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«Kryptowinter»-Befürchtungen wecken böse Erinnerungen an 2018

source-logo  cash.ch 25 Januar 2022 17:40, UTC

Es gibt nur wenige Dinge, die Anlegern mehr Angst einjagen als ein Bärenmarkt - es sei denn, man ist in Kryptowährungen investiert. In diesem Fall ist ein Winter noch schlimmer.

Der Kälte-Begriff bezieht sich auf einen scharfen Einbruch, gefolgt von einem Rückgang des Handels und einer monatelangen Flaute am Markt - ein Phänomen, das den Kryptomarkt im Jahr 2018 auf denkwürdige Weise heimsuchte. Von Ende 2017 bis Dezember des darauffolgenden Jahres war der Bitcoin-Preis um mehr als 80 Prozent auf bis zu 3'100 US-Dollar (2.748 Euro) abgestürzt.

Seit dem Hoch vom November hat Bitcoin rund die Hälfte seines Wertes eingebüsst. Statt fast 69'000 Dollar kostet die grösste Digitalmünze inzwischen nur noch rund 36.500 Dollar. Im Krypto-Anlageuniversum insgesamt wurde mit der Erwartung einer strafferen US-Geldpolitik über 1 Billion Dollar an Wert vernichtet. 

"Die naheliegendste Analogie ist wohl 2018, nämlich die Vorstellung eines Kryptowinters", sagte James Malcolm, Chef der Devisenanalyse bei der UBS, gegenüber Bloomberg. "Es sieht nach einer ziemlich schwierigen und potenziell langwierigen Periode aus." Der Kryptowinter 2018 habe sich im Grunde über ein ganzes Jahr erstreckt, nicht nur über den Winter auf der Nordhalbkugel.

«Umfeld hat sich eingetrübt»

"Das regulatorische Umfeld hat sich deutlich eingetrübt", sagt Marktanalyst Edward Moya von Oanda. "Das Weisse Haus könnte bald einige Herausforderungen für die nationale Sicherheit durch Kryptowährungen feststellen - und das Papier der Fed über digitale Zentralbankwährungen hat keine Antwort auf die Frage gegeben, ob wir einen digitalen Dollar sehen werden."

Für Antoni Trenchev, Mitbegründer und Chef der Kryptokredit-Plattform Nexo, liegt eine spürbare Abkühlung in der Luft. Ein weiterer Abstieg bei Bitcoin auf 28'000 bis 30'000 Dollar sei angesichts des starken regulatorischen und makroökonomischen Gegenwinds nicht auszuschliessen. "Ich erwarte aber keine Wiederholung des letzten Kryptowinters", so Trenchev.

Anders als im Winter vor drei Jahren sind die Investitionen im Krypto-Bereich nach wie vor robust - zumindest im Moment. Allein im Januar kündigte die Krypto-Börse FTX den Start eines 2 Milliarden Dollar schweren Venturefonds an, der auf Chancen im Web3-Bereich abzielt. Andreessen Horowitz will laut einem Bericht der Financial Times 4,5 Milliarden Dollar für Kryptofonds aufbringen. 

Auch ausserhalb des Risikokapital-Bereichs versuchen Unternehmen, ins Krypto-Ökosystem zu expandieren. Anmeldungen beim US-Patent- und Markenamt zeigen, dass Walmart  sich darauf vorbereitet, seine eigene Kryptowährung und nicht-fungible Token zu schaffen. Der amerikanische Spielehändler GameStop plant noch in diesem Jahr die Einführung eines eigenen NFT-Marktplatzes.

Auch für Budd White vom Krypto-Handelsspezialisten Tacen ist am Kryptomarkt lediglich eine Preiskorrektur im Gange, und nicht etwa ein Dauerfrost. "Ich glaube nicht, dass wir in einen Kryptowinter eintreten, weil es immer noch eine zunehmende Dynamik auf der Build-Seite gibt - wir sehen einfach realistischere Preise für das, was derzeit gebaut wird", so der Chef-Produktentwickler des Hauses.

(Bloomberg)

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