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Bei CryptoGPT schrillen alle Alarmglocken

source-logo  trendingtopics.at 11 April 2023 06:50, UTC

Man hört ihn schon meilenweit, den Hype-Alarm: In der Nacht auf Dienstag sind mehrfach Meldungen durchs Netz gegangen, dass es ein Startup namens CryptoGPT zu einer Über-Nacht-Bewertung von 250 Millionen Dollar gebracht hat. Das Unternehmen rund um CTO und Mitgründer Dejan Erja brüstet sich damit, durch eine Finanzierung seitens DWF Labs auf diese stolze Valuation zu kommen, und würde sich damit eigentlich in die Liste der wertvollsten neuen Krypto-Startups einreihen. Doch schon die angebliche Finanzierungssumme von 10 Mio. Dollar macht stutzig – DWF Labs würde die Bewertung auf eine Viertelmilliarde Dollar hochtreiben, indem es einfach 4% der Firma kauft.

CryptoGPT hat alle Buzzwords auf Lager, die derzeit so durch die Gegend surren. Blockchain, AI, NFTs, zkRollups, Layer 2, Data Marketplace – da steckt alles drinnen, was der Risiko-Investor aktuell sicher gerne im Pitchdeck stehen hat. Auch Normalnutzer:innen werden gelockt. Ihnen wird in Aussicht gestellt, ihre persönlichen Daten monetarisieren zu können, indem sie diese an die großen AI-Firmen verkaufen. Egal ob Fitness-, Dating- oder Gaming-Daten: „Verwandeln Sie jede Aufgabe Ihres täglichen Lebens in eine Einnahmequelle“, verspricht CryptoGPT. Und natürlich: Die Aktivitätsdaten werden in NFTs gepackt, und die kann man dann auf einem AI-Marktplatz mit den ganz Großen (Google, Meta, Amazon) handeln. Passives Einkommen, der Lebenstraum!

Ein ziemlich langsames Investment über Zeit

Doch wie weit ist CryptoGPT technisch wirklich? Und was hat es mit diesem „Investment“ auf sich? Tatsächlich handelt es sich bei dieser Finanzierung lediglich um den Einkauf der schon länger am Markt befindlichen GPT-Token seitens DWF Labs. Laut The Block wurden bisher lediglich Token im Gegenwert von 420.000 Dollar gekauft, und die zehn Mio. Dollar sollen über einen Zeitraum von 285 Tagen investiert werden. DWF Labs ist also kein klassischer Investor, sondern eigentlich Token-Händler und Market Maker für neuen Coins. Die NFTs gibt es auch noch nicht, die sollen am 25. April kommen – mit dem Zielmarkt Südkorea, einem der Krypto-affinsten Länder der Welt. Um die NFTs zu erhalten, soll man jedenfalls GPT-Token kaufen und staken.

Die GPT-Token selbst, die gibt es schon länger – sie wurden im März 2023 gelauncht. Es ist natürlich keine eigene Blockchain, sondern es sind lediglich Token, die auf Ethereum (ERC-20), Binance Chain (BEP-20) und Arbitrum (ARB-20) laufen. Die Erstellung solcher Tokens ist nicht weiter aufwendig, so funktionieren etwa auch SHIBA INU oder der Blümel Coin des Satire-Magazins „Die Tagespresse“ (mehr dazu hier). Dem GPT-Token ging es jedenfalls schon mal besser. Seit seinem Allzeithoch am 17. März hat GPT mehr als 50 Prozent seines Werts verloren. Hier die Preisentwicklung bisher:

Wer steckt hinter CryptoGPT?

In der Krypto-Community wird CryptoGPT bereits misstrauisch beäugt. Denn es gibt einige Ungereimtheiten. So wurde zeitweise Jamila Jelani als CEO und Gründerin angeführt, dann wurde ihr Job-Titel auf der Webseite später wieder „Marketer“ geändert, und mittlerweile wurde sie ganz von der Webseite entfernt. Die Behauptung, Jelani hätte mal Marketing-Kampagnen für das chinesische Multimilliarden-Unternehmen Alibaba umgesetzt, lässt sich ebenfalls nicht verifizieren. Auch der Lebenslauf von CTO und Gründer Dejan Erja is fragwürdig – auch der Webseite heißt es, er soll mal für Ripple gearbeitet haben, sein Linkedin-Profil hat zu dieser (für den Krypto-Sektor doch wichtigen) Station seiner Karriere aber keinen Eintrag.

Auch die Behauptung, dass die CryptoGPT-Apps mehr als 2 Millionen Nutzer:innen hätten, macht stutzig. So ist die App lediglich für Android verfügbar, und der Google Play Store weist lediglich 100.000+ Downloads auf. Das ist weit entfernt von den angegebenen 2 Millionen. Die iPhone-App, die überall auf der Webseite abgebildet ist, gibt es (noch) gar nicht. Dass die GPT-Token nur bei dezentralen Exchanges (Uniswap, Pancakeswap) sowie den beiden Börsen Bithumb und Bitfinex gehandelt werden können, nicht aber bei Marktführern wie Binance, Coinbase, Kraken und Co, spricht auch eine deutliche Sprache.

Woher die „AI“ von CryptoGPT eigentlich kommt

Auf der Suche nach der Künstlichen Intelligenz von CryptoGPT stößt man schnell auf „Alex“ – ein Chatbot auf der Webseite, der als „Schlüssel zum unendlichen Wissen des Internet“ verkauft wird und offenbar eine tragende Rolle bei dem Projekt spielen soll. Wer Alex befragt, der wird sich bald an einen anderen KI-Chatbot erinnert fühlen – nämlich ChatGPT von OpenAI. Wenn man eine zufällig gewählte Frage zum Beispiel nach einem guten Auto für eine Familie fragt, dann erhält man sehr ähnliche Antworten (siehe Screenshots unten).

Solche KI-Chatbots sind auf Basis von GPT-3 oder GPT-4 von OpenAI mittlerweile ziemlich einfach zu bauen. Dazu wird man Kunde von OpenAI, bezahlt für den Zugriff via API auf das Sprachmodell – und kann so in relativ kurzer Zeit „AI“ in seine eigenen Produkte integrieren. CryptoGPT hat das getan – genauso wie übrigens Duolingo, Stripe, Snapchat, Bing von Microsoft oder Be My Eyes. Eine „AI Revolution für Milliarden von Usern“ kann das schon sein, nur ist es halt nicht CryptoGPT, die sie vorantreibt, sondern OpenAI mit Milliardenfinanzierungen von Microsoft.

Oder wie es ein Trending Topics-Leser, der sich seit vielen Jahren intensiv mit Krypto-Projekten formuliert: „Da ist einfach alles faul.“ Aber fragen wir der Fairness halber doch einfach die „AI“ von CryptoGPT selbst, ob es ein vertrauenswürdiges Angebot ist. Hier die Antwort: „Es ist schwierig, eine endgültige Antwort zu geben, ob man CryptoGPT vertrauen sollte oder nicht, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt. Es gibt jedoch einige Dinge, die Sie beachten sollten, bevor Sie CryptoGPT Ihr Vertrauen schenken oder in CryptoGPT investieren“, schreibt der Chatbot. Man solle vor einem Investment lieber Reputation, Transparenz, Regulierung durch Aufsichtsbehörden und Security-Maßnahmen checken. Das sagt dann wohl alles.

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