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Krypto-Influencer – Fluch oder Segen für die Branche?

source-logo  cryptoticker.io 07 August 2022 05:50, UTC

Auch am Krypto-Markt ist der Hype um die Influencer angekommen. Immer mehr Personen werben auf Social Media für bestimme Coins oder Börsen. Hierbei wird oft die Gier der Menschen ausgenutzt, um damit hohe Gewinne für die Influencer selbst zu erzielen. Denn die Angst etwas zu verpassen ist gerade bei jungen Menschen besonders ausgeprägt. Der Wunsch und Traum von vielen Menschen schnell und einfach reich zu werden, wird somit einfach benutzt, um sich daran zu bereichern. Deswegen gehen wir in diesem Bericht auf die Vor- und Nachteile von Influencern ein, die sie für die Branche bringen. Zudem erläutern wir, worauf man als Nutzer achten muss, um nicht um sein Geld betrogen zu werden.

Wie verdienen Influencer Geld?

Zuerst einmal muss man verstehen, wie Influencer Geld verdienen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen werden sie von den Plattformen direkt bezahlt und bekommen ein Gehalt nach den generierten Klicks. Zum anderen dienen ihnen Werbepartnerschaften und Affiliate-Links als Einnahmequelle. Und hier ergibt sich schon das erste Problem. Besonders dubiose und risikoreiche Werbepartner zahlen meistens besonders viel Geld. Somit stehen die Influencer relativ bald vor einer schwierigen Wahl. Nehme ich einen Werbedeal an, der risikoreich für die Community ist und damit den Fans schaden kann, mir hingegen viel Geld einbringen wird? Entscheide ich mich moralisch für die Fans und gegen das Geld? All das müssen sich Influencer irgendwann fragen.

Am Krypto-Markt ist dies nochmals mehr ausgeprägt. Denn hier geht es nicht, wie in den meisten Bereichen, um irgendwelche Konsumprodukte, sondern um Finanzdienstleistungen bzw. Finanzprodukte. Folglich geht es fast bei jedem Deal, um das Geld der Follower. Dieses Prinzip muss den Followern immer bewusst sein. Denn fast niemand wird auf der Welt für irgendetwas Werbung machen, ohne Geld zu verdienen.

BaFin warnt vor Krypto-Influencern

Zuletzt warnte auch die Regulierungsbehörde BaFin vor Krypto-Influencern. So schilderte Thorsten Plötzsch, BaFin Exekutivdirektor, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur folgendes: “Auch wenn der Anteil von Privatanlegern bei Kryptowerten derzeit noch überschaubar ist, so erreichen uns in letzter Zeit immer mehr Hinweise von Verbrauchern auf unseriöse Plattformen, auch aus dem Krypto-Bereich. Häufig geht es um die Frage, ob und wie die Verbraucher das Geld, das sie investiert haben, zurückgezahlt bekommen können.” “Influencer, die sich zu Finanzprodukten äußern, kennen sich häufig selbst nicht wirklich gut genug damit aus”, erläuterte der Bafin-Exekutivdirektor weiter. Die Influencer spielen folglich oft mit der Angst der Fans, um sich daran zu bereichern.

VLaunch – Größter Influencer Scam?

Genau dieses Szenario trat bei VLaunch, einem Krypto-Launchpad, ein. Dieses diente dazu, meist unbekannte Coins vor dem offiziellen Release kostengünstig zu kaufen, um dann große Profite zu generieren. Das Produkt wurde von den führenden Blockchain-Influencern MMCrypto und CryptoMo ins Leben gerufen. Allein MMCrypto hat auf Twitter mehr als 1 Millionen Follower. Des Weiteren wurde das Projekt von den Influencern The Martini Guy (117.000 Abonnenten) Altcoin Buzz (335.000 Abonnenten) und Crypto Busy (205.000 Abonnenten) unterstützt. Somit stand hinter dem Projekt eine Reichweite von mehreren Millionen Fans.

Anfangs konnte das Launchpad noch einigermaßen performen und den eigenen Token VPAD zum 30.12.2021 auf ein ATH von 2,21$ katapultieren. Danach traf dann die große Ernüchterung ein. Die Influencer supporteten das Projekt immer weniger und so stirbt das Launchpad langsam aus. Der Kurs des eigenen Tokens verlor mehr als 97% und liegt aktuell bei 0.07$.

