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Zentralbanker: 90% der Krypto-Transaktionen sind illegal

source-logo  coinpro.ch 07 August 2022 06:15, UTC

Zentralbanken und Kryptowährungen stehen sich zumeist feindlich gegenüber. Nun behauptet ein Zentralbanker aus Südafrika: 90 Prozent der Krypto-Transaktionen dienen illegalen Zwecken. Seine Aussage bleibt nicht ohne Kritik, doch ist sie überhaupt realistisch?

Nützen Kryptowährungen bloss Verbrechern?

Es ist eine der meist kolportierten Behauptungen: Kryptowährungen dienen nur Verbrechern. Sie ist so populär, dass sie jeder Krypto-Enthusiast bereits zur Genüge gehört hat.

Die These, die oft durch Behörden und Medien geäussert wird, verbreitet nun auch der stellvertretende Vorsitzende der südafrikanischen Zentralbank (SARB), Kuben Naidoo. Er behauptet:

“Meine US-amerikanischen Kollegen haben mir verraten, dass 90 Prozent der Krypto-Transaktionen illegalen Zwecken dienen. Die meisten Anwendungszwecke sind weltweit unehrlich.”

Der südafrikanische Professor Steven Boykey Sidley fühlte sich berufen, dem Banker eine Antwort zu geben und veröffentlichte einen Gastbeitrag im Journal Daily Maverick. Dort schreibt er:

Das ist Blödsinn. Quatsch. Papperlapapp.

Aussagen dieser Art hält er jedoch nicht nur für verfälschend, sondern zugleich für schädlich.

[Es] nährt die schlimmsten Fehlinformationen, die in den Schlagzeilen landen und einer wichtigen neuen Branche unermesslichen Schaden zufügen.

Zwar lässt sich nicht beurteilen, was die US-amerikanischen Behörden Naidoo wirklich für wahr verkauften, anders sieht es jedoch in Bezug zur Aussage selbst aus.

Denn: Verschiedene Analyse-Unternehmen überprüfen ständig transparente Blockchains und überwachen den Gebrauch der Gelder, so schreibt Sidley.

Chainalysis: Nur 0,15 Prozent illegale Transaktionen

Der Professor stützt sich vor allem auf die Erkenntnisse des bekannten Unternehmens Chainalysis. Dieses berichtet im Januar: Der Anteil illegaler Transaktionen beträgt im gesamten Jahr 2021 gemessen am Volumen lediglich 0,15 Prozent.

Obwohl die absolute Zahl an Kryptowährungen zunahm, die einen illegalen Hintergrund hat, sank deren Anteil drastisch. Chainalysis fasst zusammen:

Da das Wachstum der legalen Nutzung von Kryptowährungen das Wachstum der kriminellen Nutzung bei weitem übersteigt, war der Anteil der illegalen Aktivitäten am Transaktionsvolumen von Kryptowährungen noch nie so gering.

Die kriminelle Nutzung von Kryptowährungen hat gewiss Vorteile. Anders als bei einem normalen Bankkonto oder weiteren Diensten wie PayPal ist es hier niemandem möglich, Gelder einfach zu beschlagnahmen. Auch dann nicht, wenn eine kriminelle Aktivität im Hintergrund steht.

Zugleich hat deren Gebrauch aber auch Nachteile. Kommen Informationen über eine illegale Nutzung erst einmal ans Tageslicht, ist die Adresse des Halters durch eine transparente Blockchain für ewig gebrandmarkt.

Vermutungen zufolge beträgt der Anteil illegaler Gelder im Bargeldverkehr ganze fünf Prozent und liegt damit 50 mal höher als bei Kryptowährungen, so Sidley.

Krypto oder Fiat – was taugt Kriminellen eher?

Über die Transparenz der Kryptowährungen schreibt Sidley:

Es ist unmöglich, ein stilles Verbrechen zu begehen. Es ist sofort sichtbar, und die Verfolgung der Erträge aus Krypto-Verbrechen ist für jedermann einfach. In der Welt des so genannten «Fiatgeldes» – der physischen Welt, in der die meisten von uns leben – ist es oft leicht, Finanzverbrechen zu verbergen.

Doch Sidleys Kommentar offenbart nur die halbe Wahrheit. Neben transparenten Blockchains wie der des Bitcoin gibt es auch Projekte, die viel Wert auf Vertraulichkeit setzen.

Die dort herrschende Privatsphäre können natürlich auch Kriminelle gebrauchen. Monero etablierte sich zu diesem Zweck bereits auf den Marktplätzen des Darknet. Da Informationen nicht öffentlich einsehbar sind, lässt sich auch nicht feststellen, welchen Anteil Gelder illegaler Herkunft einnehmen.

coinpro.ch