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DAOs im Filmbusiness Teil 1 – wird Keanu Reeves jemals Vitalik Buterin spielen?

source-logo  de.beincrypto.com 12 Mai 2022 05:05, UTC

Sind DAOs die besseren Firmen oder… wird Keanu Reeves jemals Vitalik Buterin spielen?

Das schnelle Wachstum des NFT-Marktes hat Künstlern und Kreativen neue Möglichkeiten eröffnet. Jeden Tag verstehen wir mehr darüber, wohin sich die Branche mit Kunst, Metaversen, Avataren usw. entwickelt. Aber was ist mit dem Filmemachen? Hier kommen DAOs für Filme ins Spiel – eine Gemeinschaft von leidenschaftlichen Filmemachern, Kreativen, Investoren und Web3-Bauherren. Schauen wir uns doch einmal eine Filmproduktion an.

Vorab erst einmal: Was ist eine DAO?

Eine DAO (Decentralized Autonomous Organization) ist eine Organisation, die so konzipiert ist, dass sie automatisiert und dezentralisiert ist, ohne eine typische Managementstruktur oder einen Vorstand, bei der die Gemeinschaft die Entscheidungsfindung durch Abstimmung übernimmt. Als “nächster großer Trend” im Krypto-/Blockchain-/Web-3-Ökosystem bezeichnet, gibt es derzeit mehr als 1.000 DAOs, und es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2023 auf 100.000 ansteigen wird.

So viel vorweg. Vor allem sollte sich jeder merken, DAOs sollten dezentralisiert sein. Anhand unserer Beispiele sieht man, dass das nur zum Teil der Fall ist. Außerdem werden wir aufzeigen, dass für viele Filmvorhaben DAOs nicht unbedingt die besten Voraussetzungen bilden, um ein Filmprojekt auch angemessen zu realisieren. Das alles soll auch dabei helfen, die Frage zu beantworten: Sind DAOs die besseren Firmen? Und wie könnte die Zukunft von DAOs eigentlich aussehen?

Doch zu aller erst einmal: Wie läuft eigentlich so eine Filmproduktion ab?

Entwicklung

Das derzeitige System der großen Studios beruht stark auf einer Hierarchie. Ein paar Executives an der Spitze bekommen täglich Konzepte für einen Film vorgelegt, wägen die Vor- und Nachteile der Vermarktbarkeit, Umsetzung und Zielgruppe der Geschichte ab und beauftragen darauf hin einen Entwicklungsauftrag oder eben nicht.

Doch je größer das Studio ist, desto länger ist die Liste der Überlegungen. Wird diese Filmidee Geld einbringen? Gibt es ein Publikum für einen Actionfilm, bei dem sich ein NFT materialisiert, einen Mord begeht und dabei von Vitalik Buterin beobachtet wird. Kurz darauf jagt der wütende materialisierte CryptoPunk dann auf John Wick Art Vitalik Buterin durch die Straßen von Berlin. Würde das Budget zu hoch sein? Und würde Keanu Reeves Vitalik spielen wollen? Würde Vitalik wollen, dass Keanu ihn spielt? Das sind wichtige Fragen, und wenn sie richtig beantwortet werden, erhält jemand den Auftrag, das Drehbuch zu schreiben.


Quelle: Serbia as a Centre of Film Industry: We are not a country of tackiness and kitsch – Diplomacy&Commerce (diplomacyandcommerce.rs)

So viel zur zentralisierten Version. Wie aber würde eine dezentralisierte Herangehensweise aussehen?

Dann würden neben den Executives und Head of Developments auch Kameraleute, Gaffer und Maskenbildner ihre Ideen für eine Geschichte mit einbringen. Oder wir gehen weiter: Wie wäre es, wenn wir auch Leute außerhalb der Branche mit einbeziehen würden? NFT Künstler, Kioskbesitzer und Babysitter, die alle Konzepte vorstellen, die “eine wirklich coole Idee für einen Film” sein könnten. Wäre das ein Chaos, oder würden einige unglaubliche Geschichten auftauchen, über die eine große Gruppe von Menschen abstimmt und die dann in die Tat umgesetzt werden? Das wäre endlich ein Ansatz, bei dem der Zuschauer zu Wort kommt. Ich wette 2 ETH, dass meine Kenau-spielt-Vitalik Idee hierbei eine größere Chance hat, verfilmt zu werden, als im klassischen System. Aber ist das auch richtig so?

Das Drehbuch

Nachdem die Idee vorgestellt wurde und alle vom nächsten “John Wick-Buterin” begeistert sind, muss das Drehbuch geschrieben werden. Als Executive sucht man nun den passenden Autoren, der sich schon in dem vorliegenden Genre (Action) bewiesen hat und dem man ein erfolgreiches Drehbuch zutraut.

