Das Crash-Jahr 2022 hat sein neuestes Opfer gefunden: Genesis Global Trading, eine Krypto-Handelsfirma des Krypto-Konzerns Digital Currency Group. Diese hat in der Nacht auf Freitag bei einem New Yorker Gericht Bankrott angemeldet. Das war für Insider:innen der Krypto-Industrie bereits absehbar. Spätestens seit dem FTX-Kollaps im November 2022 kämpfte Genesis ums Überleben. Zuletzt war bekannt, dass es seinen Kund:innen insgesamt etwa 1,8 Milliarden Dollar schuldet. 900 Mio. Dollar davon der Krypto-Börse Gemini der Winklevoss-Brüder.
„Wir haben zwar erhebliche Fortschritte bei der Verfeinerung unserer Geschäftspläne gemacht, um Liquiditätsprobleme zu beheben, die durch die jüngsten außergewöhnlichen Herausforderungen in unserer Branche, einschließlich des Ausfalls von Three Arrows Capital und des Konkurses von FTX, verursacht wurden, aber eine gerichtliche Umstrukturierung stellt den effektivsten Weg dar, um Vermögenswerte zu erhalten und das bestmögliche Ergebnis für alle Genesis-Stakeholder zu erzielen“, so Derar Islim, Interim-CEO von Genesis, in einem offiziellen Statement. „Wir schätzen die anhaltende Geduld und Partnerschaft unserer Kunden sehr, während wir auf eine gerechte Lösung hinarbeiten.“
Betroffen von der Pleite und der nun angepeilten Restrukturierung des Unternehmens sind neben der Holding auch die beiden Töchter Genesis Asia Pacific Pte. Ltd und Genesis Global Capital. In den Unterlagen zur Bankrotterklärung bei Gericht heißt es, dass man mehr als 100.000 Kund:innen zwischen 1 und 10 Milliarden Dollar schulden würde. Anders als „herkömmliche“ Krypto-Börsen ist Genesis auf das Geschäft mit Großkund:innen spezialisiert. Das sah man in den letzten Wochen am Rechtsstreit mit Gemini. Die Krypto-Börse der Winklevoss-Brüder hatte Einlagen in großem Umfang bei Genesis liegen. Diesen Schulden stehen etwa 150 Mio. Dollar an Cash gegenüber, über das Genesis laut Aussendung noch verfügt.
Terra/LUNA-Crash und FTX-Kollaps als Ursachen
Genesis wiederum war selbst Geldgeber sowohl von Three Arrows Capital – der Krypto-Fonds ging in Folge des Terra/LUNA-Crashs Pleite – als auch Kunde bei FTX. Bei der kollabierten Krypto-Börse von Sam Bankman-Fried hatte Genesis offenbar Assets im Wert von 175 Mio. Dollar, an die man dann nicht mehr herankam. Seit November sollen die Manager:innen für Genesis ein Investment von bis zu einer Milliarde Dollar gesucht haben, um das Geschäft zu stabilisieren.
Zuletzt musste der Krypto-Händler dann Anfang 2023 etwa 30 Prozent der Belegschaft kündigen, 145 Mitarbeiter:innen blieben zuletzt über. Dann kam noch eine Strafe durch die US-Börsenaufsicht SEC dazu. Seit Dezember 2020 hatte Genesis eine Partnerschaft mit Gemini, um gemeinsam das „Gemini Earn“-Programm anzubieten. Kund:innen bekamen für ihre Krypto-Einzahlungen nach dem klassischen Lending-Business dicke Zinsen. Diese wurden in Token ausbezahlt, was schließlich die SEC auf den Plan rief. Sie wirft den beiden Krypto-Firmen „nicht registrierten Angebot und Verkauf von Wertpapieren an Kleinanleger über das Krypto-Asset-Lending-Programm Gemini Earn“ vor.
Dieses Programm hatte zur Folge, dass unzählige Kund:innen von Gemini insgesamt 900 Mio. Dollar einzahlten, die dann bei Genesis landeten – und bis zum heutigen Tag nicht wieder zurück bezahlt werden konnten. Währenddessen wurden innerhalb der Digital Currency Group (DCG) auch ordentlich Gelder bewegt, was US-Behörden untersuchen. Insgesamt hat die Krypto-Börse nun also den nächsten Crash, der Kund:innen sehr viel Geld kostet. Die nächste Frage ist: Wie lange steht DCG mit den weiteren Töchtern Grayscale und Coindesk noch? DCG soll insgesamt satte 3 Milliarden Dollar Schulden haben. Der Verkauf von Assets (DCG ist großer Investor in zahlreichen Krypto-Projekten – sowie von Coindesk sind Optionen.