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„Mir fallen so viele Gründe ein, warum NFTs eine coole Sache für die Kunst sind.“

source-logo  bitcoinblog.de 30 September 2022 08:25, UTC

Wir haben mit zwei Künstlern, die NFTs verkaufen, geredet. Wie verdienen sie Geld mit NFTs? Wie verändern NFTs ihren Zugang zu Kunst? Und welchen Einfluss haben sie generell auf Kunst?

Wenn man sich für die eine Sache entscheiden müsste, die NFTs geleistet haben, dann vermutlich diese: Sie haben Künstler und Kunstsammler zu Akteuren im Ökosystem der Kryptowährungen gemacht.

Durch NFTs können Künstler ihre eigenen Coins erschaffen, und deren Wert tunnelt die Qualität der Kunst. Im besten Fall.

Wir haben daher mit zwei Künstlern Interviews geführt, die im NFT-Space unterwegs sind: Mike (mikeusual.eth) und Sascha (drknss.eth).

Die Künstler

„Yersinia pestis ’44“ von Mike. Sämtliche Bildrechte liegen bei Mike bzw. dem Besitzer des NFTs. Er hat es mir für diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Kaufen kann man es etwa bei OpenSea

Mike ist 35 Jahre alt und arbeitet in der Forschung. Er kauft seit mehr als drei Jahren NFTs, seit März 2021 verkauft er nebenberuflich digitale Kunst als NFT. „Meine Werke sind eher düster bis ‚Horror‘, mit Neigung zum Realismus. Meine Inspiration kommt hauptsächlich aus meinen Träumen und meiner Fantasie, ohne einem gewissen Stil zu folgen.“

Die Crypto Junkies, eine von Saschas erfolgreichen Kollektionen, hier als Screenshot von OpenSea

Sascha ist etwas jünger und „vom Fach“: Er hat Design studiert und arbeitet hauptberuflich als Illustrator und 3D-Designer. Als NFT verkauft er überwiegend 3D- und Voxel- und Pixelart. Ihn fasziniert das Metaverse, das für ihn vor allem eine digitale Gallerie ist, wie bei voxels.com, wo er auch seine Werke ausstellt, etwa hier und hier.

„Ich habe fast alle meine Geschäftskontakte in Voxels geknüpft und nutze es so gut wie täglich. Voxels ist die Zukunft des Webs, wenn es nach mir ginge.“

Daneben hilft er den „Cryptowienern“ bei einer physischen Ausstellung in Linz als „Metaversearchitekt“.

Einnahmen durch NFTs

Die vielleicht elementare Frage ist, wie NFTs Künstlern helfen, ein Einkommen zu erwirtschaften.

Mike

Mike meint, dass NFTs bei ihm nicht besonders viel einspielen. Am besten verkaufte sich die Serie „The Goldes Ones“. Das sind neun Werke, von denen fünf innerhalb der ersten sechs Stunden verkauft wurden. Die Idee, eine Serie zu schaffen, wurde durch den NFT-Markt inspiriert.

NFT-Kunst von Mike. Bildrechte bei Mike bzw. dem Besitzer des NFTs, für diesen Beitrag von Mike zur Verfügung gestellt.

Diese Einnahmen, meint er, hätte er jedoch auch auf anderen, herkömmlichen Wegen erzielen können. Allerdings erkennt er die unglaubliche Dynamik des NFTs-Markts: „Wenn ich mir ansehe, was mit genug Einsatz, dem richtigen Timing und dem Communitysupport möglich ist – unvorstellbar.“

Das wichtigste dabei ist, einen Namen zu haben. „Mir fällt immer wieder auf, dass es teils vollkommen egal ist, was die Leute mit ‚einem Namen‘ verkaufen … es funktioniert und wird wie blöd gekauft.“

Ein NFT ist für Künstler allerdings kein Selbstläufer. Wie bei klassischer Kunst muss man viel Zeit in den Vertrieb investieren. „Man unterschätzt es teilweise. Teils habe ich am Wochenende mehr als 25 Stunden damit verbracht, mich mit Leuten zu verbinden.“

Sascha

Für Sascha waren NFTs dagegen schon früh eine Einnahmequelle. „Am Anfang hab ich mein erstes Kryptogeld mit dem Verkauf von Voxel Wearables verdient, also mit Klamotten für deinen Avatar im Metaverse. Damit habe ich recht schnell ein mageres Monatsgehalt zusammengehabt.“

Auch er investiert viel Zeit ins Netzwerken. Er zog zunächst Auftragsarbeiten für das Metaverse an Land. Danach hat er NFT-Kollektionen mit Pixelkunst kreiert. Als dann ein gut vernetzter Sammler seine Kunst in einem Discord-Channel shillte, nahm der Verkauf Fahrt auf. Er verdiente in kurzer Zeit knapp 30.000 Euro ein.