Somit lässt sich nach einem guten halben Jahr, folgendes als Fazit festlegen. Einige der größten Krypto-Influencer nutzten ihre Community aus, um sich daran zu bereichern. Selbst “vertrauenswürdige” Quellen mit mehreren Millionen Follower schrecken nicht vor diesen Prinzipien zurück. Das heißt, dass man folglich fast keinem auf Social Media Glauben schenken sollte.

NFT-Werbebetrug

Ein weiteres Negativbeispiel von Influencer-Werbung ereignete sich Anfang dieses Jahres. So warb einer der größten Influencer “MonataBlack“, welcher mehrere Millionen Follower auf verschiedenen Social Media Plattformen hat, für ein NFT-Gewinnspiel. Bei diesem handelte es sich um eine NFT-Collection, bei der die Ersteller mit anonymen Profilen ihre eigenen Kunstwerke immer wieder hin und her verkauften, um den Preis zu steigern. Somit wurde der Anschein erzeugt, dass das Projekt einer hohen Nachfrage unterliegen würde. Dieses Prinzip ist bei OpenSea relativ üblich, denn durch viel Traffic seigen oft die festgelegten Preise.

Als am 3. Februar MontanaBlack das Projekt Squiggels mit einem Gewinnspiel bewarb, gab es sehr schnell viel Kritik, denn Recherchen haben herausgefunden, dass es sich bei den NFTs um einen Exit-Scam handelt. Wenige Stunden später wurde das Projekt auch von OpenSea entfernt und ist nicht mehr erwerblich.

Problematisch ist der Fall aus mehreren Gründen. Zum einen, weil “MontanaBlack” ein Unterhaltungs-Influencer ist. Somit hat die angesprochene Community meist relativ wenig Ahnung von Krypto im Allgemeinen und noch weniger Ahnung von NFTs. Wenn also der Lieblings-Influencer nun für ein bestimmtes Projekt wirbt, kommt der Anschein bei den Followern auf, dass es sich um eine seriöse Geldanlage handle. Folglich verloren, trotz der schnell aufkommenden Warnungen, viele Kleinanleger ihr komplettes Geld.

Aber nicht nur unter diesem Aspekt ist die Sache verwerflich. Durch die Blockchain ist jede Transaktion gespeichert und kann, falls die Walletadresse jemanden zugeordnet werden kann, zurückverfolgt werden. So konnte “MontanaBlack” nachgewiesen werden, dass er für einen Twitter-Post für ein NFT-Casino 99.000€ bekommen hat. Die Dimensionen für die Squiggels-Werbung dürften ähnlich ausfallen.

Dies bringt uns wieder zu der Ausgansfrage des Artikels. Ab welchen Zeitpunkt ist ein Influencer käuflich? Wann stelle ich das Geld über das Wohl der Fans? Und “MontanaBlack” ist nur ein Beispiel dafür, dass ein Influencer ab einem gewissen Zeitpunkt käuflich ist.

Das schnelle Geld – Kleine Influencer sind oft anfälliger für dubiose Werbung

Auch wenn der Fall von “MontanaBlack” hohe Wellen geschlagen hat, liegt das Problem an einem anderen Punkt. Denn Influencer wie “MontanaBlack”, welche mehrere Millionen Follower haben, besitzen das Privileg, sich die Werbepartner aussuchen zu können. Dieses haben kleinere Influencer meist nicht. Umso mehr kommen diese in Versuchung, für dubiose Seiten Werbung zu machen, bei denen sie im Vergleich horrende Summen verdienen. Letztlich muss sich jeder Influencer die Kernfrage stellen, ob er so Geld verdienen will.

Im Krypto-Bereich ist dieses Phänomen nochmals ausgeprägter. Denn Anbieter von unseriösen Produkten zahlen oftmals besonders viel Geld. Allein deswegen haben Influencer eine gewisse Aufgabe, ihre Community zu schützen, der sie leider nicht immer nachkommen.

Der Blocktrainer – Es geht auch anders

Roman Reher aka Der Blocktrainer ist mit über 133.000 Abonnenten der größte Bitcoin-YouTuber Deutschlands. Täglich unterhält er seine Fans mit Videos oder Livestreams über aktuelle Bitcoin-Themen. Auch er hat 2019 schonmal auf ein hochriskantes Angebot verlinkt. Hierbei kritisierte er eine Börse, warb aber am Ende des Videos trotzdem mit einem Affiliate-Link für die Anmeldung. Anschließend meldeten sich von seinen damals 2000 Abonnenten 20 Personen bei der Börse an, wodurch er mehr als 1.000 Euro verdiente.