In der dezentrlaisierten Welt könnte man dem DAO nun einen Stapel eben jener professioneller Autoren zur Prüfung vorlegen oder man könnte offen für alle eine Ausschreibung machen, um so unbekannte Autoren zu entdecken. Und auch wenn das verlockend klingt – Drehbuchschreiben ist ein Job. Erfolgreiche Autoren sind nicht aufgrund einer besonders originellen Idee erfolgreich, sondern deshalb, weil sie es verstehen, diese Idee kongenial für eine Verfilmung aufzubereiten. Allerdings wird man nur ein guter Autor, wenn man auch die Chance bekommt, zu schreiben. Ein kleines Dilemma der Filmbranche.

An dieser Stelle sollte über die Notwendigkeit von Leitlinien nachgedacht werden:

Vielleicht legt die DAO fest, dass die Personen, die an der eigentlichen Produktion des Films beteiligt sind, über eine gewisse Erfahrung verfügen müssen, um für den Job infrage zu kommen. Sprich: erfolgreiche Autoren mit einer bestimmten Anzahl an Credits. Das würde Newcomer natürlich wieder ausschließen. Interessant wäre aber auch die Möglichkeit einer Mentorat für diejenigen Autoren, die eine gute Idee haben, aber wenig oder keine Erfahrung. Man bildet also eine Gruppe von Profis und Anfängern, die gemeinsam das Handwerk erlernen und vertiefen. Dabei sollte natürlich auch über eine Vergütung nachgedacht werden, denn ob man es glaubt oder nicht – auch Autoren müssen hin- und wieder etwas essen.

Alle Autoren entwerfen ein erstes Konzept und der DAO entscheidet dann, welcher der Autoren am Ende das Drehbuch schreiben darf. Ein erster Entwurf wird erstellt. So – hier kommt dann etwas ins Spiel, dass für die Entwicklung eines Drehbuchs von entscheidender Bedeutung ist: Der Rewrite. Das Überarbeiten des Drehbuchs anhand von Anmerkungen. Wer aber macht nun diese Anmerkungen? Sollte jeder im DAO befähigt werden, Anmerkungen zu machen? Sollte der Autor entscheiden, welche dieser Anmerkungen später umgesetzt wird? Ist derjenige mit der größten Voting-Power in der DAO seiner “Macht” beraubt worden, wenn der Autor entscheidet, genau dessen Anmerkungen nicht umzusetzen. Oder müssen sie umgesetzt werden, auch wenn sie eigentlich völliger Humbug sind?

Man sieht – bei der Produktion von Filmen kann Dezentralisierung auch die ganze Sache anstrengender machen.

Die DAO stimmt ab, die Liebesgeschichte von Vitalik und Mila Kunis zu streichen und stattdessen soll er einen Weg finden, sich in ein Bored Ape zu verwandeln und dort mit Snoop und Justin Bieber (beides BAYC Besitzer) eine Affenapokalypse auszulösen, um den Tod seines Hundes zu rächen. Gold. Box-Office-Hit.

Produktion

Das Drehbuch ist fertig, die Vorproduktion in vollem Gange. Doch bei jedem Schritt wird es für die Filmproduktion etwas kniffliger: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle Mitglieder untereinander nahe stehen, ist relativ gering. DAOs neigen dazu, Menschen aus der ganzen Welt anzuziehen. Und jedes Land hat andere Ideen und Voraussetzungen für eine Filmproduktion. Wo wird der Film also nun produziert? In welcher Sprache? Oder wird es ein rein virtueller Film? Animation? Und woher kommt die Crew? Mitglieder der DAOs? Aus allen Ländern zusammengewürfelt? Wer zahlt die Reisen und die Unterkünfte?

Und die Key-Positions? Kameramann? Regisseur? Ein Regisseur müsste also seine Vision für das Drehbuch und seine Vorstellung davon, wie es zum Leben erweckt wird, vorstellen. Dies könnte ein möglicher Knackpunkt sein. Was, wenn ein Regisseur etwas vorschlägt und dann während der Dreharbeiten vom Kurs abweicht? Wer regelt das? Und ganz ehrlich – ich möchte sehen, wie sich ein Quentin Tarantino oder Ridley Scott bei einer DAO bewirbt, damit er den Film machen darf.

Postproduktion

Irgendwie haben wir es doch geschafft, den Film zu drehen. Und jetzt fängt der ganze Spaß erst richtig an. Wie wird geschnitten? Welche VFX sind es wert gemacht zu werden. Wer macht diese VFX? Wer ist der Cutter. Und was ist mit der Musik? Entschiedet sich eine DAO zum Beispiel, es wäre ne geile Idee, wenn Vitalik und Melissa McCarthy (der Regisseur wollte sie dabei haben, denn ein Film ohne Liebesszene verkauft sich einfach nicht. Und das möglichst witzig. Also Melissa McCarthy) wollen die berühmte Hebeszene aus Dirty Dancing nachmachen und man will unbedingt “Time of my life” hören.

