Auf einer Konferenz spricht ein US-Zentralbanker über die De-Dollarisierung, Kryptowährungen und einen digitalen Dollar. Es lohnt sich, zuzuhören.
Einer der Gouverneure der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), Christopher J. Waller, hat auf der „Climate in Central Banking“ Konferenz an der Universität der Bahamas über die Gefahr einer De-Dollarisierung gesprochen.
Der Dollar ist bekanntlich die Weltwährung. Er ist der globale Wertpeicher und das globale Maß, um Waren zu bewerten. Seit einiger Zeit heißt es immer wieder, diese Stellung sei in Gefahr. Es drohe die „De-Dollarisierung“, wegen der BRICS, wegen China, wegen der Sanktionen gegen Russland, wegen der lockeren Geldpolitik, wegen Kryptowährungen.
„Zum Beispiel könnte das rapide Wachstum digitaler Währungen die globale Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren,“ erklärt Waller. „Die Leute sagen oft, dass Kryptowährungen wie Bitcoin den Dollar als die Weltreservewährung ersetzen können.“
Dies jedoch bringt Waller nicht um den Schlaf. Ein Blick auf einige Charts zeigt, weshalb: „Doch der Großteil des Handels in dezentralen Währungen findet in Währungspaaren statt, in denen auch Stablecoins enthalten sind, die zu 99% auf dem Dollar basieren. Also werden Kryptowährungen de facto in Dollar gehandelt.“
Tatsächlich dürften 99 Prozent noch untertrieben sein. Der Zentralbanker sieht in Kryptowährungen daher kein Risiko. Sondern, ganz im Gegenteil, eine Chance: „Es ist wahrscheinlich, dass jede Expansion des Handelns in der digitalen Welt die dominante Rolle des Dollars einfach nur stärken wird.“ Tatsächlich stärken Stablecoins wie USDT und USDC die globale Stellung des Dollars als ein Update der Greenbacks, und das, ohne dass die Fed einen Finger krumm machen muss. So wie Amazon den Handel zentralisiert, zentralisieren digitale Dollar die Währungen.
Insgesamt steht der Dollar heute, im Jahr 2024, trotz aller Rufe nach einer De-Dollarisierung und trotz der expansiver Geldpolitik stärker da als je zuvor: Ungefähr 60% der globalen Reserven werden in Dollar oder mit dem Dollar synonymen US-Staatsanleihen gehalten. „Wenn es irgendwo zu einer Inflation kommt, dann ist der Dollar die überwältigende Wahl der Bürger dieses Landes“. Beispielsweise in Argentinien, wo Präsident Javier Milei die Dollarisierung anstrebt.
Der Dollar ist weiterhin die mit Abstand dominante Währung in Rechnungen, insbesondere internationalen Rechnungen; 60 Prozent aller internationalen Bankkredite und Einlagen sind in Dollar nominiert. Als „Weltwährung“ wird der Dollar selbst dann verwendet, wenn zwei Unternehmen in zwei anderen Währungen arbeiten, weil es schlicht praktischer und günstiger ist.
Diesen Status haben weder die Sanktionen gegen Russland, noch die Versuche Chinas, den Yuan als Reserve- und Rechnungswährung ins Spiel zu bringen, noch der Aufstieg von Kryptowährungen in irgendeiner Weise angekratzt. Waller erwartet daher nicht, dass der Dollar seinen Status als Weltreservewährung in absehbarer Zukunft verliert oder auch nur signifikant reduziert. „Jüngere Entwicklungen, von denen manche gewarnt haben, dass sie den Status bedrohen könnten, haben ihn bisher lediglich gestärkt.“
In einer anschließenden Fragerunde wurde Waller unter anderem gefragt, ob die Fed an einer digitalen Währung arbeite, einer sogenannten CBDC. Waller antwortete darauf: „Was ist denn das große, wichtige Marktversagen im Zahlungssystem, das durch eine CBDC und nur durch eine CBDC gelöst wird?“ Für Waller gibt es hier keine gute Antwort, weshalb er weiterhin Position gegen eine CBDC bezieht. Mit privaten Herausgebern von Stablecoins gibt es bereits digitale Dollar, denen der Markt vertraut.
Ferner wurde Waller gefragt, ob sich seine Perspektive auf Krypto verändert habe, nachdem die Securities and Exchange Commission (SEC) den Bitcoin Spot-ETF gestattet hat. Waller meinte daraufhin, dass für ihn „Krypto, Bitcoin, Ether, Dogecoin oder wie auch immer man es nennt, so sind wie Baseball-Sammelkarten.“ Es fehle an innerem Wert – eine steile Aussage von jemandem, der Dollar auf Knopfdruck erzeugt – und die meisten Leute hielten sie in der Hoffnung, dass jemand anderes später mehr dafür bezahlen werde.
Waller sagt: „Es stört mich nicht, wenn Leute einen ETF haben, um mit Baseballkarten zu handeln. Daher stört es mich auch nicht, wenn sie einen ETF haben und Krypto handeln. Was mich stört ist aber, wenn Banken oder Pensionskassen eine Menge von ihnen als ein primäres Asset in ihrem Portfolio halten, wegen der typischen Gründe wie Sicherheit und Stabilität.“