Kurze Zeit später entschuldigte er sich in dem Video “Der Dreck im Cryptospace” für sein Vorgehen. Dieses Verhalten zeigt, dass es auch anders geht. Zwar war dieses Geld durchaus lukrativ bei den damals 2.000 Abonnenten, geschadet hätte es ihm wahrscheinlich trotzdem. Durch sein Video und seine Ehrlichkeit konnte sich Roman Reher zu dem größten Bitcoin-Kanal Deutschlands entwickeln und genießt heute einen hervorragenden Ruf in der Community.

Aktuell bietet er informativen Content auf mehreren Social Media Kanälen. Des Weiteren stellt er sich in Streitgesprächen hochrangigen Personen und diskutiert, ob die Vision Bitcoin, wirklich Realität werden kann. So zeigt er auf, dass selbst Personen wie Dr. Bofinger meist wenig Ahnung von Bitcoin selbst haben. Zudem widerlegt er den FUD, welcher von der Politik aufgestellt wird und zeigt die Chancen von Bitcoin auf.

Genau solche Personen braucht die Branche aktuell. In Bezug auf die Adoption müssen Vorurteile, die viele Personen gegenüber Krypto als auch Bitcoin haben, seriös widerlegt werden. Nur so kann sich die Branche weiterentwickeln und für viele Menschen einen Mehrwert bieten.

Wie erkenne ich einen seriösen Influencer?

Wie sich zeigt, ist der Mehrwert den Influencer für die Branche bringen, ziemlich unterschiedlich. Deswegen ist es umso wichtiger zu erkennen, ob ein Influencer seriös ist oder nur für eigene Vorteile handelt. Hier gibt es mehrere Anhaltspunkte. Grundsätzlich muss man zu Finanzinfluencern immer sagen, dass man nie nach dem Rat einer bestimmten Person investieren sollte. Von Sachen, von denen man kaum Kenntnis besitzt, soll man somit Abstand lassen und sich erstmals ausführlich mit dem Thema beschäftigen.

Als Finanzinfluencer ist es in Deutschland Pflicht, persönlich aufzutreten, sich also vor der Kamera zu zeigen. Finanzinfluencer müssen daher kenntlich sein. Des Weiteren dürfen sie keine Anlageberatung bewerben, sondern nur mit fachlichem Wissen relevante Hintergrundinformationen einfach und verständlich erklären. Zudem unterliegen Social Media Kanäle einer Impressumpflicht. Durch die genauen Angaben des Betreibers ist somit zu erkennen, ob ein Finanzinfluencer professionell ist oder nicht.

Fazit – Bieten Influencer einen Mehrwert für die Branche?

Diese Frage lässt sich nicht hundertprozentig beantworten. Influencer sind in jeder Branche ein wichtiger Teil und supporten das Geschäftsmodell. Allerdings schädigen Skandale wie das Projekt VLaunch von einigen der größten Krypto-Influencer die Branche. Des Weiteren rücken Fälle wie die Werbeaktion von MontanaBlack, der generell wenig mit dem Krypto-Space zu tun hat, neue Innovationen, in diesem Fall NFTs, in ein schlechtes Licht.

Umso wichtiger ist es Personen wie Roman Reher zu haben, der sich konstruktiv Kritik stellt und auf diese eingeht. Diese Influencer bieten definitiv einen Mehrwert für den Krypto-Bereich und helfen diesem, sich am Massenmarkt zu etablieren. Als Fazit kann man sagen, dass man Influencern immer erstmals misstrauisch gegenübertreten sollte. Denn selbst bekannte und große Influencer haben schon ihre Follower dazu benutzt, sich selbst daran zu bereichern.

Wichtig ist, dass eine Investmententscheidung immer persönlich getroffen wird. Man sollte immer seinen eigenen Research machen und nie wegen einer anderen Person investieren. Behält man sich dies im Hinterkopf, sollten die meisten Influencer keine Gefahr für den Kleinanleger darstellen und sogar einen informativen Mehrwert bieten.

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