem Zins können Banken bei der Zentralbank kurzfristig Geld parken. Gleichzeitig wurde der Hauptrefinanzierungssatz auf 3,40 Prozent reduziert. Zu diesen Konditionen können sich Banken Geld leihen.

Warum senkt die EZB die Zinsen?

Mit Absenkung der Leitzinsen will die EZB Unternehmen und Verbraucher:innen dazu animieren, mehr Geld auszugeben. Denn mit den niedrigeren Zinsen werden Kredite billiger, Unternehmen können dann mehr investieren und Verbraucher:innen ihren Konsum ankurbeln. Gleichzeitig hat die EZB die Teuerung im Blick. „Die neuesten Daten deuten auf ein schleppendes Wachstum hin“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Wir haben der Inflation noch nicht ganz das Genick gebrochen, aber wir kommen voran.“

Das erklärte Ziel der Notenbank ist, die Inflation in der Eurozone bei knapp unter zwei Prozent zu halten. Seit Juli 2022 hatte sie die Leitzinsen nach einer sehr langen Niedrigzinsphase aufgrund hoher Inflationsraten schrittweise angehoben: Bis September 2023 stieg der Leitzins so auf knapp 4 Prozent.

Seit Juni ist die EZB nun wieder zu Zinssenkungen übergegangen, da die Inflationsrate langsam niedriger wird. Aktuell liegt die Inflation im Euroraum bei 1,7 Prozent. Allerdings gibt es eine große Spannweite in den Euroländern: In Belgien ist die Inflationsrate mit 4,3 Prozent noch besonders hoch, in Irland mit null Prozent sehr niedrig. In Deutschland lag die Inflationsrate zuletzt bei 1,7 Prozent.

Was bedeutet die EZB-Zinssenkungen für Sparer?

Wenn die EZB die Leitzinsen senkt, bedeutet das meistens, dass auch die Einlagenzinsen schrumpfen, die Banken ihren Kund:innen zahlen. Zwar bekommen Tagesgeld-Kund:innen gerade in der Spitze noch bis zu 3,7 Prozent Zinsen auf ihre Einlagen. Aber das könnte sich bald ändern, denn die Anbieter geben die Zinssenkung an ihre Kund:innen weiter.

Schon nach der letzten EZB-Zinssenkung haben 124 Banken und Sparkassen ihre Tagesgeldzinsen reduziert – und zwar meist die Anbieter, die überdurchschnittlich hohe Zinsen von 2 Prozent oder mehr zahlten. Sie müssen auf die EZB-Entscheidung reagieren, damit sich das Geschäft für sie weiterhin lohnt, erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich.

Auch die Festgeldzinsen sind schon gesunken. Beim Festgeld sichert dir die Bank für ein Jahr oder länger einen bestimmten Zinssatz zu. Seit der letzten EZB-Zinsentscheidung im September haben laut Verivox mindestens 346 Banken und Sparkassen ihre Festgeldzinsen reduziert. Bei überregionalen Banken bringen Festgelder mit 2 Jahren Laufzeit aktuell durchschnittlich 2,51 Prozent Zinsen und damit 0,20 Prozentpunkte weniger als im Vormonat September. Allerdings gibt es auch hier noch Top-Angebote für zweijähriges Festgeld mit 3 Prozent Zinsen.

Paradoxerweise könnten Sparer:innen momentan trotz sinkender Zinsen mehr Geld in der Tasche behalten als noch vor einem Jahr – und das liegt an der geringeren Inflationsrate. „Sparer profitieren bei der Geldanlage davon, dass die Teuerungsraten wesentlich schneller und stärker gesunken sind als die Zinsen für klassische Sparanlagen wie Tages- und Festgeld. Dadurch fallen die Zinseinnahmen höher aus als der gleichzeitige Wertverlust durch die Inflation“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich.

Um zu berechnen, wie lukrativ ein Zinsangebot ist, darfst du aber nicht nur auf das Angebot der Bank (Nominalzins) schauen, sondern musst den Realzins berechnen, also auch die Auswirkung der Inflation auf deine Geldanlage mit einbeziehen. Eine Beispielrechnung: Würdest du 10.000 Euro zu einem Nominalzinssatz von 3,25 Prozent auf ein Tagesgeldkonto legen, während die Inflationsrate in Deutschland durchgängig 1,6 Prozent beträgt, käme ein Realzinssatz von 1,65 Prozent heraus.

Für Sparer:innen könnte es daher jetzt attraktiv sein, sich ein gutes Festgeldangebot zu sichern, wenn die Banken ihre Tagesgeldzinsen schnell reduzieren. Von den hohen Zinsen der vergangenen zwei Jahre haben viele Menschen ohnehin nicht profitiert: Fast drei Viertel aller Sparkassen und Volksbanken zahlten trotzdem weniger als 1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld.

Wie wirkt sich die Zinssenkung an der Börse aus?

Für den DAX war die erneute EZB-Zinssenkungen zumindest ein positives Signal. Der deutsche Leitindex notierte danach kurzzeitig bei einem Rekordhoch von 19.672 Punkten. Größere Bewegung löste das Ereignis aber nicht aus – die Börsianer hatten die Entscheidung der EZB bereits erwartet und bereits in die Aktienkurse eingepreist.

Für die Entwicklung an der Börse ist es aber wichtig, dass die EZB so weitermacht. Analysten erwarten von ihr weitere Zinssenkungen zwischen 2,0 und 2,5 Prozent in den nächsten zwölf Monaten.

Generell sind niedrigere Zinsen gut für den Aktienmarkt, da das Investieren in Aktien dann bessere Renditen verspricht als niedriger verzinste Spareinlagen wie Tages- oder Festgeldkonten. Geht die Strategie der EZB auf, und die Konjunktur und Kauflaune der Konsument:innen werden angekurbelt, kann sich das positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken – was wiederum gut für deren Aktienkurse ist.

Wie beeinflusst die Zinssenkung den Bitcoin-Kurs?

Für Investments in Kryptowährungen gilt Ähnliches wie bei Aktien: Tendenziell profitieren sie von Zinssenkungen, denn Anleger:innen wenden sich dann wieder eher risikoreichen Investment-Möglichkeiten zu, die eine bessere Rendite versprechen als Spareinlagen. Professionelle Investoren können sich bei niedrigen Zinsen zudem besser refinanzieren – und haben so mehr Spielraum, um in Aktien oder Kryptowährung zu investieren.

Der Kurs der wichtigsten Kryptowährung Bitcoin reagierte dann auch leicht positiv auf die EZB-Zinssenkung und verzeichnete danach innerhalb eines Tages ein Plus von zwei Prozent.

Wie geht es mit den EZB-Zinsen weiter?

Die nächste Zinssitzung des EZB-Rats ist am 12. Dezember 2024. Zur Frage, ob sie dann weitere Zinssenkungen plant, hält sich die EZB selbst noch bedeckt – Analysten halten es aber für sehr wahrscheinlich, dass sie mit den Zinssenkungen weiter macht. Die Entscheidung der Notenbank wird aber unter anderem davon abhängen, ob die Inflationsrate weiter niedrig bleibt.

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