Die Slumbears, eine weitere Pixelart-Kollektion von Sascha.

Was ein NFT erfolgreich macht und was nicht, findet er eine schwierige Frage. „Oft ist es das Timing. Man muss einen Nerv treffen. Ich denke, Meme-Kultur und Humor spielen eine tragende Rolle.“ Man brauche Ausdauer, müsse bereit sein, sich weiterzuentwickeln und gute Artworks liefern. Wie in der traditionellen Kunstwelt.

Als Sammler

Sowohl Mike als auch Sascha verkaufen nicht nur NFTs, sondern sammeln sie.

Mike erklärt, dass er nicht direkt als Investment kauft, sondern weil ihm die Kunst gefällt und er ihren Urheber unterstützen möchte. Aber gelegentlich handelt er auch. Mit den Profiten finanziert er die Prägung seiner eigenen NFTs.

Boni oder besondere Funktionen können für ihn durchaus ein Grund sein, ein NFT zu kaufen. „Als Besitzer von ‚Wicked Craniums‘- und ‚Wicked Stallion‘-NFTs bekomme ich gratis Einlass zu diversen Rock- oder Metal-Liveshows, sogar ganzen Festivals. Als ich den Wicked Cranium gekauft habe, gab es die Idee noch nicht. Sie kam erst etwa 8 oder 10 Monate später. Hätte ich nicht schon gekauft, wäre das ein guter Grund für mich gewesen.“

NFT-Kunst von Mike. Bildrechte bei Mike bzw. dem Besitzer des NFTs, für diesen Beitrag von Mike zur Verfügung gestellt.

Sascha sieht das Sammeln dagegen als berufliches Investment. „Ich habe meine Einnahmen zum Teil in neue Projekte investiert und dadurch Zugang zu anderen wertvollen NFTs bekommen.“ Manche NFTs geben einem den Eintritt in bestimmte Communities, in denen man seine NFTs bewerben und von Drops früher erfahren kann.

Als Sammler fasziniert ihn auch, „dass deine Mitwirkung für immer auf der Blockchain festgehalten wird. Du kannst die Geschichte der Kunst verfolgen und sicher sein, dass sie echt ist. Digitale Kunst wird endlich wertgeschätzt. Mir fallen so viele Gründe ein, warum NFTs eine coole Sache sind.“

Wie NFTs den Zugang zur Kunst verändern

Mike und Sascha haben ihren Zugang zu Kunst durch NFTs verändert.

„2018 habe ich mich wenig mit Kunst im klassischeren Sinne beschäftigt,“ erzählt Mike. „Das hat sich seit der ersten Begegnung mit NFTs zu einer Leidenschaft entwickelt, vor allem, weil das Sammeln so einfach wurde.“ Er hat zwar schon immer gerne Kunst angesehen und auch analysiert. „Aber noch niemals so sehr wie seit gut 3 oder 3,5 Jahren“

Mike ist überzeugt, dass NFTs einen Einfluss auf Kunst im Allgemeinen haben werden. “Ich glaube nicht, dass analoge Kunst je verschwinden wird, bin aber der Meinung, dass durch den Hype mehr und mehr Leute mit dem Thema Kunst und deren Artenvielfalt in Berührung kommen.“

Auch bei Sascha hat der Verkauf durch NFTs viel verändert. „Ich mache mehr Pixelart als früher. Und ich denke mehr darüber nach, welchen Mehrwert meine Arbeit haben kann.“

Beispielsweise hat er die „69X69 Gallery“ in Voxels eröffnet. Diese Ausstellung von 69 Bildern in der Auflösung von 69×69 Pixel erzählt Saschas Reise im Cryptospace. „Früher habe ich mir nie die Mühe gemacht, ein Projekt konzeptionell so auszuarbeiten.“

Die Einkünfte durch NFTs eröffnen Sascha neue Möglichkeiten. „Früher habe ich mich von Monat zu Monat gehangelt, und das so knapp, dass es keinen Spaß gemacht hat. Heute kann ich mich von Jahr zu Jahr hangeln und neue Projekte machen, auf die ich Lust habe. Künstler sein macht SO viel mehr Spaß.“

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