Das kostet aber inzwischen an Lizenzen, so viel wie der halbe Film. Und dann hat man leider kein Geld mehr, Hans Zimmer den Rest vertonen zu lassen. Und animierte APEs haben wir auch noch nicht, da der ApeCoin in den letzten Wochen richtig durch die Decke gegangen ist und man bei Yuga-Labs BAYC nur noch damit casten kann.

Aber dennoch – wir haben es geschafft. Und der Film ist fertig geworden.

Nach einer großen Premiere mit 100.000 Zuschauern (die alle nicht mehr zahlen werden) bei der wirklich alle Stars der Szene und jedes DAO Mitglied teilgenommen haben und das Woodstock wie ein KITA Festival aussehen hat lassen, soll der Film endlich vermarktet werden. Doch wo? Beim Streamer? Wie viel zahlen die? Oder besser im Kino, da Avatar 2 ja eh floppen wird? Gut – Kino entscheidet die DAO. Leider muss man vorher noch ein bisschen Kapital besorgen, denn man muss ja entweder einen Filmverleih finden oder aber einen gründen. Dazu werden weitere NFTs herausgegeben, was jedoch die…

Gewinnbeteiligung

…schmälert. Da im Smart Contract jedes NFT eine Beteiligung vorgesehen ist. Warum sollten man auch sonst das NFT kaufen? Um einen Anteil an der Forderung zu erhalten, muss die DAO entscheiden, wie die Gewinne aus diesem potenziellen Megahit-Film verteilt werden sollen. Traditionell würden diese Gelder für alle an der Produktion Beteiligten eher “durchsickern”, wobei diejenigen an der Spitze das größte Stück vom Kuchen abbekommen.

In einer Film-DAO könnten die Gewinne über eine zentrale Kasse ausgeschüttet und das Geld auf der Grundlage der geleisteten Beiträge aufgeteilt werden. Diese wurden vorher bei der Vergabe der NFTs in einem Smart Contract festgehalten. Sie haben am Drehbuch mitgearbeitet – Sie bekommen x%. Sie haben Kontakte zu Yuga Labs und haben Snoop klargemacht – x % für Sie. All das müsste im Vorhinein festgehalten werden (was das Äquivalent zu Verträgen im jetzigen Filmgeschäft ist). Aber – wer bestimmt, wie viel X% eine Tätigkeit wert ist? In Studio-Produktion gibt es einen Katalog, der auf Erfahrung und auf Tarife aufgebaut ist. Eine DAO, dessen Mitglieder aus mehreren Ländern kommen, unterliegt wahrscheinlich mehreren Tarifen?

Doch davor müsste es noch ein Marketingbudget, um den Film über die film3 Szene hinaus bekannt zu machen, geben. Und auch das kostet Geld. Unmenge an Geld.

Man kann damit rechnen, dass größere Filme ein Werbeetat in ungefähr der Größe ihres Budgets haben. Aber hey – Vitalik kennt bestimmt ein paar Leute, die da aushelfen können. Hauptsache, wir haben unseren Film gedreht. Oder doch nicht?

Wir haben hier nur ein paar kleine Probleme aufgezeigt, die es zu bewältigen gibt, wenn man eine Filmproduktion wirklich dezentral gestalten will. Als Executive Producer mehrerer Serien habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, wenn einer federführend eine Vision verfolgt. Im besten Fall kann derjenige dann die Mitstreiter von dieser Vision so begeistern, dass alle in die gleiche Richtung ziehen. Ich glaube nicht, dass ohne einen Vince Gilligan ein Breaking Bad möglich gewesen wäre. Dabei bitte nicht falsch verstehen: Ich träume von film3.

Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Gatekeeper im jetzigen Filmsystem ausgeschaltet werden müssen. Über den aktuellen Zustand der Filmstiftungen werde ich hier noch berichten. Es muss eine Demokratisierung der Filmproduktion geben und vor allem müssen auch die Gewinne wesentlich fairer verteilt werden. Aber ich bin unsicher, ob DAOs in ihrer jetzigen Form der richtige Weg sind. Ob DAOs überhaupt fähig sind, Firmen zu ersetzen.

Dennoch möchte ich im nächsten Teil gerne über verschiedene Film-DAOs reden, die sich dieses Vorhabens angenommen haben. Außerdem schauen wir uns einige Formen der Governance an und mögliche Ideen, wie man DAOs noch dezentralisierter machen kann.

Bis dahin lasst uns alle hoffen, dass Keanu Reeves bereit ist, Vitalik zu spielen, Cosmo de Medic (NEIN – es ist nicht Snoop Dogs Alias) sich bereit erklärt, ein paar seiner BAYC zum Casting zu schicken und Vitalik selber ein paar ETH oder seine restlichen SHIBA für die Entwicklung dieser Mega-Idee sponsort.

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